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Eindrücke über den Vize-Leiter des Beijinger Gesundheitsamtes Dr. Liang Wannian
   2005-10-20 10:40:23    cri
In den Tagen der SARS-Bekämpfung stand er im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Jede von ihm bekannt gegebene Zahl über neue SARS-Fälle zerrte an den Nerven aller Einwohner der Hauptstadt. Seine Gelassenheit und seine auf wissenschaftlichen Daten und Fakten basierenden Argumente waren beeindruckend. Liang Wannian, der Name, wurde fast über Nacht in Beijing bekannt. Seine Berichte waren frei von Floskeln und leeren Worten, schrieben seine Internet-Fans im BBS (Bulletin Board System). Das Fernsehpublikum befand seine bisherigen Auftritte seit seinem Amtsantritt am 22. April als einwandfrei. In ihm sehe man sowohl einen vertrauenswürdigen Experten, als auch einen guten Beamten. Die Bürger bräuchten genau solche Staatsbediensteste, sagten viele Beijinger.

Damit Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, Liang Wannian näher kennen lernen, hat CRI-Korrespontin Qiu Jing ihn an einem Regentag im späten September in seinem Büro besucht:

Sein Eindruck auf mich wirkt bescheiden und sympathisch. Unser erstes Thema dreht sich um seine Erlebnisse während der SARS-Epidemie von April bis Juni.

Zu den anstrengen Tagen und schlaflosen Nächten sagt Liang Wannian:

?Ich hatte ein Informationsnetz, in das alle Stadtbezirke, Kreise, Wohnviertel, Gemeinde und Dörfer sowie Krankenhäuser und medizinischen Anstalten einbezogen waren. Von Regierungsbeamten bis zu normalen Einwohnern, alle wurden gebeten, rund um die Uhr Informationen zu sammeln und zu analysieren.?

Zu der direkt von ihm geleiteten Fachgruppe gehörten mehr als 1.000 Mitglieder, allein auf der Stadtebene waren mindestens 200 von ihnen tätig. Oft wurde er mitten in der Nacht ins Büro des Bürgermeisters gerufen und um Ratschläge gebeten. Bis zu 1000 Faxe erhielt er täglich, so dass der Tisch, auf dem die Geräte standen, durch den Dauerbetrieb angesengt war.

Glücklicherweise war das alles endlich vorbei! Den Sieg über SARS bezeichnete Liang Wannian als Sieg des Volkes, der kühnen Entscheidung der Regierung sowie Sieg der Wissenschaft. Der 24. Juni brachte mit der Aufhebung der Reise- und Seuchengebietswarnung der Weltgesundheitsorganisation für Beijing nach langen trüben Tagen schließlich wieder Sonne in die Herzen aller.

Seitdem ist die Arbeit von Liang Wannian und seinen Mitarbeitern in eine neue Phase eingetreten. Erste Aufgabe ist es, die Entwicklung des Gesundheitswesens umfassend voranzutreiben. Zum Zweiten bemüht man sich derzeit, einen langfristig effizienten Mechanismus für Verhütung und Kontrolle von Krankheiten, besonders von SARS, aufzubauen. Als Vize-Leiter des Beijinger Gesundheitsamtes ist Liang Wannian für Personalausbildung und Erarbeitung der Krankheitsvorsorgepläne zuständig. Außerdem soll er verschiedene wissenschaftliche Forschungen und akademische Symposien organisieren. Er selbst hat bislang viele Vorträge gehalten, z. B. vor Mitarbeitern, Krankenhausleitern und Regierungsbeamten.

Sein Presse-Assistent Zhang Jianshu hörte auch einmal bei einem Referat seines Chefs zu. Er sagt:

?Wir haben gerade ein Referat unseres Chefs zum Thema Lehren aus der SARS-Epidemie zugehört. Viele Ideen hat er zur Diskussion auf den Tisch gelegt. Es war aufschlussreich und wirklich ein Gedankenssturm für uns.?

Natürlich hat Liang Wannian, der bald ein halbes Jahr lang sein Amt führt, für die Zukunft ein Reformpaket im Kopf. Ganz offen verwies er im Gespräch mit mir auf Probleme, die das chinesische Gesundheitswesen hauptsächlich beeinträchtigen:

?Die Investitionen in das Gesundheitswesen gelten bislang als unzureichend und die Ressourcenverteilung ist nicht rationell. Und genau das hat zahlreiche Probleme zur Folge. Die Behandlungssäle in den großen Krankenhäusern sind voller Patienten, während die kleinen Kliniken fast leer sind. Die medizinischen Kosten des Staates und der Bürger sind dadurch in die Höhe getrieben worden.?

Um diese Situation zu verändern, hat Dr. Liang mit seinen Kollegen der Akademie des öffentlichen Gesundheitsschutzes und der Familienmedizin von der Capital University of Medical Sciences bereits seit 1995 in Beijing zwei Modelle für medizinische Versorgung in den Wohnvierteln praktiziert. Das eine ist das vorwiegend staatlich finanzierte Modell Fuxing mit dem großen Krankenhaus Fuxing als Stütze. Das andere Modell ist das selbstfinanzierende Gesundheitszentrum im Wohnviertel Fangzhuang, gestützt auf einen Kliniktyp unterer Stufe. In diesem Modell wirken auch das Einwohnerkomitee des Wohnviertels und Freiwillige mit. Inzwischen sind die beiden Modelle chinesischer Prägung landesweit bekannt und gelten als Fenster der Reform des medizinischen Systems in China.

Liang Wannian plädiert dafür, dass der Staat auf dem Standpunkt der Bürger das medizinische Versorgungssystem kontrollieren solle und sich vor allem auf die nicht profitablen Basisbereiche wie Pflichtimpfung, Gesundheitspflege für Frauen und Kinder sowie Behinderte und Sozialschwache konzentriere. In Bereichen mit großen wirtschaftlichen Nutzen solle der Staat dem Markt freie Hand lassen. Er sagt:

?Marktzugang, Planung, Kontrolle, Bewertung und Informationsservice - der Staat soll also die Investitionen in diesen Bereichen verstärken.?

Liang Wannian ist gerade dabei, im Auftrag des Gesundheitsministeriums ein Buch über Vertrieb und Management der medizinischen Versorgung zu verfassen. Kurz zu seiner akademischen Praxis - Er war Hauptredakteur von 5 Hochschullehrbüchern, Autor und Übersetzer von fast 20 Werken im Bereich klinische Medizinforschung, Gesundheitsverwaltung, Allgemeinmedizin und Epidemiologie. Er ist zudem Träger vieler wissenschaftlicher Preise auf Ministeriums-, Provinz- und Stadtebene. Derzeit leitet er mehr als 20 Forschungsprojekte des Staates und der Hauptstadt, darunter auch ein Projekt mit finanzieller Unterstützung der Weltbank. Neben seinem Amt führt er noch den Vorsitz im staatlichen Bildungszentrum für Allgemeinmediziner und den Vize-Vorsitz der Beijinger Gesellschaft für Verhütungsmedizin.

Kein Zweifel, warum die Einwohner in Beijing ihn in der Öffentlichkeit gern hören, weil er tiefe theoretische Hindergründe habe, sagte sein Presse-Assistent Zhang Jianshu.

Früher als Gelehrter, jetzt als Beamter, was ist das wichtigste für diese Rollenveränderung? Dazu Liang Wannian:

?Die Kernfunktion eines Beamten ist Service. Bei der Amtsführung ist die Team-Arbeit besonders wichtig. Auch wichtig ist die Kommunikationstechnik, man muss lernen, den anderen zuzuhören. Für das Amt muss man sich an die Bedürfnisse der normalen Bürger richten.?

Und das hat er bisher getan. Die Rollenveränderung hat Liang Wannian gut gemeistert. Sein Assistent Zhang Jianshu sagt:

?Er versteht sehr gut, die Mitarbeiter zu loben, damit sie weiterhin ihre Initiative zur Geltung bringen können. Wir finden ihn nett, unter seiner Leitung zu arbeiten, ist ein Privileg.?

Ja, es war auch ein Vergnügen für mich, mit ihm dieses Gespräch führen zu können. Na dann, wünschen wir ihm alles Gute in seiner weiteren Karriere!

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