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Die Nutzung der Erfahrungen aus der deutschen dualen Berufsbildung für Chinas ländliche Entwicklung
   2005-10-18 17:18:41    cri
Das duale System der Berufsbildung in Deutschland hat bislang wie kein anderes Bildungssystem der Welt die Reform der beruflichen Aus- und Weiterbildung in China beeinflusst. Erste Beispiele für eine Umsetzung des deutschen Systems in China gibt es bereits an drei Forschungsinstituten für berufliche und technische Ausbildung, die nach einer Regierungsvereinbarung zwischen beiden Ländern gegründet worden sind. Es handelt sich dabei um das zentrale Institut in Beijing und die zwei regionalen Institute im ostchinesischen Shanghai bzw. im nordostchinesischen Shenyang.

Die chinesisch-deutsche Kooperation im Bereich der Berufsbildung besteht inzwischen seit über 20 Jahren. Doch seit mehr als fünf Jahren spricht man in China nun öfters von deutschen Expertisen bei der Ausbildung für landwirtschaftliche Berufe.

Guo Ruifen arbeitet bei einem Gemeindebetrieb für die Verbreitung moderner Agrartechnologien im Kreis Luanxian in der nordchinesischen Stadt Tangshan. Jeden Tag sammelt sie im Internet Informationen über neue Technologien und stellt diese dann rechtzeitig in das landwirtschaftliche Datennetz des Kreises. Als Schülerin einer Fachschule für landwirtschaftliche Berufe, ein gemeinsames chinesisch-deutsches Ausbildungsprogramm in Luanxian, beherrscht sie bereits die Technik, Esspilze zu züchten. Diese Technik gibt sie inzwischen oft an Bauern in der Umgebung weiter. Im vergangenen Jahr ist es ihr gemeinsam mit ihren Kollegen sogar gelungen, einen 8,4 Kilo schweren weißen Bailing-Pilz heranzuzüchten. Nicht ohne Stolz sagt sie uns:

"Wir haben praxisorientierte Fächer in den Bereichen Computer, landwirtschaftliche Maschinen, Metall- und Holzverarbeitung, Pflanzen-, Blumen- und Viehzucht. Dadurch werden unsere Fachgebiete erweitert und unsere Fähigkeiten erhöht. Bereits in der ersten Klasse bestanden 30 Prozent der Studienzeit aus Praxisunterricht."

Wie Guo Ruifen haben bislang auch rund 3.000 weitere Absolventen aus fünf ländlichen Berufsfachschulen in der nordchinesischen Stadt Tangshan von dem chinesisch-deutschen Ausbildungsprogramm profitiert. Das sechsjährige Projekt im Rahmen der technischen Zusammenarbeit beider Regierungen wurde von der Bildungsbehörde der Provinz Hebei und der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GTZ gemeinsam durchgeführt. Ziel war es, die deutschen Erfahrungen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung für den Aufbau eines Ausbildungsmodells für landwirtschaftliche Berufe in China zu nutzen. Dazu der Projektleiter der GTZ, Dr. Jürg Steiger:

"Insofern ist dies ein ganz wichtiger Punkt zur Sammlung von Erfahrungen. Der zweite entscheidende Punkt ist die Modellfunktion. Wir wollen etwas gemeinsam erproben - deutsche Erfahrungen, deutsche Technologien und chinesische Technologien. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Modell auch übertragbar ist auf andere Regionen hier in der Provinz, aber auch auf andere Provinzen in China."

Den Einfluss des deutschen dualen Berufsbildungssystems spürt der Viehzucht-Lehrer Zhang Xue an der Luannan-Berufsschule, der eine dreimonatige Ausbildung in Deutschland erhalten hatte, in seinem eigenen Unterricht:

"Bei der Unterrichtsgestaltung habe ich von dem Unterrichtsmodell des dualen Systems in Deutschland viel übernommen. Im Unterrichtsverlauf bilden immer die Schüler das Zentrum. Mit Hilfe moderner Unterrichtsmittel wie Multimedia beteiligen sich die Schüler aktiv am gesamten Lernprozess. Dadurch wird passives Zuhören in aktives Lernen umgewandelt. Am wichtigsten dabei ist es, den Schülerinnen und Schülern Lernmethoden beizubringen und sie zur selbständigen Analyse zu führen."

Neben der experimentellen Suche nach einem praxisorientierten Unterrichtsmodell, das den Gegebenheiten in ländlichen Regionen Chinas entspricht, hat man in Tangshan zahlreiche Lehrkräfte und Managementpersonal ausgebildet. So erhielten mehr als 50 Rektoren, Lehrer und Verwaltungsangestellte entsprechende Ausbildungskurse in Deutschland und Singapur. Landesweit wurden über 1.500 Lehrkräfte im Rahmen dieses Projektes ausgebildet.

Als eine der wichtigsten Erfahrungen bezeichnet der Bildungsexperte im Zentralen Chinesischen Berufsbildungszentrum, Dr. Zhao Zhiqun, die gute Verbindung von Unterricht und Praxis:

"Wir suchen für die Schülerinnen und Schüler geeignete Betriebe, wo sie ihre Praxis erhalten. Wir haben ein Vertragsmuster für die Betriebspraxis der Schüler erarbeitet und dadurch die Qualität der Praktika gesichert. Bisher pflegen wir mit mehr als 50 Betrieben eine gute Kooperation. Dank der Unterstützung der GTZ haben wir in den Kreisen Qian'an, Leting, Luannan und Luanxian insgesamt mehr als 1.000 Werkhallen für die praktische Ausbildung in Metall- und Holzverarbeitung sowie im Umgang mit landwirtschaftlichen Maschinen, Erde und Pflanzen angelegt."

Von Anfang an hat das chinesische Bildungsministerium dem Projekt in Tangshan große Aufmerksamkeit geschenkt. Eigentlich hat die chinesische Berufsbildung in vielerlei Hinsicht von dem deutschen dualen System der Berufsbildung profitiert. Dazu der zuständige Abteilungsleiter für Berufs- und Erwachsenenbildung beim chinesischen Bildungsministerium Liu Jiantong:

"Die vergangenen mehr als 20 Jahre sind die Geschichte einer groß angelegten Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland im Bereich der Berufsbildung. Dabei haben wir die guten Erfahrungen der deutschen Seite genutzt. Das Projekt in Tangshan zählt also zu dem erfolgreichsten und größten bilateralen Ausbildungsprojekt für landwirtschaftliche Berufe. Wir hoffen, dass dieses Projekt die Reform und Entwicklung der Berufsbildung nicht nur in Tangshan oder der Provinz Hebei, sondern darüber hinaus auch in ganz China fördern kann."

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