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China und Deutschland arbeiten in der Meeresgeologie stärker zusammen
   2005-10-20 10:45:27    cri
Professor Dr. Dr. Erwin Suess, Geschäftsführer des Konsortiums deutscher Meeresforschung, hielt sich kürzlich in Beijing und Kunming auf. Bei einer Gelegenheit sprach der ehemalige Leiter des Kieler Instituts für Meeresforschung bei der Leibnitz Gesellschaft GEOMAR mit Radio China International. Dabei ging er auf die Zusammenarbeit und den Austausch mit chinesischen Universitäten und Institutionen ein. Außerdem stellte uns der bekannte Methaneisforscher auch die jüngsten Schritte in der weltweiten Methaneisforschung vor. Hier lesen Sie das Gespräch, das unsere Kollegin Qiu Jing mit ihm führte:

Qiu: Prof. Suess, was machen Sie derzeit in China?

Suess: Ich bin hier, um Projekte in China anzukurbeln, zum Beispiel mit der Organisation COMRA, der Chinese Ocean Mineral Ressources and Development Association. Es wird in diesem Jahr ein Projekt der COMRA in China anlaufen, an dem sich deutsche Institute gern beteiligen würden. Und ich bin hier, um Kontakte zu knüpfen.

Qiu: Seit wann pflegt GEOMAR Kontakte mit China? Nennen Sie uns bitte ein paar Beispiele?

Suess: Kontakte mit chinesischen Kollegen gibt es schon seit längerer Zeit. Aber in allen Fällen oder in den meisten Fällen sind es Einzelkontakte gewesen. Wir hatten über den DAAD und auch über die Humbolt-Stiftung Forscher aus China in Deutschland, die in Kiel gearbeitet haben. In vielen Fällen sind es ehemalige Studenten, die nach Studienabschluss erneut nach Kiel gekommen sind. Auf diese Weise haben sich über längere Zeit Kontakte aufgebaut. Vor allen Dingen glaube ich, die Tongji Universität in Shanghai, die ja eine deutliche deutsche Geschichte hat, ist in Kiel stark vertreten. Dann gibt es sehr gute Kontakte zwischen Hangzhou in der Provinz Zhejiang, das ist eine Partnerprovinz des Bundeslandes Schleswig-Holstein, aus dem ich stamme. Dort gibt es einen regen Austausch in der Medizin. Unsere Kontakte in der Meeresforschung sind aber auf Einzelkontakte zunächst aufgebaut gewesen. Dann kam es aber über mehrere Organisationen wie COMRA und SOA (Chinese State Ocean Adminstration) zu Kontakten und Anfragen, ob wir größere Projekte machen könnten. Wir haben gemeinsam in China in der Forschung bestimmte Themen durchleuchtet und dann ausgewählt, zum Beispiel diese Gashydratforschung. ... ton8 3:24 Wir haben sehr gute Kontakte mit der China University of Geoscience, auch in Hangzhou mit dem Second Institut of Oceanography und mit der Nanjing Universität. Wir sind, glaube ich, in einer guten Phase dieser Zusammenarbeit.

Qiu: Kommen Sie oft zu Seminaren und Vortragsreisen nach China?

Suess: Ich habe bei meinem ersten Besuch in China vor fünf Jahren in mehreren Städten und mehreren Universitäten Vorträge gehalten. Es waren 25 verschiedene Vorträge bei 25 verschiedenen Institutionen. Und das hat beiden Seiten, auch den Zuhörern, so nehme ich an, viel Spaß gemacht und auch viel gebracht. Auch im Zusammenhang mit dieser Südchina-Reise war ich natürlich mehrmals hier und habe referiert. Und vor einem Jahr habe ich an der Geologischen Universität und am 2. Institut für Meeresforschung in Hangzhou eine Ehrenprofessur bekommen. Aus diesem Anlass und in diesem Zusammenhang ist es mir möglich, häufiger solche Vorträge zu halten, obwohl ich keine semesterlangen Kurse durchführe. Das ist auch nicht erforderlich.

Qiu: Haben Sie Schüler aus China oder promovieren bei Ihnen Chinesen?

Suess: Wir haben in der Vergangenheit Studenten aus China gehabt, die in Kiel promoviert haben. Und zur Zeit ist eine Wissenschaftlerin aus Hangzhou als Postdoktorantin in Kiel. Jetzt haben wir vereinbart, dass im Herbst drei Mitarbeiter von Marinegeology Servey aus Guangzhou kommen und dass bestimmte Arbeiten in Kiel durchgeführt werden.

Qiu: Sie haben im vergangenen Oktober die Gustav-Steinman-Medaille von der Geologischen Vereinigung erhalten. Was sagen Sie als weltbekannter Methaneisforscher zu möglichen umweltlichen Folgen einer Förderung und Nutzung von Methaneis? Wie sehen die jüngsten Fortschritte bei der Forschung auf diesem Gebiet aus?

Suess: Da kann man sehr viel antworten auf diese Frage. Man muss sich vor Augen halten, dass durch die Ausbeutung von Methaneis - sollte es denn gelingen - und dessen Nutzung das Problem des CO2-Ausstoßes nicht gelöst ist. Es gibt andere Nationen, die sich ebenfalls damit beschäftigen, z.B. Indien, Japan, Südkorea und die USA und Kanada. Das sind die Nationen, die zur Zeit die umfangreichsten Forschungsaktivitäten entwickeln. Wenn es dann tatsächlich dazu kommt, dass einige dieser Länder - oder alle - Methan als Energieträger benutzen, dann muss auch das Ausstoßproblem gelöst werden. Denn Sie wissen ja, dass alle Industrienationen einschließlich China, denke ich, sich in Zukunft bemühen werden, Energieträger zu nutzen, die kein CO2 mehr produzieren, wegen des Treibhauseffektes. Und dieses Problem wird nicht durch die Gashydratförderung gelöst, es wird nur etwas reduziert. Der Energiegewinn, den man aus Methan erzielt, ist höher als der Energiegewinn, den man aus von einer gleichen Menge Kohlenstoffe aus Öl oder Kohle bekommt. Aber das sind minimale Unterschiede, die man eigentlich nicht in einem Budget einrechnen kann. Aber mein Standpunkt ist, dass die Nutzung des Methanhydrates uns nicht dazu bringt, dass sich der CO2-Ausstoß verringern wird. Es wird ein Vorteil sein, diese Energiequelle als zusätzliche Reserve zu haben. Alle Energieforscher werden Ihnen sagen, dass man auf fossile Energieträger in der nahen Zukunft nicht verzichten kann. Es wird nicht möglich sein, den gesamten Energieverbrauch durch erneuerbare Energien oder durch Nuklearenergie zu decken, man muss in Zukunft weierhin einen bestimmten Anteil aus fossilen Energieträgern nutzen. Und in dem Falle kann man dieses Methanhydrat dazu rechnen, es wird in einigen Ländern sicher ein Vorteil sein, dass sie diese Technologie nutzen. Es gibt natürlich auch von der Grundlagenforschung her sehr interessante Aspekte, die hier eine Rolle spielen. Zum Beispiel, dass der Meeresboden in Gebieten mit Methanhydratvorkommen durch ganz besondere Organismen besiedelt ist und dass diese Organismen sich ganz elegant darauf eingestellt haben, das Methan als Energie oder auch Kohlenstoffquelle zu nutzen. Und das eröffnet ein ganz neues Forschungsgebiet in der Meeresbiologie oder auch in der Meeresmikrobiologie. Zur Zeit finden eigentlich die interessantesten Fortschritte auf diesem Gebiet statt, nicht mehr so sehr in der Exploration oder im Auffinden von Methanhydrat am Meeresboden, sondern eher darin, was diese Organismen damit anzustellen. Aber das ist halt eben in der Grundlagenforschung so, man kann das nicht vorausbestimmen, wo man die interessanten Ergebnisse findet, sondern man muss jedes Mal schauen und sozusagen eine neue Orientierung seiner Forschungsziele durchführen. Und eben zur Zeit ist es so, dass die Mikrobiologie die interessantesten Ergebnisse der Gashydratforschung eigentlich produziert.

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