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Xiao Peigen, Gründungsvater und Chefwissenschaftler der modernen Ethnopharmakologie in China
   2005-10-20 10:40:23    cri
Er hinterließ seine Fußstapfen in allen Landesteilen Chinas sowie in 46 Ländern der Welt. In China gilt er als Vorreiter der modernen Ethnopharmakologie, der Wissenschaftler und Professor Xiao Peigen.

Vor kurzem fand in Beijing eine Aussprache über seine wissenschaftlichen Forschungsergebnisse in der Wissenschaft von pflanzlichen Heilmitteln statt. Dazu schrieb die Präsidentin der Internationalen Gesellschaft für Ethnopharmakologie, Elaine Elisabetsky, in einem Grußbrief, „Xiao Peigen spielte nicht nur eine zentrale Rolle in der modernen Ethnopharmakologie in China. Sondern er schlug auch Brücken der wissenschaftlichen Kooperation auf dem Gebiet der Ethnopharmakologie. "

Professor Xiao Peigen, seit 1994 Mitglied der chinesischen Akademie der Ingenieurwissenschaften, ist sowohl in China als auch im Ausland wegen seiner hervorragenden Beiträge zur modernen Forschung in der Ethnopharmakologie bekannt. In diesem Jahr feiert er sein 71. Lebensjahr.

Der namhafte Professor erzählt mir in seiner gemütlichen Wohnung in der Nähe des Tiantan-Parks, wie er in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die erste allgemeine Erforschung traditioneller chinesischer Heilpflanzen organisierte:

„Ich leitete damals ein Labor für Heilpflanzen. Unser Team bestand aus jungen Mitarbeitern. Wir begaben uns an verschiedene Orte in ganz China, um dort die Herkunft sowie die Besonderheiten und Wirkungen von traditionellen chinesischen Heilkräutern zu erkunden. Wir profitierten dabei von den Erfahrungen der Bauern, die bereits jahrzehntelang Heilpflanzen anbauen."

Von 1958 bis 1959 leitete Xiao Peigen im Auftrag des chinesischen Gesundheitsministeriums ein Projekt, in dessen Rahmen insgesamt 50.000 Proben von 500 in China häufig angewandten Heilpflanzen gesammelt wurden. Auf dieser Basis wurde Ende 1961 das vierbändige Nachschlagswerk „Zhong Yao Zhi", „Chinese Material Medica", herausgegeben. Auch heute noch gilt diese Bücherreihe sowohl in China als auch im Ausland als repräsentatives Nachschlagewerk der traditionellen chinesischen Arzneimittelkunde.

Prof. Xiao Peigen ist ein großer Liebhaber von Tibet. Nach der Vollendung des großen Nachschlagswerks „Chinese Material Medica" richtete er seinen Blick ganz auf das weit entfernte und mysteriöse Tibet. Auf dem kaum besiedelten Hochplateau wachsen wertvolle Heilpflanzen. Insgesamt sechs mal begab sich Xiao Peigen nach Tibet. Am längsten blieb er dort ein ganzes halbes Jahr. Beim letzten Aufenthalt war er bereits über 50 Jahre alt.

In China gilt Prof. Xiao Peigen als erster, der die tibetische Arzneikunde wissenschaftlich und systematisch erforschte. Dabei überstand er waghalsige Abenteuer ? die ihn mehrmals nahe an die Todesklippe brachten, schließlich aber konnte er 6 wissenschaftliche Abhandlungen vollenden.

„Die Untersuchungen fanden in der Regel auf einer Höhe von 4.000 bis 5.000 Metern über dem Meeresspiegel statt. Im Freien wohnten wir in Zelten. Es war wirklich nicht leicht. Einmal kam über uns ein Berg ins Rutschen. Es flogen Sand und Steine. Vor Angst weiterten sich unsere Pferde und Esel, weiter zu gehen. Glücklicherweise kannte unser tibetischer Begleiter eine Bergnische in der Nähe. So wurden wir gerettet. "

Mit seinen unzähligen praktischen Erfahrungen und wissenschaftlichen Kenntnissen ist Xiao Peigen selbst ein wandelndes Lexikon der Heilpflanzen. Er entdeckte eine völlig neue Pflanzenkategorie und außerdem 32 neue Gattungen und 11 neue Pflanzensorten. Dazu gehören die dunkelpurpurne Kaiserkrone, die Kaiserkrone aus Hubei, die chinesische Coptis mit dreieckigen Blättern und die Astragalis mongholicus. Sie alle wurden häufig angewandte chinesische Heilkräuter in die Pharmakopöe, also das amtliche Arzneibuch, der VR China aufgenommen.

Als ein international bekannter Fachmann für Ethnomedizin setzte Prof. Xiao im Jahre 1963 zum ersten Mal seine Füße auf einen fremden Kontinent, er reiste nämlich nach Afrika. Auf Bitte der Regierung der Republik Ghana reiste Prof. Xiao als Experte zur Erkundung und Untersuchung von Heilpflanzenressourcen auf den afrikanischen Kontinent. Er erinnert sich:

„Ich war in vielen Ländern in Nord-, West- und Zentralafrika gewesen, beispielsweise in Ghana, Guinea, Tunis, Algerien, Marokko, Ägypten und Tansania. In der Sahara-Wüste war es so heiß, dass man draußen in der Sonne ein Ei kochen konnte. Wegen der extremen Hitze konnte ich abends nur schwer einschlafen, und oft musste ich in der Badewanne arbeiten."

Das Wirken von Xiao Peigen in Afrika wurde von der Weltgesundheitsorganisation hochgeschätzt. Seine Hilfsmission galt als beispielhaft für die internationale Zusammenarbeit. Im Ergebnis der Mission war ein wissenschaftlicher Aufsatz von Xiao Peigen über Heilpflanzen in Tansania als Dokument an die Mitglieder der WHO verteilt worden. Schließlich wurde Xiao Peigen im Jahre 1978 von der WHO beauftragt, sein Wissen über die weltweiten Heilpflanzen zu dokumentieren. Zudem wurde er ständiger Berater der Weltgesundheitsorganisation für Ethnomedizin. Xiao Peigen bekräftigte, dass die WHO der Ethnomedizin stets große Aufmerksamkeit geschenkt habe. Denn die Organisation widme sich der Gesundheit der Weltbevölkerung, die zu einem Großteil in den Entwicklungsländern lebt. Und in 70 bis 80 Prozent der Entwicklungsländer verlassen sich die Menschen noch auf traditionelle Heilmittel. Besonders in abgelegenen Regionen z. B in Afrika sei eine effektive Nutzung von traditionellen Heilmitteln ebenso wie deren Entwicklung, Verbreitung und Standardisierung von großer Bedeutung, so Prof. Xiao Peigen weiter.

Prof. Xiao Peigen ist ein Bahnbrecher und Vorreiter der Erforschung, Standardisierung und Schutzes von medizinischen Pflanzenressourcen in China. Mit nur 100.000 Yuan in der Tasche gründete er 1983 im Auftrag der Chinesischen Akademie der Medizinwissenschaften das Institut für die Aufzucht von Heilpflanzen, kurz IMPLAD. Für die Erschließung und Aufzucht von traditionellen chinesischen Heilkräutern erarbeitete er einen Dreistufenplan.

Unter dieser Richtlinie hat sich das Institut IMPLAD zu einer erfolgreichen akademischen Institution entwickelt, die bereits über 100 Millionen Yuan erwirtschaftet hat. Das Institut beherbergt das staatliche Schwerpunktlabor für die Verwendung und den Schutz von traditionellen chinesischen Heilmitteln und das WHO-Kooperationszentrum für Ethnomedizin. Zu den Kooperationspartnern des Instituts zählen Institutionen aus Großbritannien, den USA, Japan, Südkorea, Polen, Indien und weiteren 34 Ländern.

Auch Prof. Xiao persönlich pflegt gute Kontakte mit seinen Kollegen in aller Welt, darunter auch mit zwei bekannten deutschen Experten für traditionelle chinesische Heilkräuter, diese sind Prof. Em. Dr. Hildebert Wagner vom Institut für Pharmazeutische Biologie der Universität München und Prof. Dr. Rudolf Bauer, Präsident der Gesellschaft für Arzneipflanzenforschung. Mit den beiden arbeitet er derzeit an einer Bücherreihe mit dem Titel „Chinese Drug Monographs and analysis", ein Handbuch für Qualitätskontrolle der traditionellen chinesischen Heilkräuter. Zur Zeit seien bereits nahezu ein Drittel des Werkes vollendet. Zwischen ihm und Deutschland gebe es eine gute Verbindung, sagte Professor Xiao Peigen weiter:

„Mein Vater Xiao Hecang hatte 8 Jahre in Deutschland studiert. Meine Tochter und ihr Mann blieben ebenfalls 8 Jahre in Deutschland. Mein Schwiegersohn hat seine Doktorarbeit an der Ludwig-Maximilian Universität München gemacht. Und ich war selber auch oft aus geschäftlichen Gründen in Deutschland gewesen. Daher möchte ich gerne über Radio China International meine Freunde und Kollegen in Deutschland grüßen."

Die traditionellen chinesischen Heilkräuter müssen für die Zukunft nachhaltig geschützt werden. Dabei gilt es auch die Artenvielfalt zu erhalten. Deshalb sei eine ständige Modernisierung der traditionellen Heilmittelbranche notwendig. Dabei sei durchaus der Einsatz von Bio- und Gen-Technik denkbar, meinte Prof. Xiao Peigen. Nicht ohne dabei zu betonen, dass auch die Zusammenarbeit mit anderen Ländern, darunter mit Deutschland, verstärkt werden solle.

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