Angesichts des schweren Erdbebens in der südwestchinesischen Provinz Sichuan hat das schnelle Eingreifen und Engagement der chinesischen Regierung in den Katastrophengebieten weltweit Anerkennung gefunden. Auch Freundschaftsorganisationen in Deutschland verfolgen die Entwicklungen dort aufmerksam und haben Spendenaktionen für die Katastrophenopfer gestartet. Zudem äußerten sie sich positiv über die Tibet-Frage und die Olympischen Spiele in Beijing. In den folgenden Minuten hören Sie ein Exklusivgespräch unseres Deutschlandkorrespondenten Yan Wei mit der Vorsitzenden der deutsch-chinesischen Freundschaftsgesellschaft in Rheinland-Pfalz, Frau Monika von Borries.
Y: Auf das große Erdbeben in Sichuan reagierte die chinesische Regierung mit schnellem Eingreifen und groß angelegten Hilfs- und Rettungsmaßnahmen. Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao leitet die Rettungsarbeiten vor Ort. Frau von Borries sagte, sie sei von den Bildern aus den Katastrophengebieten in Sichuan tief berührt:
"Im Augenblick ist es sicher so, dass diese Erdbebenkatastrophe in Sichuan uns alle sehr bewegt. Was wir feststellen, es ist so eine Welle des Mitleids, aber auch eine Bewunderung für die chinesische Regierung für ihr rasches und professionelles Eingreifen und Engagement für diese Erdbebenopfer. Besonders bewundert wird im Augenblick auch der Regierungschef Wen Jiabao, wie er, mit welcher Rührung er mit den Erdbebenopfern umgeht, auch dass er sich sofort auf den Weg gemacht hat, und so weiter. Ich denke, da hat sich schon wieder so einiges auch in den öffentlichen Meinungen verändert."
Nach dem Beben stellte die internationale Gemeinschaft China Geldspenden und humanitäre Hilfsgüter zur Verfügung. Die deutsche Regierung machte bereits durch das Deutsche Rote Kreuz eine erste Geldspende in Höhe von 500.000 Euro. Auch Auslandschinesen und die chinesischen Studenten in Deutschland sowie deutsche Freundschaftsorganisationen leiteten Spendeaktionen ein. Dazu sagte Frau von Borries:
"Wir werden auf jeden Fall über unsere Organisationen Spendenaufrufe starten. Ich kenne diese Gegend auch, ich weiß, dass es dort in der Nähe von Chengdu auch sehr, sehr arme Bergdörfer gibt, zu denen man Moment noch nicht mal Zugang hat. Wir würden uns gerne engagieren, wir wollen gerne auch Spenden sammeln, und ich denke, die sind dann auch in den richtigen Händen, weil ich dort sehr, sehr verlässliche Leute habe, mit denen ich schon seit 20 Jahren zusammenarbeite. Mehr können wir leider nicht tun. Ich freue mich auch sehr, dass unsere Bundesregierung sofort Hilfe zugesagt hat. Deutsche und Chinesen lieben sich ja eigentlich sehr, sie lieben ihre Kultur und Geschichte, sie haben eigentlich einen sehr guten Zugang zueinander. Das ist für mich immer auch eine Hoffnung gewesen. Ich denke, in so einem Augenblick, wo wir solche Katastrophen haben, rücken wir auch wieder menschlich zusammen."
Die Entschlossenheit, Solidarität und Courage, die die chinesische Regierung und das chinesische Volk angesichts der Erdbebenkatastrophen gezeigt haben, haben die Welt bewegt. Im Zuge dessen ist auch die Debatte in der westlichen Öffentlichkeit über einen so genannten „Boykott der Olympischen Spiele in Beijing" schwächer geworden. Dazu sagte von Borries:
"Wir wären alle die Verlierer eines großen Olympiaboykotts und das war ja auch eigentlich die Olympiade wäre ja auch eine große Hoffnung für das Zusammenwachsen der Welt. Ja, wie können wir denn an so große Zukunftsaufgaben gehen, wenn wir uns noch nicht mal für die friedlichen Spiele zusammentun können? Die Möglichkeit, sich auf internationalem Terrain zu begegnen, trägt am besten zur Völkerverständigung bei. Das ist im Übrigen eine Grundidee, die zum Selbstverständnis aller Freundschaftsgesellschaften, nicht nur deutsch-chinesischer gehören."
Im Olympia-Jahr ist China mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, darunter auch mit den Vorfällen in Tibet im März und dem jüngsten Erdbeben in Sichuan. Zur der Tibet-Frage weiß Frau von Borries, die Tibet mehrmals besucht und zwei Bücher über die tibetische Geschichte geschrieben hat, auch etwas zu sagen:
"Wir westliche Menschen haben eine Art Utopia auf das 'Dach der Welt' projiziert, das in der Realität im Prinzip so gar nicht existiert. Noch weniger weiß man von der Geschichte, der tatsächlichen Kultur oder der politischen Situation in Tibet. Im Vergleich aber zur Geschichte Tibets kann man auf jeden Fall feststellen, dass es den Tibetern wirtschaftlich wohl noch nie so gut gegangen ist, wie im Augenblick. Mit Hilfe aus Zentralchina hat man beispielsweise eine bemerkenswerte, überall sichtbare Infrastruktur aufgebaut. Im Wettbewerb um die besten Schlagzeilen, wird da aufgebauscht, falsch informiert, ohne Rücksicht auf Verluste. Dabei müssen wir alle eigentlich stets bewusst sein, dass wir manipuliert werden und Nachrichten im Prinzip auch nur als Anregung nehmen dürfen, uns weiter zu informieren. Denn, ich denke, Unkenntnis kann zu einer regelrechten Waffe werden."
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