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Gemeinsame Suche nach brennbarem Eis im Südchinesischen Meer
   2005-10-20 10:45:07    cri

Bislang sind bereits in über 10 Prozent aller Meeresgebiete Methanhydrate nachgewiesen worden. Gibt es in den ausgedehnten chinesischen Meeresregionen auch Vorräte dieser Zukunftsenergie? Auf einer gemeinsamen Expeditionsreise vom Juni bis Juli letzten Jahres haben chinesische und deutsche Meeresgeologen dazu eine zufriedenstellende Antwort gefunden.

"Brennbares Eis" - diese als Energiereserve der Zukunft geltenden Methanhydrate, haben seit Ende des letzten Jahrhunderts Wissenschaftler in aller Welt beschäftigt. Bei geschätzten zwölf Milliarden Tonnen Methaneis ist mehr als doppelt so viel Kohlenstoff gebunden wie in allen Erdöl-, Erdgas- und Kohlevorräten der Welt. Bislang sind bereits in über 10 Prozent aller Meeresgebiete diese Methanhydrate nachgewiesen worden. Gibt es in den ausgedehnten chinesischen Meeresregionen auch Vorräte dieser Zukunftsenergie? Auf einer gemeinsamen Expeditionsreise vom Juni bis Juli letzten Jahres haben chinesische und deutsche Meeresgeologen dazu eine zufriedenstellende Antwort gefunden.

Am 15. Juli 2004 ist das weltweit bekannte deutsche Forschungsschiff "Die Sonne" mit 32 deutschen und chinesischen Meeresgeologen an Bord in der ostchinesischen Hafenstadt Shanghai angekommen - mit großer Ausbeute in der Tasche, die wichtige Beweise für das Vorhandensein von Methanhydraten im Südchinesischen Meer lieferten, darunter mehrere Tonnen Sedimente und weitere zahlreiche mit Methanhydraten verbundene Materialien und Bivalven. Im Hafen von Shanghai wurde das Team von Regierungsvertretern beider Länder und der chinesischen Öffentlichkeit feierlich begrüßt.

Am 2. Juni stach von Hongkong aus das Forschungsschiff "Sonne" ins Meer. 18 chinesiche Wissenschaftler mit ihren 14 Kollegen aus Deutschland arbeiteteten 42 Tage erfolgreich auf dem Schiff, die lange Reise hatte sich gelohnt. Dank kabelgebundener Fernsehenüberwachung des Meeresbodens und Sammlung diverser Bodenproben mit modernen Baggern sowie weiteren verschiedenen Mitteln haben die Meeresgeologen ihr Forschungsziel erreicht. Dazu sagt uns der chinesische Projektkoordinator, Dr. Wu Nengyou vom Guangzhouer Erkundungsamt für Meeresgeologie beim chinesischen Ministerium für Land und Ressourcen:

"Wir haben wichtige direkte Beweise für das Vorhandensein von brennbarem Eis gefunden. Zum einem haben wir am nördlichen Festlandsockel des Südchinesischen Meeres ein großes Gebiet von Karbonatfelsen entdeckt. Entstanden waren sie vor etwa 46.700 Jahren durch Eruptionen der sogenannten kalten Quellen aus Methangashydraten. Das Gebiet ist rund 430 qkm groß und stellt damit die bislang weltweit größte Zone von Karbonatfelsen dar. Zudem haben wir dort auch Thallophyten und Bivalven, die in Symbiose mit Methangas leben, entdeckt."

Mit einem Methangehalt von 80 bis 99.9 Prozent verfügt dieses Gashydrat über eine Kristalstruktur, die bei tiefen Temperaturen unter hohem Druck entsteht. Diese feste farblose Verbindung von Methangas und Wasser sieht genau wie Eis aus. Und sein von Wassermolekülen vollständig umschlossenes Methan kann angezündet werden. Deshalb nennt man diese Substanz brennbares Eis oder Methaneis. Normalerweise existiert Methaneis in Permafrostböden der polaren Regionen oder im Tieftemperaturbereich der Meere in 400 bis 3.000 Meter Wassertiefe. In Methaneis steckt doppelt so viel Kohlenstoff wie in allen Erdöl-, Erdgas- und Kohlelagerstätten zusammen. Ein Kubikmeter brennendes Methaneis ist in der Lage, 164 Kubikmeter Methangas abzugeben.

Der deutsche Chefwissenschaftler des Projekts, Professor Dr. Erwin Suess vom dem Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel (IFM-GEOMAR), ist international bekannt für seine Forschungen in Biogeochemie in Meeren. Als erster in der Welt hat er Methangashydrate im Mexikanischen Golf entdeckt. Die Entdeckung im Südchinesischen Meer ist für ihn von besonderer Bedeutung. Denn sowohl der Mexikanische Golf als auch der Norwegische Golf oder andere Gebiete, wo zuvor Gashydratereserven entdeckt wurden, gehören alle zu aktiven Kontinentalrändern. Das Südchinesische Meer aber befindet sich an einem passiven Kontinenalrand.

Das sei gerade der Grund, warum Meeresbiologen beider Länder auf der deutschen "Sonne" zusammenkamen, wie uns Dr. Wu Nengyou erklärt. Wenn man über Methaneisforschung spreche, dann seien deutsche Wissenschaftler die erste Adresse. Die deutsche Seite wolle damit einen Durchbruch in ihrer Forschung erzielen und die entsprechenden Theroriegrundlagen bereichern. Deshalb fand Dr. Wu sofort starkes Interesse an der deutschen Forschung, und seine erste E-Mail landete im Jahre 2000 bei Professor Dr. Erwin Suess. So kam es im August 2000 zur ersten China-Reise des bekannten deutschen Meeresgeologen, der damals das Kieler Institut leitete. Dabei wurde bereits die erste Bereitschaft von beiden Seiten zur Kooperation geäußert.

Seitdem schlugen einschlägige Partnerinstitutionen und Behörden beider Länder energisch die Werbetrommel für das große Vorhaben. Ohne großartige Leistungen von Prof. Suess und ohne großzügige finanzielle Unterstützung des deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des chinesischen Ministeriums für Land und Ressourcen wäre das Projekt wohl kaum zustande gekommen, so der chinesische Projektkoordinator Dr. Wu Nengyou. Auch das chinesische Wissenschaftsministerium habe Mittel für das Projekt bereitgestellt.

Die starke Besatzung des Forschungsschiffes mit dem deutschen Chefwissenschaftler Professor Suess und dem chinesischem Chefwissenschaftler Professor Huang Yongyang an der Spitze war also eine wichtige Garantie für die erfolgreiche Reise. Die 14 deutschen Wissenschaftler kamen vom Kieler Institut, der Universität Bremen und der Technischen Universität Berlin. Die 18 chinesischen Wissenschaftler entsandten das Chinesische Geologische Erkundungsamt, das Guangzhouer Erkundungsamt für Meeresgeologie, die chinesische Universität für Geologie, die Nanjing-Universität sowie das staatliche Meteorologieamt und mehrere andere Institute. Dr. Wu Nengyou sagt:

"Es ging dabei um eine substanzielle Zusammenarbeit, nicht aber um reines Lernen von deutschen Experten an Bord. In einer äußerst guten Atmosphäre zeigten unsere deutschen und chinesischen Kollegen Arbeitseifer und Tüchtigkeit. Rund um die Uhr arbeiteten wir im Turnus gemischt in 6 Gruppen. Da die deutschen Teammitglieder im Durchschnitt älter waren, arbeiteten die jüngeren chinesischen Wissenschaftler in der Schicht von 2 bis 4 Uhr morgens früh."

Doch die deutsche Rücksichtnahme hat die Chinesen auch beeindruckt. Dr. Wu sagt:

"Alles, was man an Bord zu essen bekam, war rein europäisch, woran wir Chinesen gar nicht gewohnt waren. Doch der Schiffseigner, die Bremer Reedergemeinschaft für Forschungsschifffahrt, nahm große Rücksicht auf uns. Sie engagierten für uns extra einen Koch und Dienstpersonal, die zwar in Deutschland aufgewachsen aber doch chinesischstämmig waren. Sie konnten zwar kaum chinesisch kochen, aber wir konnten mit ihnen Chinesisch reden und unsere kulinarischen Wünsche erläutern, die dann auch erfüllt wurden. So war das Leben auf der Sonne für uns leichter."

Wegen der schlechten Seewetterlage - zwei große Taifune erlebten die Wissenschaftler - musste das Forschungsteam zeitweise seine primäre Arbeit einstellen. Sie wollten aber die Zeit nicht vergeuden und veranstalteten auf der "Sonne" zwei Forschungseminare. Zehn Wissenschaftler hielten dabei wissenschafttliche Vorträge, was zum akademischen Austausch und zur Wissenserweiterung beider Seiten beitrug.

Gegenüber unserem Sender sagt Dr. Wu ferner, er und seine chinesischen Kollegen schwärmten alle von den Arbeitsbedingungen auf der "Sonne", die heute als eines der modernsten und erfolgreichsten Forschungsschiffe der Welt bekannt ist.

Moderne Winden und Bagger bringen Proben des Meeresbodens mittels der Fernsehüberwachung aus 1000 Meter Wassertiefe ans Deck, das sehr großen Platz bietet. Ausgestattet ist das Schiff zudem mit Systemen zur Antriebsposition und Unterwasserposition. Sie kann drei Kilometer lange Stränge mit Schallquellen hinter sich herziehen. Die Schallwellen werden im Meeresboden reflektiert, und aus dem Wellenmuster errechnet der Computer ein dreidimensionales Bild des Untergrundes. Darauf können Methaneisvorkommen identifiziert werden.

Von der "Sonne" wurde bereits im August 1996 das erste größere Vorkommen des begehrten Methaneises im Nordostpazifik entdeckt. Und im Indischen und im Atlantischen Ozean entdeckten "Sonne"-Expeditionen auch große Vorkommen von Methaneis. Dass man heute mit Hilfe der "Sonne" doch auch im Südchinesischen Meer Methaneisvorkommen entdecken konnte, sei ein gemeinsamer Erfolg chinesischer und deutscher Wissenschaftler und damit auch ein kräftiger Ausdruck einer Zusammenarbeit des gegenseitigen Nutzens, betont Dr. Wu Nengyou:

"In unserer Kooperationsvereinbarung ist festgehalten, dass alle Forschungsmaterialien beiden Seiten gehören. Alle Sedimente, Steine und Erde sind je zur Hälfte an beide Seiten verteilt worden. Nur die jeweiligen Forschungsschwerpunkte sind ein bisschen anders. Die geborgenen Bodenproben und andere Materialien werden derzeit noch in den Labors unserer beiden Länder analysiert."

Die Fachkreise erwarten schon jetzt die Veröffentlichung des Cruise Reports jeweils in Englisch und Chinesisch noch vor Ende März dieses Jahres. Wie geplant soll im Oktober 2005 in Kiel ein Symposium über das Projekt stattfinden. Und für den Dezember ist die Einberufung einer Arbeitssitzung in China vorgesehen. Dabei werden beide Seiten über die nächsten Schritte der Zusammenarbeit diskutieren.

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