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Prof. Erwin Suess zu seiner Entdeckungsreise über Gashydrate in Südchina
   2005-10-20 14:38:29    cri
Unsere Kollegin Qiu Jing hatte kürzlich Gelegenheit, ein Gespräch mit Herrn Professor Erwin Suess im Chinesischen Geologischen Museum zu führen. Prof. Suess ist ein bekannter deutscher Meeresgeologe, der im letzten Juni und Juli die gemeinsame deutsch-chinesische Entdeckungsreise im südchinesischen Meer leitete und dabei Gashydrate entdeckte. Der ehemalige Leiter des Kieler Instituts für Meeresforschung der Leibnitz Gesellschaft GEOMAR und jetzige Geschäftsführer des Konsortiums deutscher Meeresforschung kam im April wieder nach China, um weitere Kontakte mit China in Sachen Meeresforschung zu knüpfen.

Qiu: Prof. Suess, sehr angenehm, Sie kennenzulernen. In Deutschland und in der Welt sind Sie längst bekannt durch die Auffindung und Erforschung von Gashydraten. Aber dass Sie seit einigen Jahren eng mit chinesischen Wissenschaftlern zusammenarbeiten, ist vielen vielleicht doch nicht bekannt. Was machen Sie derzeit in China? Ich habe von einer Zeremonie am 15. April im Geologischen Museum in Beijing gehört.

Suess: Das Geologische Museum in China hat als erstes Museum ein Kalkstück erhalten, das ausschließlich aus Methan entstanden ist. Im normalen Fall findet man den Kalkstein, ähnlich wie Mamor, in und an Quellen. Aber in diesem Fall entstand der Kalkstein aus einem Umwandlungsprozess. Methan aus dem südchinesischen Meer wurde in Kalkstein umgewandelt. Es war das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit chinesischen Wissenschaftlern. Mit ihnen habe ich ein großes Stück gefunden, das zertrümmert wurde und jetzt in verschiedenen Instituten in China und in Deutschland untersucht und bearbeitet wird. Und ein Teil davon haben wir am 15. April dem Museum überreicht. Das war eine angenehme feierliche Zeremonie. Es waren mehrere Teilnehmer dieser Forschungsreise vom letzten Jahr mit dabei.

Qiu: Das war im Juni 2004.  

Suess: Die Reise fand statt, vom Juni bis Juli 2004. Und in der Zwischenzeit liegen schon einige Ergebnisse vor. Diese Ergebnisse werden zusammen mit diesem Ausstellungsstück hier ausgestellt. Ansonsten bin ich auch hier, um andere Projekte in China anzukurbeln, zum Beispiel mit der Organisation COMRA, Chinese Ocean Mineral Ressources and Development Association. COMRA ist ebenfalls in der Meeresforschung tätig und plant Forschungsreisen. Es geht hier auch um Meeres-Lagerstätten, insbesondere um Erzlagerstätten im Ozean. Die Bildung großer hydrothermaler Lagerstätten wie von Sulfidlagerstätten in Chinas Hoheitsgewässern ist wahrscheinlich ent mit magmatischen Prozessen verbunden. Und China ist sehr daran interessiert, diese Lagerstätten später vielleicht abzubauen. Es wird in diesem Jahr ein Projekt der COMRA in China anlaufen, an dem sich deutsche Institute gern beteiligen würden. Und ich bin hier, um Kontakte zu knüpfen.

Qiu: Kommen die ausländischen Parter ausschließlich aus Deutschland?

Suess: Auch US-Amerikaner und Franzosen werden kommen. Aber ein Projekt im Indischen Ozean soll ausschließlich mit deutschen und chinesischen Wissenschaftlern durchgeführt werden. Diese Planungen sind schon seit längerer Zeit fertig, aber man muss natürlich für den Start immer einen günstigen Zeitpunkt abwarten, wo alles stimmt.

Qiu: Was für eine Bedeutung hat Ihre Entdeckung im Südchinesischen Meer? Worin liegt das deutsche Interesse dabei?

Suess: Die Bedeutung der Entdeckung im südchinesischen Meer ist einmal für die deutsche Wissenschaft sehr interessant. Weil es das erste Mal ist, dass ein solcher Typ von Karbonat, wie ich vorhin erwähnt habe, überhaupt in diesem Gebiet gefunden worden ist. Aus anderen Gebieten sind solche Vorkommen bekannt, aber im südchinesischen Meer bisher noch nicht. Das ist auch der Anlaß gewesen, warum wir diese Zeremonie hier im (Geologischen) Museum veranstaltet haben. Weil es tatsächlich eine erste Entdeckung ist. Das ist von der wissenschaftlichen Seite her sehr interessant. Das deutsche Interesse liegt vielleicht daran, dass wir uns weltweit mit solchen Vorgängen und solchen Vorkommnissen befassen. Diese Methankarbonatbildung kennt man aus Mittelamerika, aus Nordamerika, auch aus dem westlichen Pazifik vor Russland, aus dem Mittelmeer und aus anderen Gebieten. Es ist natürlich wichtig, dass man aus wissenschaftlicher Sicht diese unterschiedlichen Vorkommen miteinander vergleichen kann. Das ist das wissenschaftliche Interesse, was wir in diesem Zusammenhang verfolgen.

Qiu: Nun, sind Sie da sicher, dass Sie eine Schlussfolgerung ziehen können, dass nämlich im südchinesischen Meer tatsächlich große Reserven dieser Zukunftsenergie - Gashydrate - vorhanden sind?

Suess: Das ist eine schwierige Frage. Man kann in jedem Falle davon ausgehen, dass in einer bestimmten Tiefe unter dem Meeresboden Gashydrate vorkommen. Das ist ganz ohne Zweifel der Fall. Die Frage ist nur, wie angereichert das Gashydrat in diesen Lagen ist. Das kann man nicht feststellen, ohne Proben zu nehmen. Wenn es sich also tatsächlich um eine große Reserve der Zukunftsenergie handeln soll, muß man genau diese Abschätzungen bei der Berechnung der Reserven anstellen. Das ist uns bisher noch nicht gelungen, weil wir nicht in der Lage waren, der Meeresbodenoberfläche solche Proben zu entnehmen. Sie liegen tiefer als wir angenommen hatten, wir können mit den Geräten und mit den Instrumenten, die wir eingesetzt haben, nur wenige Zentimeter unter dem Meeresboden erforschen. Größere Tiefen unter dem Meeresboden sind zur Zeit für uns noch tabu. Meine Einschätzung ist, dass man in Tiefen zwischen 20 und 50 Metern unter dem Meeresboden erfolgreich sein wird, Gashydrate zu finden. Und dann kann man erst diese Abschätzungen der Reserve machen und kann die erste Schlußfolgerung ziehen, ob es sich um eine Zukunftsenergie handeln wird oder nicht. Aber Vorkommen sind sicher da. Ich glaube, der chinesische Geologische Dienst plant, in diesem Gebiet tiefer zu bohren. Auch aus anderem Anlass. Es ist so, daß dort, wo Gashydrat vorkommt, in den meisten Fällen auch andere Kohlenwasserstofflagerstätten, Öl und Kohle, Öl und Gas vorkommen, und dass man in diesem Falle vielleicht eine Bohrung mit dem unterschiedlichen Ziel kombiniert, dass man einmal schaut, ob tatsächlich und wieviel Gashydrate in 50 oder 60 Metern Tiefe vorkommen. Man sollte auch schon deshalb weiterbohren, um das Lagerstättenpotential in diesem Gebiet zu erkunden. Und soweit ich informiert bin, wird der Guangzhou Merinegeology Servey vielleicht im Jahr 2006 eine solche Bohrung durchführen.

Qiu: Ich habe von Dr. Wu Nengyou gehört, dass auf der Expeditionsreise im südchinesischen Meer sehr viele Geburtstagspartys stattfanden. Und Sie haben auch dort Geburtstag gefeiert. Und Fotos habe ich gesehen, dass deutsche und chinesische Wissenschaftler Tischtennis spielten.  

Suess: Ja, das ist eigentlich ganz normal, wenn 50 Leute für zwei Monate unterwegs sind auf einem Schiff, auf dem man immer zusammen ist. Im Jahr 2004 war es mit den Geburtstagen aber besonders extrem. Es war für mich selbst auch eine schöne Überraschung gewesen, als mein Geburtstag gefeiert wurde. Und Tischtennis spielten wir auch. Überhaupt wurden alle möglichen Aktivitäten durchgeführt, damit man etwas körperliche Abwechselung hatte, und in diesem Falle war natürlich Tischtennis eine sehr beliebte Geschichte. Denn alle Chinesen waren natürlich den Deutschen haushoch überlegen. Es hat sehr viel Spaß gemacht, obwohl während der gesamten Forschungsreise die chinesischen Tischtennisspieler dominierten. Das lag aber auch daran, dass die Deutschen zu schnell resignieren.

Qiu: Nun ja, noch einmal zurück zur Zusammenarbeit. Was sagen Sie zu den chinesischen Kollegen, die mit Ihnen über einen Monat verbracht haben?

Suess: Alle chinesischen Kollegen waren sehr hoch motiviert. Alle haben sich in ihren speziellen Fachgebieten sehr viel Mühe gegeben, sie haben ihr Wissen und ihre Erfahrung in unser Vorhaben effektiv eingesetzt. Und sie haben sich auch neue Informationen und neue Methoden angeeignet. Das eigentlich Interessanteste für alle war, dass wir Arbeitsgruppen gebildet haben, und zwar gemischte Arbeitsgruppen mit chinesischen und deutschen Kollegen. So konnte einer vom anderen lernen. Ich habe festgestellt, dass sich chinesische Kollegen sehr häufig auf ein Gebiet spezialisiert haben, es für sie aber recht schwer ist, Arbeiten in einem anderen Gebiet oder in anderen Gebieten zu verrichten. Bei uns Deutschen sieht das entschieden anders aus. Wir haben zwar nicht die detaillierten Kenntnisse auf einem Gebiet wie die Chinesen, unser Wissen jedoch ist entschieden breiter angelegt als das der chinesischen Kolleginnen und Kollegen. Und das ist gerade auf dem Schiff sehr wichtig, dass einzelne Personen verschiedene Aufgaben durchführen können, und nicht nur eine Aufgabe. Und das hat, glaube ich, bei den chinesischen Kollegen sehr viel Erstaunen hervorgerufen. Sie haben sich daraufhin ganz viel Wissen in anderen Arbeiten angeeignet, damit sie vollwärtige Crew-Mitglieder werden konnten. Das war, glaube ich, ein Riesenerfolg für alle!

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