Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Methadonbehandlung für Drogenabhängige in China erprobt
   2005-10-20 10:43:19    cri
Im April 2004 wurde in einigen chinesischen Städten ein Modellprojekt zur Verabreichung der Ersatzdroge Methadon an Drogenabhängige gestartet. Dieses Projekt dient nicht zuletzt auch der Aids-Vorbeugung in China.

Methadon ist eine synthetisch hergestelltes Opioid, das bei Drogensüchtigen Entzugssymptome unterdrücken kann. Aufgrund dieser Funktion wird Methadon als Ersatzdroge in vielen Anstalten weltweit als ein wirksames Verfahren zum Drogenentzug eingesetzt. Dabei wird den Drogensüchtigen Methadon nach ärztlicher Verordnung verabreicht, was heute als legal und sicher anerkannt ist. Erfahrungen in mehreren Ländern haben bewiesen, dass die Verabreichung von Methadon als Ersatzdroge die Gefahr einer Aids-Übertragung durch benutzte Spritzen effektiv vermindert. Damit dient die Methadon-Behandlung auch der Vorbeugung von Aids.

Statistischen Angaben zufolge leben derzeit in China rund 840 000 HIV-Infizierte. Die Aids-Übertragung im Lande hat ein alarmierendes Niveau erreicht, wobei selbst normal lebende Menschen vor der Gefahr einer Ansteckung nicht mehr gefeit sind. Bisher gilt der Drogenkonsum durch benutzte Spritzen als Hauptkanal für die Aids-Übertragung in China. Bei den Testbehandlungen mit der Ersatzdroge Methadon geht es im wesentlichen darum, die gemeinsame Nutzung von Spritzen unter Drogenabhängigen zu unterbinden und damit einer Aids-Übertragung vorzubeugen, erläuterte Prof. Li Zhiwei vom medizinischen Institut der Peking-Universität:

"Aus dem medizinischen Blickwinkel und insbesondere mit dem Ziel der Aids-Verhütung vor Augen appellieren wir an die ganze Gesellschaft, der Realität sachlich gegenüberzustehen und den Drogenabhängigen eine Ersatzdroge anzubieten. Damit können die Drogensüchtigen von der gemeinsamen Nutzung von Spritzen abgehalten und damit auch vor einer Infektion mit Aids-Viren geschützt werden. Die Methadonbehandlung dient dazu, die durch Drogen verursachten Schäden für die Personen, ihre Familien sowie die Gesellschaft abzubauen."

In der Stadt Gejiu in der südwestchinesischen Provinz Yunnan arbeitet die erste Klinik in China, in der Heroinabhängigen probeweise Methadon verabreicht wird. Dr. Min Xiangdong ist als Arzt in dieser Klinik tätig. Er bestätigt, dass die Abgabe von Methadon in der Klinik seit ihrer Öffnung im April 2004 gut verlaufen sei. Beinahe 100 Patienten seien derzeit in ambulanter Behandlung, so Dr. Min weiter:

"Die Methadon-Behandlung wird von immer mehr Drogensüchtigen akzeptiert. Nach dem bisherigen Entwicklungstrend kündigt sich bereits an, dass wir bald 250 bis 300 Patienten in unsere Ambulanz aufnehmen können. Sowohl bei unseren Patienten als auch bei deren Familien haben wir positive Reaktionen bekommen."

Ferner teilte Dr. Min Xiangdong mit, dass nicht alle Drogensüchtigen die Substitutionsbehandlung mit Methadon beantragen können. Nach den Bestimmungen der Regierung gilt für die Methadonbehandlung ein Mindestalter der Drogensüchtigen von 20 Jahren. Zudem müssen die Drogenabhängigen mehrere gescheiterte Versuche des Drogenentzugs hinter sich haben oder mindestens zweimal zum Drogenentzug in Zwangsanstalten eingewiesen worden sein. Alle Kosten der Methadonbehandlung werden vom Staat übernommen.

In der Klinik zur Methadonbehandlung werden alle Behandlungsverfahren streng überwacht. Die Höhe der verabreichten Dosis wird der Drogensucht der Patienten angepasst. In unregelmäßigen Abständen führt die Klinik bei den mit Methadon behandelten Patienten Urintests durch. Sollte das Testergebnis erweisen, dass der Patient weiterhin Drogen einnimmt, würde der Patient zum Drogenentzug in eine Zwangsanstalt überwiesen.

In der Methadon-Klinik in Gejiu steht zudem auch die Verwaltung der Methadon-Vorräte nach dem Betäubungsmittelsgesetz unter strenger Kontrolle. Ausgestattet ist der Methadon-Lagerraum mit einem Infrarot-Überwachungsgerät. Das elektronische Alarmsystem ist direkt mit einer Polizeizentrale verbunden.

Die 34-jährige Wang Yu ist seit mehr als 10 Jahren drogensüchtig. Sie gehörte zu den ersten, die eine Behandlung in der Methadon-Klinik in Gejiu erhielt. Jeden Tag kommt sie um 16 Uhr in die Klinik und nimmt hier unter ärztlicher Aufsicht eine Dosis von 75 ml Methadon zu sich. Seit dem braucht sie sich kein Heroin mehr zu spritzen und führt so wieder ein normales Leben. Ihrer Meinung nach ist die Methadon-Substitutionsbehandlung eine humane und erfolgreiche Methode:

"Seitdem ich Methadon zu mir nehme, geht es mir besser. Ich bin nicht mehr so schlapp und müde wie früher. Früher hatte ich für nichts Interesse, das ist heute nicht mehr der Fall. Leute, die mich kennen, sagen, dass ich voller Energie bin. Auch ich selbst fühle mich jetzt wohler."

Seit April 2004 hat die chinesische Regierung Methadon-Kliniken für Drogensüchtige in Yunnan, Guangdong und weiteren 3 Provinzen und autonomen Gebieten genehmigt. Inzwischen haben bereits 8 Kliniken zur Methadon-Substititionsbehandlung mit der Betreuung von Patienten begonnen. Meldungen zufolge sollen in China in den nächsten 5 Jahren weitere 1 000 Methadon-Kliniken eröffnet werden, in denen rund 200 000 Drogensüchtige behandelt werden können.

     mehr zum Thema Ihre Meinung

Not Found!(404)

Not Found!(404)