Der mehr als 400 Hektar große Campus der Tsinghua-Universität erstreckt sich in der gleichnamigen schönen Gartenanlage, die in der Ming-Dynastie Privatbesitz war. In der Regierungszeit des Qing-Kaisers Kangxi war der Garten Teil des Winterpalastes.

Die Vorgängerin der Tsinghua-Universität war die im Jahre 1911 erbaute Tsinghua-School. 1928 bekam sie den Namen "Staatliche Universität Tsinghua". Während des chinesischen Widerstandskrieges gegen die japanischen Aggressoren wurde der Sitz der Universität zunächst nach Changsha in Zentralchina und dann nach Kunming in Südwestchina verlegt, wo man eine gemeinsame Universität mit der ebenfalls renommierten Peking-Universität und der Nankai-Universität gründete.

Erst nach Kriegsende kehrte die Tsinghua-Universität in ihren alten Sitz zurück. Damals beherbergte sie nur fünf Institute mit 26 Abteilungen und lehrte in Bereichen Literatur, Rechtswissenschaften, Naturwissenschaften, Ingenieurwesen und Agrarwirtschaft.

Nach der landesweiten Umstrukturierung aller Universitäten und Hochschulen 1952 entwickelte sich die Tsinghua-Universität langsam aber sicher Richtung technischer Universität und war bald darauf allgemein als "Chinas Ingenieur-Schmiede" anerkannt. Die Reform und Öffnung des Landes seit 1978 hat der Tsinghua einen gewaltigen Schub gegeben. Die akademische Forschungsbreite der Uni wurde wieder hergestellt, zu der heute neben den Naturwissenschaften auch Geisteswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Management sowie Medizinwissenschaften gehören.

An der Uni gibt es mittlerweile 17 Institute mit insgesamt 49 Abteilungen. Die Fakultäten für Architektur, Informatik, Automobilbau und Hochenergiephysik sind in ganz China bekannt und geschätzt. Doch auch andere Fächer der Tsinghua-Universität genießen landesweit großen Ruhm.

An der Uni sind über 27.000 Studenten eingeschrieben, darunter rund 13.000 Bachlor- und 8.600 Diplom- und Magisterstudenten sowie 4.600 Doktoranden. Nicht vergessen darf man die 1.300 auswärtigen Studierenden, die aus 46 Ländern und Regionen nach Beijing kommen, um an der Eliteuniversität zu studieren. Betreut werden sie alle von etwa 1.100 Professoren und weiteren 6.700 Lehrern und Angestellten. Darunter sind 34 Mitglieder der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und 26 Mitglieder der Akademie der Ingenieurwissenschaften.

Zur Zeit beherbergt die Tsinghua-Universität elf staatliche Schwerpunktlabore, 16 weitere auf Ebene der Ministerien sowie zahlreiche Forschungszentren für Sozialwissenschaften. Die Universitätsbibliothek umfasst mehr als 4 Millionen Werke, auf die die Studenten Zugriff haben.

Bekannt ist die Tsinghua-Universität für ihr hohes akademisches Forschungsniveau und ihre Lehrqualität. Seit ihrer Gründung hat die Tsinghua insgesamt über 110.000 Absolventen ausgebildet, darunter zahlreiche einflussreiche Persönlichkeiten der chinesischen naturwissenschaftlichen sowie geistes- und sozialwissenschaftlichen Kreise. An der Tsinghua haben einst zum Beispiel auch die bekannten chinesischstämmigen Nobelpreisträger Chen Ning Yang und Tsung Dau Lee studiert. Von den 23 Wissenschaftlern, die große Verdienste um Chinas Raketen- und Satellitenforschungsprogramm erworben haben, haben 14 an der Tsinghua-Universität studiert. Einer Statistik bis Ende 2001 zufolge sind beinahe 25 Prozent aller Sitze der Akademie für Wissenschaft und der Akademie für Ingenieurwissenschaften mit Absolventen der Tsinghua-Universität besetzt.

Unter dem Motto "Handeln statt Diskutieren" will die Tsinghua-Universität nun angesichts der historischen Herausforderungen im neuen Jahrhundert in die erste Reihe der weltbekannten Universitäten aufrücken. Die Universität pflegt gute Kontakte zu mehr als 150 Universitäten und Hochschulen sowie Forschungsinstitutionen in 30 Ländern und Regionen sowie zu zahlreichen ausländischen Unternehmen. 16.000 Lehrende und Studierende sind in den letzten Jahrzehnten zum wissenschaftlichen Austausch in 38 Länder und Gebiete gereist. Jährlich kommen zahlreiche hochrangige Lehrende aus anderen Ländern und Vertreter internationaler Organisationen sowie prominente Persönlichkeiten zu Besuch an die Tsinghua-Universität. Damit ist die Tsinghua heute ein beliebter Ausgangspunkt für ausländische Studierende und Gäste geworden, um das große China kennen zu lernen.