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Auf der Suche nach Krankheitsgenen
   2005-10-20 10:43:14    cri
Im Beijinger Fuwai Krankenhaus der Chinesischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften haben sich Forscher aus China und Deutschland ein wichtiges Ziel gesteckt. Sie wollen Gene identifizieren, die an der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beteiligt sind. Dazu gründeten sie im Jahre 1997 ein chinesisch-deutsches Genforschungs-Labor. Unter der Leitung von Professor Hui Rutai arbeiten hier chinesische Forscher mit Wissenschaftlern des Max-Delbrück-Zentrums für Molekulare Medizin (MDC) in Buch bei Berlin eng zusammen.

Das chinesisch-deutsche Labor, in dem sich seit Ende 2000 auch ein Mikrosatellitenzentrum befindet, wird mit Mitteln des deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung BMBF, des chinesischen Ministeriums für Wissenschaft und Technik MOST sowie des chinesischen Bildungsministeriums unterstützt. Weitere finanzielle Mittel kommen aus Chinas nationalem Fond für Naturwissenschaften und dem Fond für Naturwissenschaften der Stadt Beijing.

Die ersten Kontakte zwischen den deutschen und chinesischen Spitzenforschern wurden bereits vor 10 Jahren aufgenommen. Damals war der Gründungsdirektor des Max Delbrück-Zentrums in Berlin und international bekannte Genetiker Prof. Detlev Ganten, noch Präsident der Welthypertonieliga. In dieser Funktion lernte Prof. Ganten die damalige Präsidentin der Chinesischen Kardiologischen Gesellschaft und der Hypertonie-Gesellschaft Prof. Liu Lisheng kennen. Dieses Zusammentreffen führte ihn zum ersten Mal in die Fuwai-Klinik in Beijing. Über seine ersten Eindrücke und die Motive für die spätere Zusammenarbeit sagte Prof. Ganten:

„Der erster Eindruck und der bleibende Eindruck war hervorragend. Zum großen Teil sehr gute Geräteausstattung, sehr gute Ausbildung, sehr viele interessierte junge leute und interessante moderne Forschungsthemen. Und was uns insbesondere interessiert hat, war die Möglichkeit in China mit großen Populationen, also größten Bevölkerungsgruppen in den sogenannten Isolat-Gebieten, in Gebieten, wo eine geringe Durchmischung der Bevölkerung ist und daher besonders stabile Genpulsen auch erwartet werden können. Mit diesen Gruppierungen zusammenzuarbeiten, also genetische Epidemiologie und genomisches Klinikverfahren in Populationen zu machen. "

Das Fuwai-Hospital ist eine nach westlicher Schulmedizin ausgerichtete Spezialklinik für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und gilt in diesem Bereich als renommiertes Zentrum in China. Das Max-Delbrück-Zentrum für Molekulare Medizin in Deutschland ist eine von 16 Einrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren und gilt als Modellzentrum für die molekularbiologische Grundlagenforschung mit klinischen Untersuchungen. Die gemeinsamen Forschungsziele beider Forschungsinstitutionen schafften die Grundlage für eine tiefgreifende Kooperationsbereitschaft. Dies mag auch der Grund für die bisher reibungslose Zusammenarbeit zwischen beiden Forschungsinstitutionen sein. Dazu Professorin Huang Xiaohong vom chinesisch-deutschen Forschungslabor:

„Unsere Zusammenarbeit beruht auf Gleichberechtigung sowie auf gegenseitigem Verständnis und Nutzen. Die Forschungsergebnisse, Technologien sowie Urheberrechte bewahren wir gemeinsam. Seit der Gründung unseres Labors vor mehr als 6 Jahren haben wir insbesondere auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Untersuchungen umfangreich und freundschaftlich zusammengearbeitet."

Insgesamt 30 Mitarbeiter der Beijinger Fuwai-Klinik und 3 Arbeitsgruppen des Max-Delbrück-Zentrums in Berlin-Buch haben intensive Studien durchgeführt. Am erfolgreichsten war bisher die Studie zur Erforschung genetischer Faktoren für Bluthochdruck.

Dabei wurden Blutproben von Mitgliedern einer 287 Mitglieder zählenden Großfamilie bei Shijingshan am westlichen Stadtrand Beijings entnommen. Rund ein Drittel der Familienmitglieder leiden an primärem Bluthochdruck. Mit mehr als 400 sogenannten Mikrosatelliten entdeckten die Forscher das für den Bluthochdruck verantwortliche Gen. Mikrosatelliten sind bestimmte kurze und hochvariable Sequenzen der Erbsubstanz DNS. Sie dienen als Markierungspunkte, mit deren Hilfe sich die elterlichen Chromosomen voneinander unterscheiden lassen. Die Forscher identifizierten mit diesen Mikrosatelliten ein Gen auf dem Chromosom 12, das für die sogenannte Primärhypertonie verantwortlich gemacht wird. Das entsprechende Ergebnis wurde in der renommierten Fachzeitschrift „Human Molecular Genetics" veröffentlicht.

Beispielhaft ist auch eine weitere Studie des Chinesisch-deutschen-Genforschungslabors, und zwar die Studie zur Erforschung der genetischen Faktoren für zu hohe Fettwerte im Blut, der sogenannten Hyperlipidämie. Dazu noch einmal Professorin Huang Xiaohong:

„Wir haben in Nordchina, vor allem in der nordchinesischen Provinz Hebei Blutproben von einigen Großfamilien gesammelt, deren Mitglieder zum großen Teil an Hyperlipidämie leiden. Wir haben DNS-Proben von den Familien untersucht und durch Markierung der Mikrosatelliten das verantwortliche Gen identifiziert."

Auch in Deutschland sind Blutproben von bestimmten Familien gesammelt worden. Insgesamt wurden Blutproben von 50 Großfamilien in China und Deutschland mit 500 Mitgliedern untersucht. Die Forschungen des Forschungslabors ergaben, dass ein Gen auf dem Chromosom 1q21-23 für die hohen Blutfettwerte verantwortlich ist.

Die Kartierung und Positionsklonierung von Krankheitsgenen sind heute wichtige Instrumente für die Genforscher. Die Mikrosatellitentechnik hat sich international durchgesetzt. Und auch das Max-Delbrück-Zentrum und die Beijinger Fuwai-Klinik sahen die Notwendigkeit, ein Mikrosatellitenzentrum in der Beijinger Klinik einzurichten. Das Bucher Zentrum bei Berlin selbst verfügt schon seit 1995 über ein eigenes Mikrosatellitenzentrum. Ende 2000 wurde auch in der Fuwai-Klinik in Beijing ein solches Zentrum errichtet mit dem Ziel, genetische Faktoren für Krankheiten wie Bluthockdruck, Schlaganfall und schwere Stoffwechselstörungen zu identifizieren.

Frau Prof. Huang und ihre Kollegen vom Mikrosatellitenzentrum, die zum Teil nach langjährigen Studienaufenthalten im Ausland nach China zurückgekehrt sind, zeigen sich stolz auf das bisher Erreichte. Mit ihrer Arbeit hätten sie den Anschluss an das Weltniveau geschafft, meinte Professorin Huang Xiaohong vom chinesisch-deutschen Forschungslabor:

„Wir wollen durch unsere Arbeit theoretische Grundlagen für die Frühdiagnose, Vorbeugung und individuelle Behandlung von Krankheiten schaffen und die Entwicklung von Arzneimitteln fördern. Dass wir Chinesen damit heute etwas auf der Weltbühne tun können, sehen wir sowohl als Chance als auch als große Herausforderung."

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