In den breiten ländlichen Regionen Chinas ist inzwischen das Wort "Fernbildung" kein Fremdwort mehr in den Bauernhaushalten. Eingeführt sind in vielen chinesischen Provinzen die sogenannten "Fernbildungskurse".

Während unserer Reise durch den Kreis Baiyun in der Nähe von Guiyang, der Hauptstadt der südwestchinesischen Provinz Guizhou, hörten wir vieles von der "Fernbildung". Für viele Bauern in der Gegend ist das Wort heute im wahrsten Sinne ein Synonym für das Wort "Reichtum".

Der Bauer Qin Huaiyou aus dem Dorf Qingshan, den wir trafen, besitzt zehn Gewächshäuser für seine Blumenzucht. Er ist stolz auf seine Technik, die er per Fernbildung erworben hat:

"Im Vergleich zum Reisanbau bringt mir die Blumenzucht entschieden mehr Einkommen. Mein Einkommen konnte ich um das zwei- bis dreifache steigern. Durch Fernbildungskurse habe ich einige erfolgreiche Anbautechniken erlernt und kann nun zum Beispiel auch Pflanzenkrankheiten und Blumenschädlinge mit eigenen Mitteln erfolgreich bekämpfen. Unsere Produkte werden nach Singapur und nach Thailand exportiert. Die Fernbildungskurse besuchen wir zwei bis drei Mal in der Woche. Wir schauen auch zu Hause lehrreiche VCD-Filme an, die wir ausleihen können."

Die Landwirtschaft in der südwestchinesischen Provinz Guizhou ist methodisch veraltet gewesen. 2003 wurde damit begonnen, die Verbreitung der ländlichen Fernbildung in der Provinz zu erproben. Früher war Qingshan ein traditionelles landwirtschaftliches Dorf, in dem alle Einwohner ihr Haupteinkommen aus dem Wasserreisanbau erwarben. Nun ist die Anbau- und Züchtungsstruktur in dem Dorf nach der Einführung der Fernbildungskurse ganz gewaltig verändert worden. Blumenzucht ist inzwischen in dem Dorf angesagt.

Man Changchun ist ein Verantwortlicher in dem Kreis Baiyun. Das Dorf Qingshan sei dabei ein Beispiel der bislang erfolgreichen Fernbildung in seinem Kreis. Er sagt uns:

"Viele Bauern in diesem Dorf haben sich auf Blumenzucht spezialisiert. Die Fernbildung hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Die Stadt Guiyang und der Kreis Baiyun haben jeweils einen Fernsehkanal für Fernbildungskurse in ländlichen Regionen angelegt. Jede Woche werden Kurspläne an Bauernhaushalte verteilt. Man kann auch Materialien aus entsprechenden Webseiten herunterladen. Das Ergebnis ist, dass zahlreiche Dorfbewohner durch die Fernbildung schnell reich geworden sind. Allein im Dorf Qingshan gibt es insgesamt 500 Gewächshäuser. Die durchschnittlichen Einkommen der Bauern in unserem ganzen Kreis sind um mindestens 10 Prozent erhöht worden."

Qin Guilin wohnt ebenfalls in dem Dorf Qingshan. Er gehört zu den ersten Bauern des Dorfes, die sich auf Blumenzucht spezialisiert haben. Die Blumen wie Kalla, Azaleen, Rosen und Chrysanthemen aus seinen 10 Gewächshäusern werden in vielen chinesischen Städten verkauft. Die Fernbildung war schuld, dass er starkes Interesse für den Blumenanbau empfunden hat.

"Die Fernbildung bei uns haben die Behörden enorm unterstützt. Wir profitierten sehr von dieser Ausbidungsmethode. Statt anfangs nur 20 gibt es heute 500 Gewächshäuser in unserem Dorf. Wir haben uns praxisorientierte Erkenntnisse und Techniken angeeignet. Jeden Abend um sechs Uhr kann man bei uns im Dorf die Fernbildungskurse empfangen, wenn man will. Die Kurspläne werden an alle Haushalte verteilt."

Wie in der Provinz Guizhou wird auch in zahlreichen anderen chinesischen Provinzen die ländliche Fernbildung energisch gefördert. Eingesetzt werden dabei moderne digitale Übertragungstechniken, um die Fernbildungsnetze zu etablieren. Es soll bis 2010 eine große Fernbildungsplattform entstehen, die über 700.000 Dörfer und mehr als 40.000 Gemeinden erfassen wird. Ziel ist, immer mehr Bauern in China dazu zu bewegen, durch fachliches Wissen ihr eigenes Leben zu verbessern.