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Deutsches Dualsystem seit 15 Jahren in Pingdu praktiziert
   2005-10-18 17:19:28    cri

In China wird derzeit geplant, das Ausmaß der mittleren Berufsbildung auszubauen. Ziel ist, viele Millionen qualifizierte Werktätige und spezialisierte Fachkräfte auszubilden. Immer mehr wird in der Berufsbildung in China von dem deutschen dualen System gesprochen, das praktische Ausbildung in dem Ausbildungsbetrieb mit der theoretischen Ausbildung in der Berufsschule kombiniert. Seit 15 Jahren praktiziert die deutsche Hans-Seidel-Stiftung in der Stadt Pingdu der ostchinesischen Küstenprovinz Shandong das deutsche duale Ausbildungssystem. Wie das alles da funktioniert, das erfahren Sie gleich:

Unter den zahlreichen chinesischen Berufsschulen ragt das Berufsbildungszentrum in Pingdu dadurch heraus, weil es das aus Deutschland eingeführte duale Ausbildungssystem praktiziert. Das chinesisch-deutsche Projekt der dualen Berufsausbildung wurde 1990 ins Leben gerufen. Der deutsche Partner ist die Hans-Seidel-Stiftung (HSS).

Zur Zielsetzung erklärt uns der deutsche Projektleiter Simon Numberger:

"Das erste ursprüngliche Ziel des Zentrums war und ist immer noch, die Berufsbildung in Anlehnung an das deutsche duale Ausbildungssystem hier in China zu verbreiten und zu unterstützen, damit dieses Berufsbildungssystem in China etabliert wird. Zweites Ziel ist, ein berufspädagogisches Fortbildungszentrum aufzubauen für eine qualifizierte Lehrerfortbildung - zum großen Teil für berufsbildende Lehrer, aber auch für Fachleute aus der Wirtschaft. Das dritte Ziel ist, für die ländliche Umgebung hier in Pingdu mit dem Lehrversuchsgut einen Beratungsstandort für die Bauern zu etablieren und die Landwirtschaft hier zu fördern."

Warum aber gerade Pingdu zum Standort gewählt wurde, dazu sagt uns nochmals Simon Numberger:

"Es gibt Tausende von Städten wie Pingdu mit der gleichen Größe und einem vergleichbaren Umfeld. Die Hans-Seidel-Stiftung hat mehrere Niederlassungen in großen Städten wie Beijing, Nanjing und Shanghai. Und die HSS wollte ein Projekt in einer ländlichen Region durchziehen. Hinzu kommt, dass die Provinz Shandong eine Partnerprovinz des Freistaates Bayern ist, und HSS kommt ja aus Bayern. Und deswegen wurde die Provinz Shandong ausgewählt. Dass dann die Wahl auf Pingdu gefallen ist, liegt daran, dass das Bildungsministerium unserer Stiftung Pingdu als Standort angeboten hat. Der Standort war im ländlichen Bereich, also unsere Wunschvorstellung, und er war ein sehr guter Standort."

Seitdem die deutsche duale Ausbildung hier praktiziert wurde, hat die 1979 gegründete staatliche Schwerpunktberufsschule eine sehr schnelle Entwicklung erlebt. Dazu sagt uns der stellvertretende Schulleiter und chinesische Projektleiter Liang Xianzong:

"Das Berufsbildungszentrum Pingdu hat zur Zeit 7.280 Schüler sowie 560 Lehrer und Mitarbeiter. Die Schule nimmt eine gesamte Fläche von etwa 38 Hektar ein. Jährlich nehmen wir mehr als 500 Schüler aus 21 Provinzen und Autonomen Gebieten auf. Zudem haben wir landesweit noch 14 Filialen. Derzeit planen wir, das duale Ausbildungssystem auch nach Westchina zu bringen und damit zur dortigen Entwicklung beizutragen. Von uns waren über 40 Lehrer einmal zur Fortbildung in Deutschland. Sie bilden nun das Rückgrat unserer dualen Ausbildung."

Die Berufsrichtungen, die mit dem BBZ Pingdu einhergehen, seien alle sehr gut aufgebaut, was dem dualen System in erster Linie zu verdanken sei, erklärt uns weiter der Vize-Schulleiter Liang:

"Bei dem dualen System geht es vor allem darum, Fähigkeiten zu erlangen. Dabei ist das schulische Lernen mit der Praxis in Betrieben eng verbunden. Die Ausbildung durch Betriebspraxis wird besonders hervorgehoben, was ja äußerst gut ist für untere und mittlere technische Berufe. Nach der Ausbildung sind die Schüler direkt vollwertige Arbeitskräfte. Unser Ziel also ist, Werktätige auszubilden, die wirklich und mit guter Qualität arbeiten können. Deshalb sind unsere Schüler stark befähigt sowohl in unterrichteten Fächern und der Berufspraxis als auch in der Gesellschaft."

Welche Fächer werden hier vermittelt? Dazu noch einmal Simon Numberger:

"Wir haben begonnen mit den drei Berufen Landmaschinenmechaniker, Landwirt und Obst- und Weinbauer. Diese drei Berufe waren deswegen wichtig, weil wir in einer ländlichen Region sind. Es hat sich aber dann herausgestellt, dass auch der Beruf des KFZ-Mechanikers in der ländlichen Region notwendig ist, ebenso der Beruf des Sanitärinstallateurs, des Heizungs- und Klimatechnikers. Auch Elektriker und mittlerweile auch Tierwirte sind in ländlichen Regionen gern ausgeübte Berufe und in Zukunft sollen sogar noch Fleischer und Fachkräfte für die Milchverarbeitung hinzukommen, weil im ländlichen Bereich diese Berufe sehr gefragt sind."

Inzwischen ist das duale Ausbildungssystem in Pingdu zu einem Anziehungspunkt für auswärtige Investitionen in der Provinz geworden. Da sich viele auswärtige Betriebe und Joint-Venture-Betriebe in den Küstengebieten der Provinz Shandong ansiedeln, brauchen sie vor Ort zahlreiche hochwertige Arbeitskräfte. Die Absolventen des Berufsbildungszentrums Pingdu können alle ohne Problem eine Arbeitsstelle finden. Ihre Arbeitsaussichten sind äußerst gut, weil das Ausbildungsziel und die Berufsrichtung korrekt festgelegt seien. Dazu der Vize-Schulleiter Liang Xianzong:

"Unsere Absolventen, die als Facharbeiter in den Fabriken arbeiten, verdienen monatlich im Durchschnitt 1400 bis 1500 Yuan RMB. Manche Absolventen sind sogar Manager oder Abteilungsleiter geworden und können bis zu 80.000 Yuan pro Jahr verdienen."

Liang fügt weiter hinzu, dass das BBZ Pingdu in den vergangenen 15 Jahren bereits mehr als 5.000 Berufsschullehrkräfte aus ganz China ausgebildet hat. Seit 1999 ist das Zentrum ein wichtiger staatlicher Standort für berufspädagogische Fortbildung. Das Zentrum hat sich inzwischen landesweit einen großen Namen gemacht.

Das deutsche Berufsbildungsmodell hält Liang Xianzong für perfekt und für die breiten chinesischen ländlichen Regionen durchführbar. Liang Xianzong:

"Man kann sagen, bei der Entwicklung der gesamten chinesischen Berufsbildung hat unser Zentrum eine positive Rolle gespielt. Zudem ist es für die Vorantreibung der Reform der Ausbildung auf dem Lande wie auch für die Umstrukturierung der Landwirtschaft von modellhafter Bedeutung. Ein Teil unserer Absolventen hat ja tatsächlich auch eine Intelligenzstütze für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung auf dem Lande dargestellt."

Im nächsten Schritt will das Berufsbildungszentrum Pingdu vor allem Zweigstellen in Xingjiang, Sichuan, Yunnan sowie in weiteren westchinesischen Regionen eröffnen. Das deutsche duale System für Berufsbildung soll schließlich nicht nur der wirtschaftlichen Entwicklung in Ostchina, sondern auch der in Westchina dienen.

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