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Exklusivinterview mit Dr. Schmidt-Dörr, Direktor der DAAD-Außenstelle in Beijing
   2005-10-18 17:23:23    cri
- Ich freue mich, Herr Dr. Schmidt-Dörr, Sie als Ehrengast bei uns im Studio begrüßen zu können.

- Vielen Dank, Frau Qiu, dass Sie mich eingeladen haben.

- Die DAAD-Außenstelle in Beijing feiert in diesem Juli ihr zehnjähriges Bestehen. Und in einer Rede lob Bundespräsident Johannes Rau die Arbeit und die verschiedenen Programme des DAAD, die immer mehr chinesische Studenten zu einem Studienaufenthalt in Deutschland bewegt haben. Was würden Sie dazu sagen?

- Das ist natürlich zunächst einmal eine große Sache, auf die wir sehr stolz sind, wenn der Bundespräsident den DAAD nicht nur in einer Rede erwähnt, sondern auch lobend erwähnt, darüber freuen wir uns sehr. Aber unser Beitrag ist natürlich ein ganz Bescheidener in diesem Bereich. Wir bemühen uns da drum, hier in China über die Möglichkeiten, die Deutschland im Rahmen des Studiums und im Rahmen der Forschung bietet, zu informieren. Das ist eine wichtige Aufgabe hier der DAAD-Außenstelle.

Die Zahl der chinesischen Studierenden in Deutschland ist ja in den letzten Jahren enorm gewachsen. Wenn man etwas zurückschaut, im Vergleich zu vor 10 Jahren, gibt es heute viermal mehr chinesische Studierende in Deutschland. Und in den letzten 3 Jahren hat sich die Zahl allein verdoppelt. Wir sind jetzt auf einem sehr hohen Niveau angekommen, mehr als 20 000 Chinesinnen und Chinesen studieren regulär an deutschen Universitäten. Die sind regulär eingeschrieben zu einem grundständigen Studium oder einem weiterführenden Studium oder auch zur Promotion. Die Chinesen sind jetzt seit einigen Jahren bereits die größte Gruppe ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen. Und darüber freuen sich die deutschen Universitäten sehr.

- Haben Sie eine Statistik über die zur Zeit in China studierenden Deutschen? Ist dabei auch ein wachsender Trend zu beobachten?

- Hier ist es sehr schön zu sehen, dass auch das Interesse an China in Deutschland wächst, dass auch die Zahl der deutschen Studierenden hier in China in den letzten Jahren beträchlich gewachsen ist. Das chinesische Bildungsministerium macht Statistiken dazu und die weisen aus, dass im Studienjahr 2002-2003 - das sind die letzten Zahlen, die mir bekannt sind - 1 300 Deutsche in China studiert haben, für einen kürzeren oder längeren Zeitraum. Das ist auch deutlich gesteigerte Zahl gegenüber vorher. Man kann sagen, dass ungefähr ein Drittel davon über DAAD-bezogene Programme geht. Das heißt, 2/3, die gehen heute im Direktaustausch. Und das ist auch ein ganz positives Zeichen für die Dynamik der Hochschulbeziehungen.

- Die Arbeit von Ihnen beschränkt sich natürlich nicht allein auf Studenten und Lehreraustausch zwischen China und Deutschland. Welche Programme bieten Sie ansonsten noch in China?

- Ja, also eben haben wir gesprochen über den Bereich Information und Beratung. Daneben bieten wir Stipendien an, Stipendien vor allen Dingen für Nachwuchswissenschaftler im Rahmen der Promotion für Hochschullehrer und für Wissenschaftler. Das heißt, hier wird aus Mitteln der deutschen Bundesregierung fördern wir, dass Doktorandinnen und Doktoranden aus China entweder ein Teil ihrer Promotion oder im Einzelfall kann es auch eine Vollpromotion in Deutschland absolvieren.

- Ich habe auch von Ihrer Alummniarbeit gehört. Worum geht es eigentlich?

- Ja, das Konzept des DAAD ist so, dass wir nicht nur einen chinesischen Doktoranden oder einen chinesischen Hochschullehrer einmal fördern möchten, im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes in Deutschland. Sondern wir möchten weiterhin im Kontakt bleiben. Und das ist das, was wir als Alummniarbeit verstehen.

DAAD ist noch im Kontakt mit ungefähr 17 0800 ehemaligen Geförderten in China, von denen wir auch tätsächlich noch eine Adresse haben. Und diese 17 0800 ist also bei weitem viel niedriger ungefähr. Wir haben es hier weniger als die Hälfte der ehemaligen Geförderten, von denen wir hier in China wissen. Und das sind nicht nur die ehemaligen Geförderten des DAAD, sondern auch die, die im Rahmen des Austausches mit der ehemaligen DDR in Ostdeutschland waren. Auch die versuchen wir mitzubetreuen. Und daneben bemühen wir uns darum, die ehemaligen Homboltstipendiaten in China mitzubetreuen. Das ist eine weitere Gruppe von etwa 600. Also Wir verfügen noch über weitere Kontakte zu ehemaligen Geförderten verschiedener deutscher Hochschulen. Alles in allem etwa ein Netzwerk von 3 000 ehemaligen hier in China. Das ist eine ganz beachtliche Zahl.

Wir wollen eigentlich in Zukunft noch darüber hinausgehen und so etwas versuchen zu fördern, wie Deutschlandalummni. Das heißt, wir würden eigentlich gerne ansprechen, alljene, die auf welcher Grundlage auch immer ein Teil ihres Studiums oder Forschung in Deutschland absolviert haben, die wieder nach China zurückgekehrt sind, und die an einem Kontakt mit Deutschland interessiert sind. Und falls unter den Hörern zufällig jemand aus dem Personenkreis dabei ist, der kann sich gerne an die DAAD-Außenstelle bei uns wenden.

- Gibt es wissenschaftliche Austauschprogramme, die der DAAD dieses Jahr in China fördern will?

- Ja, vielleicht soll ich einbißchen über unsere Pläne hier berichten und vielleicht checke ich voraus, dass Träger des Austausches zwischen Deutschland und China lange Zeit die jenigen waren, die sich mit der Sprache und der Kultur des anderen Landes befasst haben. Das heißt, in Deutschland vor allen Dingen die Sinologen und in China vor allen Dingen die Germanisten.

Jetzt gibt es aber mittlerweile eben ein so breites Feld der Kooperation zwischen Deutschland und China. Wenn man sich das Volumen der Kooperation vor Augen führt, dass die ökonomische Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern, dann ist es ja so, dass Deutschland für China der mit Abstand wichtigste Handelspartner in Europa ist. Das Volumen des beiderseitigen Handelns zwischen Deutschland und China ist deutlich größer als das von China mit England und mit Frankreich zusammen. Das ist ja auch eine überraschende Größe, die zeigt, wie viel da passiert und zum beiderseitigen Nutzen und zum beiderseitigen Vorteil. Und wenn man diese Kooperation voranbrigen will, dann braucht man eben heute auch Juristen und Ingenieure und Angehörige ganz anderer Fachrichtungen, die etwas über das andere Land wissen, die die Sprache beherrschen, die die Kultur verstehen. Also haben wir heute andere Anforderungen an die Kooperation und wenn wir heute etwas für die Kooperation zwischen unseren Ländern tun möchsten, dann denken wir eben zunehmend an ein ganz breites Spektrum von Fächern, das dazu beteiligt ist.

Es gibt zwei interessante Projekte, die wir in diesem Zusammenhang planen. Es gibt ein weiteres, das größte existierende Kooperationsprojekt zwischen Deutschland und China. Das steht an der Tongji-Universität in Shanghai ? das ist das Chinesisch-Deutsche Hochschulkolleg, Zhong De Xue Yuan auf Chinesisch. Und das sind Masterstudiengänge in deutscher Sprache in Maschinenbau, in Elektrotechnik und in Ökonomiemanagement. Das ist das größte Projekt, das im Moment existiert.

Wir sind im Moment dabei, wir planen zwei weitere Projekte. Eines ist an der Peking-Universität, ein Zentrum für Deutschlandstudien. Da geht es um die Ausbildung von Deutschland-Spezialisten aus dem Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften. Hier wird ein Masterstudium anlaufen in Deutschlandstudien. Die ersten Studierenden sollen in diesem Jahr aufgenommen werden. Und die absolvieren dann an dem Zentrum für Deutschlandstudien an der Peking-Universität.

Und es gibt ein weiteres Projekt, das ist im Jurabereich angesiedelt. Und wir planen eine weitere große Kooperation hier in Peking bei der Zhengfa, bei der China University of Politicalsience and Law, wo ein Chinesisch-Deutsches Rechtsinstitut gegründet worden ist, und wo wir uns stärker gemeinsam mit einer Reihe deutscher Hochschulen mit der China University eben um den Bereich von der Ausbildung von Nachwuchsjuristen im deutschen Recht kümmern möchten.

- Sie sind zentrale Figur in der chinesisch-deutschen Bildungszusammenarbeit. In diesem Bereich sind Sie Fachmann. Wie würden Sie als so ein Fachmann zu den in Deutschland Studierenden aus China mal sagen über unser Radio?

- Manchmal ist es ein Mißverständnis. Wir haben ja im Moment in Deutschland noch meist keine Studiengebühren. Es fängt an, in Deutschland gibt es in bestimmten Bereichen immer mehr Studiengebühren. Es wird sich sicherlich in der Zukunft noch verstärken - der Trend. Aber im Moment haben wir immer noch eine Mehrzahl von Studienangeboten, die keine Studiengebühren erheben. Das führt manchmal zu dem Mißverständnis hier in China, dass man sagt, das kostet keine Studiengebühren. Und dann ist vielleicht der akademische Grad des deutschen Hochschuldiploms denn auch auf billige Weise „Billig"(Einführungszeichen) eben zu erlangen. Und das ist ein großes Mißverständnis. Denn das ist relativ leicht, in Deutschland an der Universität eine Zulassung zu bekommen.
Wir haben schon Qualitätsvorstellung. Aber insgesamt ist es immer noch relativ leicht, in Deutschland eine Zulassung zu bekommen, wenn man über die erforderliche Voraussetzung verfügt. Aber wenn man mal drin ist, dann wird eigentlich nichts geschenkt. Es gibt eben nicht nur viele ausländische Studetierende, die dann feststellen, dass die Anforderungen hoch sind. Und es geht auch deutschen Studierenden so. Und es ist nicht so wie im manch anderen Land, in das auch viele chinesische Studierende gehen, wo man hohe Studiengebühren zahlt, da meint man dann vielleicht durch die Zahlung der Studiengebühren,  vielleicht auch schon den Abschluss fast in der Tasche zu haben. Das gilt für Deutschland nicht. Wer dort nicht die erforderlichen Leistung erbringt, der kann doch nicht damit rechnen, dass man am Ende mit dem deutschen Hochschulzeugnis das Land wieder verlässt. Das hat aber auch damit zu tun, dass wir eben die Qualität unserer Abschlüsse und die Qualität unserer Hochschulausbildung, auf die wir sehr stolz sind, und dass wir diese Qualität auch in Zukunft erhalten wollen.

Wir wollen hier nicht als Billig-Anbieter auf dem Markt auftreten, sondern eben als ein Standort, an dem die Anforderungen hoch sind, aber an dem, dann umgekehrt auch eine hochwertige Ausbildung oder ein Abschluss, mit dem man wirklich etwas anfangen kann, am Ende der Ausbildung steht.

- Vielen Dank für das Gespräch!

- Sehr gerne. Ich bedanke mich bei Ihnen.

Das Gespräch führt Qiu Jing für Radio China International

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