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Männliche Betreuer in chinesischen Kindergärten
   2005-10-18 17:18:41    cri
Kindererzieher: "Die Jungen nach links und die Mädchen nach rechts! Du da drüben, bist Du bereit! Wenn ich das Feuer eröffne, dann leg dich einfach hin! Du musst Dich aber richtig hinlegen. Und dann, Ihr Mädchen, wenn Ihr jemand liegen seht, lauft schnell auf ihn zu und rettet ihn. Alles Klar?"

"Klar!"

"Achtung-fertig-los!"...

Im Spiel imitierten die Kinder unter Anleitung ihres männlichen Betreuers Bewegungen, die sie aus Filmen kennen. Dabei sollen die Jungen wie von Kugeln getroffen zusammenzucken und dabei langsam auf den Boden sinken. Die Mädchen sollen dann die Jungen wegtragen. Der Kindergärtner schoss mit der imaginären Pistole, die Jungen fielen auf den Boden, und dann versuchten die Mädchen die Jungen davonzutragen. Einige stürmten auf den Kindererzieher zu, um sich auch an ihm zu versuchen. Der aber war zu schwer für sie, und so fielen die Kleinen nur über den Kindergärtner her. Die Kinder tobten und lebten im Spiel ihre Freude aus.

Dass Kinder mit männlichen Betreuern im Spiel ihre Erfahrungen machen, halten Soziologen für sehr sinnvoll. So auch Professor Zhou Xiaozheng von der Soziologie-Abteilung der Chinesischen Volksuniversität. Er vertritt die Ansicht, dass eine Betreuung durch männliche und weibliche Lehrkräfte der umfassenden psychischen Entwicklung von Kindern zugute kommt:

"Die Erziehung im Kindesalter ist äußerst wichtig für das Leben eines Menschen. Deshalb ist die Rolle der Kindererzieher nicht zu unterschätzen. Dabei sollten nicht nur Frauen, sondern auch Männer beruflich aktiv sein. Nur so können Kinder von der Kindheit an eine vollständig ausgeprägte Persönlichkeit und eine gesunde Psyche entwickeln."

Im Rahmen der in China seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts praktizierten Familienplanungspolitik haben die meisten chinesischen Familien nur ein Kind. Diese Einzelkinder werden von ihren Eltern verwöhnt. Doch legen die Eltern auch großen Wert auf die Erziehung ihrer Kinder. In chinesischen Familien tragen die Mütter die größte Verantwortung bei der Kindererziehung. Und auch in den Kindergärten arbeiten vor allem Frauen. Kinder wachsen in China in einer Umgebung großer Fürsorge auf. Dabei sind es die Mütter, Großmütter, Pflegerinnen und Erzieherinnen, die sich um die Kinder kümmern. Oft mangelt es in einer solchen Umgebung an Einflüssen von männlicher Seite, und damit an der Ausprägung von Kühnheit, Entschlossenheit und Zähigkeit bei den Heranwachsenden.

Lü Zhiying ist Mutter eines 5-jährigen Sohnes. Sie befürchtet in diesem Zusammenhang, dass ihr Sohn zu sehr in eine Welt der Frauen eingeschlossen ist und deshalb männliche Charakterzüge unzureichend ausgeprägt sind.

Mit dieser Meinung steht Frau Lü Zhiying nicht allein. Auch Fachleute aus dem Bereich Kindererziehung zeigen sich in dieser Weise besorgt.

Der Kindergarten Nobel in Changsha, der Hauptstadt der zentralchinesischen Provinz Hunan, gehört zu jenen, in denen seit 3 Jahren auch Männer als Kindererzieher arbeiten. Und genau deshalb genießt der Kindergarten Nobel wachsende Beliebtheit. Anfangs besuchten nicht einmal 10 Kinder den Kindergarten. Heute sind es bereits mehr als 700 Kinder. Dazu die Leiterin des Kindergartens, Li Zeling:

"Der Einstieg von Männern hat der gesamten Kindererziehung neue Impulse verliehen. Meines Erachtens ist dies dringend erforderlich. Die Kinder dürfen nicht nur Wärme und Fürsorge von Frauen erfahren. Wir müssen den Kindern auch zeigen, was Zähigkeit, Kraft und Tempo, und was Großzügigkeit und Offenheit ist. In dieser Hinsicht kann der Einfluss von männlichen Erziehern von Bedeutung sein."

Im Kindergarten Nobel lehren männliche Erzieher die Kinder im Sport, in der Malerei und im Schachspiel. Von ihnen lernen die Kinder wichtige Kenntnisse und technische Fertigkeiten. Zugleich aber erfahren sie auch Kühnheit und Entschlossenheit, erläuterte Kindererzieher Li Chao:

"Immer als ein Kind auf den Boden fiel, musste ich ihm helfen, aufzustehen. Doch ich sagte bloß, ?Na komm! Du bist stark, mach schon, steh auf! Sei doch ein Mann ... Ich denke, die männlichen Erzieher können Frauen nicht ersetzen."

Zu den wenigen Kindergärten in China, in denen männliche Erzieher beschäftigt sind, gehört auch der Kindergarten "21. Jahrhundert" in Beijing. Die Leiterin dieses Kindergartens, Zhu Min, vertritt die Ansicht, dass Kindererzieher unterschiedlichen Geschlechts auch unterschiedliche Einflüsse auf die Unterrichtsgebung haben. Im Sportunterricht und beim Spielen zeigten sich deutlich die Vorteile männlicher Erzieher, betont Zhu Min:

"Beim Spielen im Freien achten unsere männlichen Erzieher nicht so sehr auf ihre Kleidung und auf ihre eigene äußere Erscheinung. Stattdessen tollen sie mit den Kindern schon mal auf der Wiese herum, oder lassen die Kinder auf ihre Schultern klettern. So spüren die Kinder weniger Distanz und ein größeres Sicherheitsgefühl, andererseits kann man auf diese Art die Kinder wissen lassen, dass sie ihren Erziehern gleichberechtigt sind."

Fragt man nach den besonderen Einflüssen männlicher Erzieher, so verweisen viele auf den Sportunterricht. In einem Kindergarten war gerade Springen angesagt, die Kinder im Alter von vier Jahren sollten mit Fürsorge der Erzieher von einem Stuhl herunter springen und damit ihre Tapferkeit beweisen. Die Kinder kletterten also auf die Sitzfläche. Und gehalten von den Erziehern, sprangen sie den halben Meter bis zum Boden herunter. Dann wurden Stühle aufeinandergestellt, so dass die Kinder nun einen Sprung von einem Meter zu bewältigen hatten. Viele Kinder hatten gerade einmal diese Größe erreicht. Dennoch kletterten sie ohne Zögerung hinauf und sprangen stolz hinab. Einem Jungen misslang der Sprung jedoch, er landete mit Füssen und Händen zugleich auf dem Boden und machte dann eine Rolle vorwärts. Der Erzieher war zunächst erschrocken, doch dann lächelte er das Kind an und zeigte ihm den gehobenen Daumen: "Toll!"

Ja, diesen männlichen Erziehern in den Kindergärten und ihren Leistungen für die Kinder halten wir auch alle Daumen hoch und wünschen ihnen weiter viel Erfolg bei ihrer Arbeit. Im Kindergarten sind eben wie in einer Familie nicht nur Frauen, sondern auch Männer als Erzieher erforderlich. Hoffentlich werden noch mehr Männer in diesen traditionellen Frauenberuf einsteigen und damit den Kindern eine umfassende Erziehung und eine wunderschöne Kindheit ermöglichen.

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