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Erste fern gesteuerte Operation in China über Internet und einen Roboter
   2005-10-20 10:43:08    cri
Der 10. September wurde zu einem sensationellen Tag in der Geschichte der chinesischen Nervenchirurgie: Ohne den Operationssaal betreten und ohne ein Skalpell in die Hand genommen zu haben, hat Prof. Tian Zengming vom Beijinger Marinehospital aus eine Gehirnoperation an dem 52-jährigen Patienten Zou Enzhong im 600 Kilometer entfernten Shenyang in Nordostchina vorgenommen. Und zwar erfolgreich.

Beteiligt waren neben Professor Tian und Patient Zou eine Maus, zwei Computer, ein Mikrophon, eine Internetverbindung und der assistierender Operateur namens Li Yuan, bei dem es sich um einen Roboter handelt.

Und alles weitere erfahren Sie nun in unserem folgenden Bericht:

Die Operation sollte pünktlich um 10 Uhr vormittags beginnen. Professor Tian saß schon sehr früh an seinem Computer im Beijinger Marinehospital und prüfte hier und dort etwas im Internet. Das Computersystem und die speziell eingerichtete Breitband-Netzverbindung nach Shenyang hatten Professor Tian und seine Kollegen vom Marinehospital sowie Prof. Wang vom Roboterinstitut der Beijinger Luft- und Raumfahrt-Universität am Tag zuvor bis in die tiefe Nacht getestet. Prof. Tian ist stolz auf das Op-System:

?Wir haben ein zuverlässiges Sicherheitssystem aufgebaut. Erstens ist der Präzisionsgrad dieser Operationen sehr hoch. Die durchschnittliche Abweichung ist unter 1 mm. Zweitens ist unser Roboter fähig, sehr präzise erneut zu lokalisieren. Drittens haben wir ein Computersimulationssystem. Der Computer kann die Bewegungen der Roboter und damit eine ganze Operation simulieren. Viertens haben wir außerdem eine Notbremsanlage für akute Notfälle. Im Falle einer akuten Komplikation, einer Abweichung oder eventuellen Verletzung wird Roboter Li Yuan sofort alle Bewegungen stoppen.?

Über die Breitbandverbindung erhielt Prof. Tian die Computer- und die Kernspintomografien des Patienten aus Shenyang. Vorher wusste er nur allgemeines über das Krankheitsbild des Patienten, der infolge einer Gehirnblutung rechtsseitig gelähmt war und nicht mehr sprechen konnte. Nach Auswertung der detaillierten Tomografie-Bilder legte Prof. Tian dann vier Markierungen am Kopf des Patienten fest, um die Blutung zu lokalisieren.

Dann begannen die letzten Vorbereitungen - ruhig und konzentriert. Auf dem Computerbildschirm sah man den Patienten, der ruhig im Operationssaal des Zentralen Hospitals in Shenyang lag. Da die für den Eingriff erforderliche Öffnung sehr klein sein würde, hatte der Patient nur lokale Anästhesie bekommen und war ansonsten bei Bewusstsein.

Auf dem Bildschirm des Computers in Beijing erschienen nun zwei klare Bilder, und zwar eines von dem Patienten, das andere von der Gehirnoperation. Die beiden Bilder stammten von zwei Videokameras, die als Augen des Roboters drüben in Shenyang fungierten. Die beiden Augen des Roboters, ergänzt durch eine dritte Kamera im Operationsraum, dienten dazu, dreidimensionale Bilder zu produzieren und live nach Beijing zu übertragen.

Auf dieser Basis erstellte der Arzt im Computer einen virtuellen Operationsraum und legte in diesem Raum Operationswege und Punktuationstargets fest. Diese wurden dann wieder nach Shenyang übermittelt, und zwar an den assistierenden Operateur Li Yuan, den Roboter Li Yuan, um ganz genau zu sein.

Als Vertreter der inzwischen vierten Generation eines gemeinsamen Projektes des Marinekrankenhauses und des Roboterinstituts der Universität für Luft- und Raumfahrt in Beijing hatte Roboter Li Yuan die Aufgabe, im realen Operationssaal an einer bestimmten Stelle zu punktieren und nach dem Krankheitsherd zu suchen. Mit Li Yuan hatte Prof. Tian schon früher über kürzere Entfernungen insgesamt 607 dreidimensional geführte stereotaktische Teleoperationen erfolgreich durchgeführt.

Um 10 Uhr 30 leitete Prof. Tian dann die Operation ein. Auf dem Computerdisplay in Beijing sah man, wie die Punktionsnadel in der mechanischen Hand von Roboter Li Yuan in Shenyang ? ferngesteuert von Professor Tian in Beijing ? ihren programmierten Operationsweg in den Kopf des Patienten nahm.

Man hörte nicht das bei einer normalen Operation übliche metallische Klicken der Instrumente und keine Kommandos der operierenden Ärzte an Assistenten und Schwestern. Auch war keine Szene mit viel Blut zu beobachten. Über die Internetverbindung sah Prof. Tian in Beijing, dass der Stationsarzt vor Ort in Shenyang begann, die eigentliche Gehirnblutung zu behandeln.

Um 10 Uhr 40 wurden 10 Milliliter Blut abgesaugt. Die Operation war zu Ende. Aus einem Meter Entfernung konnte man fast keine Wunde und keine Blutspuren sehen. Die Stelle am Kopf des Patienten, an der dieser sensationelle Eingriff vorgenommen worden war, war nun mit einem gerade mal fingerbreiten Wundverband bedeckt.

Der während der ganzen Operation bei klarem Bewusstsein gebliebene Patient wollte natürlich die Wirkung des Eingriffs erleben, mit dem die rechtsseitige Lähmung und der Sprachverlust behandelt werden sollten. Und so sah man, dass der Patient sein rechtes Bein nun vom Bett leicht heben konnte. Und um 10 Uhr 50 hörte man ihn schon klar sagen, dass er mit seinen Eltern sprechen wollte.

Historische Momente in der chinesischen Nervenchirurgie. Denn innerhalb von nicht einmal einer Stunde war erfolgreich die erste Telecontrol- Nervenoperation in China verlaufen. Damit wurde auch deutlich, dass die Entwicklung von Robotern für Anwendungen in der Chirurgie in China bereits ein international hohes Niveau erreicht und damit auch eine neue Phase für die stereotaktische dreidimensionale Technik gebracht hat.

Prof. Tian war froh, dass der hochautomatisierte und mit zwei Augen versehene Roboter der neuen Generation, Li Yuan, seine Aufgabe in Shenyang reibungslos erfüllt hatte. Und damit ist es jetzt eigentlich an der Zeit, einmal zu fragen, warum der Roboter nun ausgerechnet Li Yuan heißt. Prof. Tian Zengmin erklärt uns das:

?Das Wort ?Li? hat im Altchinesischen die Bedeutung wie ?das Volk?. Und ?Yuan? symbolisiert bahnbrechende Ergebnisse in der Telecontrol-Chirurgie im neuen Jahrhundert.?

Inzwischen ist Li Yuan über Nacht in China bekannt geworden. Und das Krankenhaus in Shenyang, wo die erste chinesische Telecontrol-Operation von Li Yuan durchgeführt wurde, bekam zahlreiche Anrufe.

Wir haben dann auch angerufen, und zwar am 16. September bei dem Stationsarzt Yang Xiaojian, der bei der Operation vor Ort gewesen war. Dabei sagte uns Doktor Yang, dass der Patient Zou Enzhong bereits aus dem Krankenhaus entlassen worden sei, nachdem sich sein Zustand deutlich verbessert hatte. Herr Zou und seine Familie seien sehr froh, zufrieden und glücklich. Und Doktor Yang Xiaojian fügte hinzu:

?Die Bewegungsfähigkeit seines rechten Arms hat die Stufe 3 erreicht, und bei seinem rechten Bein inzwischen bereits die Stufe 4. Jetzt kann er schon auf dem rechten Bein stehen. Diese Ergebnisse der Operation haben bereits für große Sensation gesorgt, nicht nur in Shenyang. Sogar aus Xinjiang, Changchun und anderen Städten und Provinzen riefen mich Patienten an. Sie wollten sich auch bei uns einer Telecontrol- Operation unterziehen.?

Eine gute Nachricht natürlich auch für Prof. Tian und seinen Roboterassistenten Li Yuan und für die Entwicklung der Telecontrol-Chirugie. Wie Prof. Tian selbst erläuterte, ließen sich auf diese Art die Erfahrungen und die Intelligenz der Experten zeitlich und räumlich besser erweitern. Wir können davon ausgehen, dass mehr Ärzte und Patienten von dieser modernen Technologie profitieren werden. Die Hände und die Behandlungsideen der Experten können so selbst in Regionen reichen, in denen die medizinischen Bedingungen oder Erfahrungen ansonsten nicht so weit gediehen sind.

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