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Der Sinologe Prof. Dr. Thomas Zimmer über Zusammenarbeit und Kommunikation mit Chinesen
   2005-10-18 17:22:35    cri
Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich Prof. Dr. Thomas Zimmer als Sinologe mit China. Jetzt ist er Vizedirektor des Chinesisch-Deutschen Hochschulkollegs CDHK an der Tongji-Universität Shanghai. Was Prof. Dr. Zimmer zu seiner Zusammenarbeit und Kommunikation mit Chinesen sagt, das erfahren Sie im Exklusivgespräch, das mein Kollege Shao Jianguang mit ihm führte:

Shao: Herr Prof. Zimmer, was sagen Sie zu Ihrer Zusammenarbeit mit der chinesischen Seite?

Zimmer: Ich bin als deutscher Vize-Direktor hier am Chinesisch-Deutschen Hochschulkolleg tätig. Der Hauptpartner des CDHK-Projektes auf der deutschen Seite ist der DAAD, der Deutsche Akademische Austauschdienst in Bonn. Der DAAD wird ja finanziert vom Auswärtigen Amt, die Mittel, die uns eben zur Verfügung stehen, stammen letztendlich also zum großen Teil aus dem Auswärtigen Amt. Der DAAD organisiert eine ganze Reihe von Dingen hier am CDHK. Darüber hinaus finanziert der DAAD die Stelle des deutschen Vize-Direktors am CDHK. Ebenso finanziert er einen Grundteil in die Sprachausbildung des Deutschen am CDHK in Form des DAAD-Lektors und eines DAAD-Sprachassistenten. Das sind Damen im Augenblick, die also hauptberuflich hier im Unterricht tätig sind und die deutsche Sprache am CDHK unterrichten.

Shao: Mit welchen sonstigen deutschen Institutionen arbeitet das CDHK zusammen?

Zimmer: Dem DAAD wurde in der Vergangenheit von der deutschen Seite die Organisation des CDHK übertragen. Der DAAD hat auch Fachkoordinatoren für das CDHK eingesetzt, eine Reihe von Professoren, deutschen Professoren, die die fachlichen Belange betreut haben. Im Rahmen neuer Kooperationsabkommen mit deutschen Universitäten sind diese Aufgaben nunmehr an drei Universitäten in Deutschland übertragen worden. Das ist einmal die TU München, die zuständig sein wird für den Bereich Elektrotechnik am CDHK. Dann ist das die Ruhr-Universität in Bochum, die zuständig sein wird für die Betreuung des Bereichs Maschinenwesen, und schließlich die TU Berlin, die zuständig sein wird für die Wirtschaftswissenschaften. Es sieht so aus, dass diese drei Partneruniversitäten in Zukunft das operative Geschäft, sofern das Deutschland betrifft, betreuen, sowie die Betreuung der Praktika chinesischer Praktikanten und Studenten in Deutschland übernehmen.

Shao: Sie haben an dem CDHK die sogenannten Stiftungslehrstühle eingerichtet. Ist dabei etwas besonderes?

Zimmer: Hier sind es namhafte große Firmen, die unsere Lehrstühle am CDHK sponsern. Es sind einzelne Firmen, die das machen, aber es gibt auch Firmen, wie zum Beispiel Siemens und Thyssen Krupp, die zusammen Lehrstühle eingerichtet haben. Und es gibt eine ganze Reihe von Firmen in Deutschland, die nicht gerade einen Lehrstuhl am CDHK finanziert haben, aber die großes Interesse daran haben, chinesische Praktikanten und Studenten vom CDHK bei sich in Unternehmen auszubilden, ihnen Praktikumplätze zur Verfügung zu stellen. Und die darauf hoffen, dass chinesische Studenten in Zukunft in ihre Unternehmen kommen, um das China-Geschäft weiter zu fördern.

Shao: Ist das Projekt zeitlich begrenzt oder ungrenzt?

Zimmer: Wie das bei solchen Projekten der Fall ist, werden auch hier Kooperationsverträge abgeschlossen. Wir befinden uns im Augenblick in der Phase des zweiten Kooperationsvertrages. Der Kooperationsvertrag, der fünf Jahre läuft, ist letztes Jahr im Herbst 2003 unterzeichnet worden. Und wir haben bis zum Jahre 2008 erst einmal Planungssicherheit, wenn man so will.

Shao: Das heißt, es wird alle fünf Jahre neu unterzeichnet?

Zimmer: Das ist das Ziel. Man wird also vor Ablauf der Vertragslaufzeit in Verhandlungen treten und sehen, wie sich das Projekt weiter durchführen lässt.

Shao: Haben Sie vor, die Fachrichtungen am CDHK künftig zu erweitern?

Zimmer: Es sind Gespräche dazu geführt worden, Überlegungen dazu angestellt worden. Ein Bereich, denn ich mal nennen kann, weil er immer wieder in die Diskussion kommt, befasst sich mit Medizin oder Medizinverwaltung, das ist unter Umständen ein Bereich, den man hier am CDHK noch aufbauen könnte.

Shao: Wie fühlen Sie sich hier an dem CDHK?

Zimmer: Ich bin mit der Zusammenarbeit hier sehr zufrieden. Ich kenne China aus meinen Studienzeiten vor 20 Jahren. Ich habe von 1984 bis 1986 in Beijing studiert, und seitdem immer wieder China besucht. Ich bin von Hause aus Sinologe und habe festgestellt, dass die Zusammenarbeit mit den Kollegen hier sowohl in der Verwaltung, als auch mit den Professoren und auch mit den Studenten reibungslos verläuft.

China hat sich in den letzten 20 Jahren selbstverständlich stark verändert. Ich erkenne das Shanghai, das ich vor 20 Jahren kennen gelernt habe, heute so einfach natürlich nicht mehr. Es ist eine Menge passiert in dieser Zeit. Das Leben ist hektischer, aufregender geworden. Aber es besteht heute eben ein sichtbarer und ein fühlbarer materieller Wohlstand, der dazu führt, dass man, wenn man aus Deutschland hierher kommt und hier leben möchte, heute auf kaum noch etwas verzichten muss. Das sind Vorteile, die wir hier sehr schätzen. Und Shanghai hat eine große deutsche Gemeinde. Viele deutsche Familien leben hier und führen ein zufriedenes Dasein.

Shao: Sie sind ja Sinologe, Sie haben dann bestimmt ihre Aufmerksamkeit auch auf die interkulturelle Kommunikation zwischen Chinesen und Deutschen gelenkt, egal ob in Deutschland oder in Beijing. Welche Schwierigkeiten oder Probleme gibt es bei der Verständigung zwischen den beiden Völkern?

Zimmer: Probleme gibt es nicht nur zwischen den einzelnen Kulturen, sondern auch zwischen den Menschen, die aus einer Kultur stammen. Ich denke, was besonders wichtig ist, das sich die Menschen gegenseitig verständlich machen können. Ich treffe häufig Menschen in Shanghai, auf den Straßen, in den Geschäften, in den Büros, die es bedauern, mit Ausländern oder mit den Menschen aus den westlichen Ländern nicht richtig kommunizieren zu können, weil sie keine Fremdsprachen kennen oder Fremde keine chinesische Sprache beherrschen. Zur Kommunikation ist die Sprache das "A" und "O". Was mich hier an der Tongji Universität immer beeindruckt hat, ist dieser starke deutsche Hintergrund. Es ist beeindruckend, wie gut viele der Professoren die deutsche Sprache beherrschen und innerhalb von Sekunden in einem Gespräch auf die deutsche Sprache umschalten können, wenn jemand mit am Tisch sitzt, der die chinesische Sprache nicht beherrscht. Und ich denke, das ist ein wichtiger Punkt, in der Zusammenarbeit in solchen Projekten wie auch hier beim CDHK, der solche Projekte zum Erfolg führt. Eben weil die erfolgreiche Kommunikation sichergestellt ist. Viele von den chinesischen Professoren haben sich lange Zeit in Deutschland aufgehalten, sprechen hervorragend Deutsch, und können sich gegenüber ihren deutschen Fachkollegen problemlos verständlich machen. Ich würde mir wünschen, wenn es auf der anderen Seite in Deutschland ähnlich viele Studenten und Professoren usw. gebe, die Chinesisch beherrschen und von ihrer Seite aus ähnlich erfolgreiche Kommunikation gestalten könnten.

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