Vor über einem Monat wurde die Provinz Sichuan von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht. Sichuan war daher die erste Station der Visite von Rice. Am Sonntag traf sie in Chengdu ein und reiste umgehend nach Dujiangyan weiter. Die US-Außenministerin besuchte dort vor Ort die größte Unterkunft für Erdbebenopfer und inspizierte ein von den USA gespendetes Projekt zur Wasseraufbereitung. Rice sagte dabei, die Rettungsarbeiten der chinesischen Regierung und der große Geist der Geschädigten zum Wiederaufbau ihrer Heimat hätten sie tief beeindruckt.

Am Sonntagnachmittag traf Rice in Beijing ein, wo sie am gleichen Abend ein Gespräch mit dem chinesischen Außenminister Yang Jiechi führte. Im Anschluß daran stimmten beide vor der Presse darin überein, dass die Entwicklung der chinesisch-amerikanischen Beziehungen in den vergangenen Jahren gut verlaufen sei. Sie betonten zudem, die weitere Förderung der konstruktiven und kooperativen bilateralen Beziehungen diene den Grundinteressen beider Länder. Dies komme auch dem Frieden, der Stabilität und der Entwicklung in der Region sowie in der ganzen Welt zugute. Wörtlich sagte Yang Jiechi:

"Beide Länder haben bei Handel und Wirtschaft, Wissenschaft und Technik, Bildung und Kultur, Gesundheit sowie bei der Gesetzesvollstreckung und der Terrorismusbekämpfung wichtige Kontakte und Kooperationen gepflegt. Beide Länder haben in wichtigen internationalen und regionalen Fragen, darunter auch wichtigen Fokusfragen, Kontakte, Austausche und Koordinationen gepflegt."

Yang Jiechi fuhr fort, beide Länder sollten weiterhin wichtige Einigungen beider Staatsoberhäupter gewissenhaft umsetzen. Auch sollten der Dialog, der Austausch und die Zusammenarbeit verstärkt, sensible Themen der anderen Seite sorgfältig behandelt und die bilateralen Beziehungen beständig und stabil ausgebaut werden.

Rice erläuterte ihrerseits den Standpunkt der USA in der Taiwan-Frage. Dabei bekräftigte sie erneut die Ablehnung einer sogenannten "Unabhängigkeit Taiwans" durch ihr Land. Zudem sagte Rice, sie hoffe, die beiderseitigen Beziehungen würden weiterhin verbessert und entwickelt werden. Sie betonte, die USA und China hätten konstruktive Beziehungen gepflegt. Die USA wollten den Dialog und die Zusammenarbeit mit China intensivieren und gemeinsam globale Fragen und Herausforderungen lösen. Besonders erwähnte sie die Atomfrage auf der koreanischen Halbinsel:

"In manchen Bereichen, wie zum Beispiel der Atomfrage auf der koreanischen Halbinsel, möchte ich der chinesischen Regierung für ihre leitende Rolle bei den Sechser-Gesprächen danken. Aufgrund der Arbeit der chinesischen Regierung im Rahmen der Sechser-Gespräche können wir auf Basis dieser tatkräftigen Unterstützung die Atomwaffenfreiheit auf der koreanischen Halbinsel realisieren."

Beide Seiten vertraten außerdem die Ansicht, dass man bei den Sechser-Gesprächen über die Nuklearfrage auf der koreanischen Halbinsel wichtige Fortschritte erzielt hat. Dies entspreche den gemeinsamen Interessen der verschiedenen Seiten, so die beiden Außenminister. Yang Jiechi sagte zudem, China wolle mit den beteiligten Seiten gemeinsame Bemühungen unternehmen, um die Sechser-Gespräche in eine neue Phase zu führen.

Der letzte und wichtigste Programmpunkt des China-Besuches für Rice war das Treffen mit dem chinesischen Staatspräsidenten Hu Jintao. Hu Jintao hatte vor dem Gespräch mit Rice die amerikanische Unterstützung für die Katastrophengebiete in Sichuan gewürdigt. Er sagte:

"Präsident Bush und seine Gattin haben einen Kondolenzbesuch in der chinesischen Botschaft in den USA unternommen. Sowohl die US-Regierung als auch die amerikanische Gesellschaft haben für China großzügige Spenden und Unterstützungen bereitgestellt. Gestern ist Frau Rice persönlich in die Erdbebenregion in Sichuan gereist. All dies stellt die Freundschaft und die Anteilnahme der amerikanischen Bevölkerung für das chinesische Volk dar. Hiermit möchte ich mich im Namen der chinesischen Regierung und der Bevölkerung für die Hilfe von Präsident Bush, der US-Regierung und des amerikanischen Volkes bedanken."