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Exklusivinterview mit Prof. Detlev Ganten
   2005-10-18 17:23:23    cri

- Wie sind Sie, Herr Prof. Ganten und das MDC, das von Ihnen geleitete Max-Delbrück-Zentrum dazu gekommen, das Forschungslabor für Molekularmedizin in Beijing zu gründen?

- Ich hatte Seit langer Zeit sehr enge Beziehungen zu der Herz-Kreislauf-Forschung in China. Und insbesondere zu der damaligen Präsidentin der kardiologischen Gesellschaft und der Hypertonie-Gesellschaft Frau Prof. Liu Lisheng. Ich war damals Präsident der World Hypertention League (Welthypertonie-Liga). Und darüber hatte ich sie und die chinesische Akademie der Medizinischen Wissenschaften sehr genau kennen gelernt wie auch die Beijing Medical College und die damit verbunden Krankenhäuser, darunter das Fuwai-Krankenhaus. Das war jetzt etwa 10 Jahre her. Und da haben wir gefunden, dass das eine sehr gute Möglichkeit sei, auf dem Gebiet der Molekularmedizin insbesondere der Herz-Kreislauf-Forschung zusammenzuarbeiten. Und dann haben wir als ersten Schritt Fünf-Jahres-Gruppen eingerichtet, die zum Teil von China zum Teil von uns finanziert wurden, die sind unabhängige Fünfjahresgruppen von jungen Wissenschaftlern, die auf Gebieten arbeiteten, die sowohl die chinesische Seite wie auch unsere Seite sehr interessiert.

- Sie haben Bundespräsidenten Rau während seines China-Besuchs im letzten September begleitet. Haben Sie ihm bestimmt vieles über das Labor erzählt. Können Sie unseren Hörern auch mal über die Spitzenforschungsergebnisse des deutsch-chinesischen Labors berichten?

- Ja. Der Bundespräsident war sehr daran interessiert. Bundespräsident Rau war ja selber mal Wissenschaftsminister der Provinz Nordrhein- Westfalen und hast sich daher sehr interessiert und erkundigt. Wir haben gemeinsam auf einem Podium über die deutsch-chinesische Zusammenarbeit diskutiert, in dem deutsch-chinesischen Wissenschaftszentrum, das von der deutschen Forschungsgemeinschaft in Beijing eingerichtet ist. Ich hatte also viel Gelegenheit, ihm über diese Dinge zu berichten. Die Arbeitsgruppe am Fuwai-Hospital, die auch bei der Diskussionsveranstaltung dabei waren, arbeiten ja insbesondere auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Forschung. Und es gibt zwei große Studien, die dort laufen und besonders erfolgreich sind. Das eine ist eine Studie, in der ein besonderes Enzym, das Konversionsenzym untersucht wird, das ein Schlüsselenzym ist für die Blutdruckregulation und Hemmer dieses Enzyms, die sogenannten Konversionsenzymhemmer sind die mit am besten verträglichen Blutdrucksenkende Medikamente. Und es ist eine Veränderung in diesem Enzym in diesem Gen gefunden worden, das prädestiniert für Herz-Infarkt und für andere Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems. Und die andere wichtige Studie, die dort läuft, betrifft die Bluttfette, das Blutcholesterin und andere Blutfette. Und auch für die gibt es Gene, die inzwischen identifiziert sind. Unser Ziel ist, die Gen-Veränderungen rechtzeitig festzustellen und dann auch rechtzeitig zu behandeln und die Erkrankung zu vermeiden. Und diese Art von Identifizierung von Genen in besonderen Populationen ist charakteristisch für unsere Zusammenarbeit.

- Wie viele Wissenschaftler und Mediziner haben sich bisher an diesem Projekt beteiligt? Wie sieht die Zusammenarbeit aus?

- In dem deutsch-chinesischen Labor am Fuwai-Krankenhaus sind etwa 30 Mitarbeiter beschäftigt. Hier bei uns sind drei Arbeitsgruppen in diese Kooperation eng einbezogen. Das ist das sogenannte Gen-Mapingcenter. Das ist ein großes Zentrum, in dem wir sehr schnell viele Gene analysieren können. Und das sieht so aus, dass von uns aus Wissenschaftler nach China fahren, zum Teil auch länger dort bleiben. Ich selber fahre auch häufiger mal hin. Und dann kommen chinesische Wissenschaftler aus dem Labor zu uns und lernen Methoden oder bleiben noch einige Zeit hier, um einige der Analysen hier zu machen. Und schreiben wir gemeinsame Berichte und Publikationen für die Zeitschriften.

- Was wollen Sie gemeinsam mit der chinesischen Seite in der Zukunft noch weiter tun?

- Wir würden das gerne noch weiter intensivieren. Ich habe gerade mit meinen Kollegen in der Helmholtz Gemeinschaft gesprochen. Da gibt es ja noch mehrere Institute wie das Max-Delbrück-Zentrum, die auch als nationale Institute sich mit der Grundlagenforschung beschäftigen, z.B. das Krebsforschungszentrum in Heidelberg und das Institut für Proteinforschung und Infektionsforschung in Braunschweig, das GSF-Institut in München. Unser Ziel ist, die Zusammenarbeit mit diesen Gesundheitszentren der Helmholtz-Gemeinschaft auf einer noch breiteren Basis zu verstärken.

- Heißt es, dass Sie in Ihrem neuen Amt als Vorstandsvorsitzender der Charite seit Februar auch später persönlich für das chinesisch-deutsche Genforschungslabor Trommel schlagen würden? z.B. um finanzielle Mittel werben?

- Ja, will ich gerne. Weil auch die offizielle Politik der Bundesregierung ? das ist auch durch die Besuche des Präsidenten, des Bundeskanzlers und des Staatssekretärs Dudenhausen vor Kurzem in China deutlich geworden. d.h Wir haben eine auch politisch, wirtschaftlich und wissenschaftlich sehr enge Beziehung zu China. Wir würden gerne auf einer breiteren Basis stehen sowohl um gemeinsame Projekte in wissenschaftlichem Bereich zu machen. Insbesondere aber auch um Wissenschaftler auszutauschen. Die chinesischen Wissenschaftler finden wir alle sehr gut ausgebildet, sehr fleißig und die haben wir gerne hier bei uns und gleichzeitig sind auch viele von uns sehr interessiert, nach China zu gehen und dort an den Studien, die wir gemeinsam machen, sich zu beteiligen. d.h. den Austausch von Wissenschaftlern wollen wir gerne fördern. Und daraus entsteht gerade im Bereich Biotechnologie, ja auch die Anwendung in der Entwicklung von Medikamenten, in der Entwicklung von Methoden und Serviceleistung. Einer der Schwerpunkte des Bundespräsidenten in seinen Kontakten mit der chinesischen Führung war, die Förderung des Mittelstandes, also nicht nur die ganz großen Firmen wie Volkswagen, Siemens und Daimler-Chrysler, sondern auch die kleineren und mittleren Firmen in diese Zusammenarbeit einzubeziehen. In Deutschland spielen die kleinen und die mittleren Firmen eine besonders große Rolle, was die Innovation und auch die Schaffung von Arbeitsplätzen anbetrifft.

- Herr Professor, habe ich noch eine kurze Frage wegen des Vertretungsbüros der Helmholtz-Gemeinschaft, das neulich ein Beijing gegründet wurde. Wie würden Sie zu dem Büro und dem Chefvertreter in Beijing sagen als ehemaliger Präsident der HGF und jetzt im Vorstand?

- Ich sage ihm, dass China einer der wichtigsten Partner im wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Austausch ist. Die Helmholtz Gemeinschaft ist als eine Einrichtung der nationalen Forschungszentren besonders darauf ausgerichtet, die strategischen Partnerschaften in der Welt zu pflegen. Und da hat China die höchste Priorität uns insofern kommt die Vertretung der Helmholtz-Gemeinschaft und dem Leiter der Vertretung eine besonders hohe Verantwortung aber auch gleichzeitig natürlich eine besondere Ehre zu. Und wir sind ganz sicher, dass er seine Aufgabe hervorragend leisten wird.

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