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Lernen macht nun Spaß!
   2005-10-18 17:18:41    cri
In China werden in zahlreichen Grund- und Mittelschulen die Lehrprogramme reformiert. Bis Ende 2003 arbeiteten bereits ein Fünftel der Grund- und Mittelschüler in China mit neuen Lehrbüchern. Vom Herbstsemester diesen Jahres sollen in der oberen Mittelschulstufe Unterrichtsproben durchgeführt werden. 

Innerhalb eines guten halben Jahrhunderts sind die Lehrprogramme an den chinesischen Grund- und Mittelschulen insgesamt acht Mal umgestaltet worden. Zu Beginn des Jahres 2001 wurde die bisher größte Reform gestartet. Und wie der zuständige Vertreter des chinesischen Bildungsministeriums, Tang Jingwei berichtet, hat diese Reform auch die größte Aufmerksamkeit auf sich gezogen:

"Das Bildungsministerium hat im Jahre 2001 begonnen, ein Kurssystem für die Elementarbildung in ganz China zu etablieren. Bis zum Jahre 2005 sollen alle Grund- und Mittelschüler der Unterstufe in dieses neue System einbezogen sein. Im Jahre 2007 sollen auch Schüler der oberen Mittelstufe neue Lehrgänge in Form von Kursen besuchen."

Mit der Einführung des neuen Kurssystems soll die Qualität der Schulbildung landesweit vorangetrieben werden. Die im Jahre 2001 begonnenen umfassenden Reformen betreffen ein breites Spektrum, von den Inhalten und Methoden der Schulbildung bis zu den Kriterien zur Bewertung der Schüler. Ende 2003 waren in den Schulen in ganz China mehr als 1.600 Modellprojekte für die Umgestaltung der Schulkurse gestartet worden. Insgesamt über 35 Millionen Grund- und Mittelschüler erlebten im Rahmen dieser Reformen eine in vielerlei Hinsicht völlig neue Unterrichtsgestaltung.

Der Chinesisch-Unterricht für die Schüler des dritten Jahrgangs begann mit einem Lied. "Da Hai A, Gu Xiang", "Das Meer, meine Heimat", hieß das Lied und handelte von einer Schwalbe, die nun über das Meer hinüber im Süden überwintern wollte. Das Lied erzählt von den Schwierigkeiten, die die Schwalbe beim Überfliegen des großen Meeres zu überwinden hat.

Der Lehrer sang gemeinsam mit den Schülern, während auf einem Fernsehbildschirm im Hintergrund das tosende Meer anzusehen ist. Über dem Meer kreisten Schwalben und Möwen, und eine Atmosphäre von Weite und Ungebundenheit breitete sich aus.

Der Lehrer Luo Shugen hob den positiven Einfluss des neuen Kurssystems auf das aktive Lernen der Schüler hervor. Ein vertrauter Song, den jeder kennt und der inhaltlich mit dem Unterrichtsstoff zu tun hat, könne zu einer Steigerung der Atmosphäre im Klassenraum verhelfen. Und dies wiederum steigert das Lerninteresse der Schüler. Wichtig sei in erster Linie, dass die Schüler den Text inhaltlich verstehen, meinte Luo Shugeng weiter:

"Bei der Vorbereitung habe ich drauf orientiert, dass meine Schüler die Strapazen der Schwalbe bei ihrem Meeresüberflug nachempfinden können. Da ein Text eine Vielfalt an Informationen vermittelt und ein Unterricht nur 40 Minuten dauert, können dabei nicht alle Aspekte berührt werden. Man muss sich auf einen Punkt konzentrieren."

In diesem Sinne bat Lehrer Luo Shugeng seine Schüler, im Unterricht die Bewegungen der Schwalben beim Fliegen zu imitieren. Die Schüler sollten ihre Arme ausbreiten und wie Schwalben "fliegen". Bereits nach einer Minute klagten die Schüler über die Ermüdung ihrer Arme. Ihr Lehrer gab dann noch zu bedenken, wie es wäre, wenn sie wie die Schwalben Tag und Nacht fliegen müssen. Da hatten die Schülerinnen und Schüler ein tiefes Einsehen, was Härte und Mühsamkeit bedeutet.

Danach lasen die Schüler von Lehrer Luo abwechselnd den Text laut vor, um den Text besser zu verstehen und ihr Gefühl darin besser nachzuempfinden.

Zum Ende des Unterrichts bekamen die Schüler noch ihre Hausarbeiten. Jedem Schüler wurden dabei je nach seiner individuellen Lernfähigkeit Hausarbeiten mit entsprechendem Schwierigkeitsgrad zugeteilt.

Die Methoden des neuen Kurssystems zeigen sich modern und flexibel. Im Gegensatz zu früher pauken die Lehrer ihren Schülern den Lehrstoff nicht mehr nur noch ein. Stattdessen versuchen sie mit verschiedenen Mitteln, den Schülerinnen und Schülern beim Verstehen der Lehrinhalte zu helfen. So sollen die Schüler einmal eine umfassende Allgemeinbildung erlangen. Bei den Kursen wird den unterschiedlichen Charakteren der Schülerinnen und Schüler besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Je nach ihrer Lernfähigkeit werden Schüler bei der Vermittlung des Lehrstoffs nach unterschiedlichen Kriterien betreut.

Im Rahmen der neuen Kursreform wurden die Fächer der Grund- und Mittelschulen neu strukturiert. In den Mittelschulen der unteren Stufe wurden Fächer wie Physik, Chemie und Biologie den Naturwissenschaften zugeordnet, während Geschichte und Geografie zusammen in die "Geisteswissenschaften" integriert sind. Die Grenzen zwischen den verschiedenen Fächern sind fließender. Dadurch können Schüler systematischer lernen und ihre Kenntnisse im komplexen Zusammenhang der Wissenschaftsgebiete sehen.

Entsprechend der Umgestaltung der Lehrinhalte und-methoden hat sich auch das Bewertungssystem der Schüler geändert. Dazu Beamter Tang Jingwei vom chinesischen Bildungsministerium:

"Schüler werden nicht mehr wie früher allein durch Prüfungen in der Mitte und am Ende eines Semesters bewertet. Vielmehr sollen die Schüler heute während der gesamten Unterrichtsperiode getestet werden. Dabei kann das Leistungsvermögen der Schüler im Schulalltag und bei Prüfungen eingeschätzt werden."

In den Prüfungen sind die Fragen dem wirklichen Leben der Schüler stärker angepasst. Viele Prüfungsfragen lassen eine flexiblere Antwort zu. Damit soll das Denkvermögen der Schüler getestet werden. Bei Chinesisch-Prüfungen werden auch Hören und Sprechen geprüft, während in der Mathematik Prüfungen zu praktischen Anwendungsbeispielen nicht fehlen dürfen. Im Fremdsprachenkurs Englisch wurden unterschiedliche Prüfsysteme jeweils für Hören-und-Schreiben sowie für Lesen- und-Sprechen eingeführt. Auch bei den wissenschaftlichen Fächern sowie bei Musik und Malkursen werden die Lernergebnisse der Schüler nicht mehr wie früher allein durch schriftliche Prüfungen bewertet.

Im Zuge der Kursreform hat sich die Vielfalt der Schulbücher vergrößert. Derzeit bieten die Grund- und Mittelschulen über 100 verschiedene Lehrbücher von mehr als 10 Verlagshäusern an. Dass in den Grund- und Mittelschulen einmal nur ein einziges Lehrmaterial für ein Fach zur Verfügung stand, gehört der Vergangenheit an. 

In China wird gesagt, dass man bei einem Kind im Alter von 3 Jahren feststellen kann, wie es sich entwickeln wird. Und im Alter von 7 Jahren könne man sehen, wie sein ganzes Leben aussehen wird-Vielleicht ist dies ja der Grund dafür, dass das Kurssystem in China innerhalb von rund 50 Jahren schon acht Mal reformiert wurde. Und die jüngste Reform dauert noch an. Wir wünschen allen chinesischen Lehrerinnen und Lehrern weiterhin viele kreative Ideen bei der Umgestaltung ihrer Unterrichtsprogramme. Denn wenn Lernen Spaß macht, ist der Erfolg umso größer.

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