Die Straßenverbindungen in den, nach dem Erdbeben von der Außenwelt abgeschnittenen Kreis Wenchuan in Sichuan, konnten noch nicht wieder hergestellt werden. Trotzdem sind inzwischen mehrere tausend Soldaten der chinesischen Volksbefreiungsarmee und der bewaffneten Polizei durch Hubschrauber, Boote und zu Fuß in das Katastrophengebiet gelangt. Dort begannen sie mit den Rettungsarbeiten.
Seit dem starken Erdbeben am 12. Mai sind die Stromversorgung und die Telekommunikation im Kreis Wenchuan unterbrochen. Alle Verbindungen des Kreises mit der Außenwelt sind unterbrochen und das Schicksal von 100.000 Einwohnern ist noch unbekannt. Ein durch das Erdbeben verursachter Bergrutsch blockiert die Straßen nach Wenchuan. Zudem wurden die Rettungsarbeiten durch mehrere Nachbeben und schlechtes Wetter erschwert. Die Rettungsmitarbeiter konnten Wenchuan daher nicht erreichen. Die chinesische Regierung forderte die Rettungskräfte dazu auf, alles zu unternehmen, um so schnell wie möglich nach Wenchuan zu gelangen.
Am Dienstag traf trotz Regens eine Vorhut der Rettungskräfte zu Fuß in der Gemeinde Yingxiu des Kreises Wenchuan ein. Anschließend gelangten immer mehr Rettungsmannschaften nach Wenchuan.
Der Stabschef einer Division der bewaffneten Polizeitruppen Wang Yi traf Dienstagnacht zusammen mit 200 Soldaten im Kern des Kreises Wenchuan ein. Dort begannen sie sofort mit den Rettungsarbeiten. Wang Yi sagte, die Lage dort sei sehr schwierig.
"Vom gegenwärtigen Stand ausgehend sind mehr als 3.000 Menschen in der Kreisstadt verletzt. Ein Drittel der Häuser hier sind eingestürzt. Die restlichen Häuser sind schwer beschädigt und unbewohnbar. Die Dörfer in den Bergen in der Nähe sind dem Boden gleichgemacht. Wegen der unterbrochenen Verkehrsverbindungen ist die Zahl der Vermißten und Verletzten noch immer nicht bekannt."
Die Lage in der Gemeinde Yingxiu im Kreis Wenchuan ist ebenfalls kritisch. Vor dem Erdbeben lebten dort mehr als 10.000 Menschen. Bisher sind nur 2.300 Überlebende gefunden worden. Davon sind mehr als 1.000 schwer verletzt.
Am Mittwoch haben die Rettungstruppen Satellitentelekommunikationanlagen, Medikamente und Baumwolldecken vom Flugzeug aus über Wenchuan und Yingxiu abgeworfen. Auch Militärhubschrauber transportierten Hilfsgüter und Rettungsmannschaften nach Wenchuan. Dutzende Verletzte wurden mit den Hubschraubern von Wenchuan in die Provinzhauptstadt Chengdu gebracht.
Ein Telekommunikationsteam wurde per Hubschrauber nach Wenchuan gebracht. Dort richtete es ein Telekommunikationszentrum ein. Dadurch konnte die Telekommunikationssituation ein wenig verbessert werden. Ein 30-köpfiges medizinisches Team versorgt in Wenchuan die dortigen Verletzten.
Am Mittwochnachmittag erkundigte sich der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao vor Ort über die Lage in Wenchuan. Er sagte den dortigen Bewohnern, die Rettungsmannschaften täten alles, um die Verletzten bald wie möglich aus dem Gebiet herauszuholen.
"Die Zentralregierung hat diesen Ort nicht vergessen. Die verletzten Bewohner werden bestimmt gerettet. Auch wenn die Straßen nicht befahrbar sind, werden wir die Verletzten per Flugzeug in die Krankenhäuser befördern. Wir sind dabei, Flugzeuge zu mobilisieren. Mit ihrer Hilfe können noch mehr Verletzte zur Behandlung in die Städte gebracht werden."
Am gleichen Abend berief Wen Jiabao im Zug von Chengdu nach Guangyuan eine Sitzung des Katastrophenbekämpfungskommandos ein. Dabei betonte er, die Rettung von Verschütteten sei nach wie vor die wichtigste Aufgabe.
Angaben aus Wenchuan zufolge werden dort dringend Operationsgeräte, Blutkonserven und medizinische Geräte für die Erste Hilfe, sowie Lebensmittel, Trinkwasser, Decken und Zelte benötigt. Allerdings können diese Hilfsgüter wegen der völlig zerstörten Straßen noch immer nicht zügig nach Wenchuan transportiert werden. Bisher wurden Hilfsgüter hauptsächlich aus Flugzeugen abgeworfen. Der stellvertretende chinesische Verkehrsminister Feng Zhenglin sagte, es werde alles getan, um die Straßen nach Wenchuan so bald wie möglich wieder zugänglich zu machen.
Das Wetter verbesserte sich am Mittwochnachmittag allmählich. Die Rettungsarbeiten konnten dadurch beschleunigt werden.
Wie zu erfahren war, ist von dem Erdbeben in Sichuan eine Fläche von 65.000 Quadratkilometer besonders schwer betroffen. In 44 Kreisen von sechs Städten und Autonomen Bezirken entstanden schwere Schäden. Mehr als zehn Millionen Menschen sind davon direkt betroffen, und circa 15.000 Menschen kamen ums Leben.
Inzwischen sind 100.000 Soldaten der Volksbefreiungsarmee und der bewaffneten Polizei für die Katastrophenbekämpfung im Einsatz. Darüber hinaus sind noch mehr als 16.000 Polizisten, sowie medizinische, Feuerwehr- und Rettungsteams aus allen Landesteilen eingesetzt. Die Rettungsmannschaften sind bereits in allen schwer betroffenen Städten und Kreisen in Sichuan im Einsatz.
|