Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Sarkozy plädiert für neue "französisch-britische Bruderschaft"
   2008-03-27 15:12:21    Seite Drucken    cri
Der französische Präsident Nicolas Sarkozy ist am Mittwoch in London eingetroffen und hat damit seinen Staatsbesuch in Großbritannien begonnen. Sarkozy hielt noch am selben Tag eine Rede vor dem britischen Parlament. Dabei drückte er die Hoffnung auf den Aufbau einer neuen "französisch-britischen Bruderschaft" aus.

In den britischen und französischen Medien herrscht seitdem die Ansicht, dass die Äußerung Sarkozys von großer Bedeutung für die französisch-britischen Beziehungen war. Vor allem zeige sie die Bereitschaft beider Länder, die Beziehungen neu zu gestalten. Nachdem Frankreich ab Juli dieses Jahres die EU-Ratpräsidentschaft innehaben wird, sei es auch ein wichtiges Thema, wie Großbritannien die Beziehungen mit der Europäischen Union bewerte und behandle. Außerdem zielten beide Länder auf eine Kooperationen in viele wichtigen internationalen Fragen ab, so die Medien.

Als 2003 der Irak-Krieg ausbrach, ist Großbritannien der Politik der USA gefolgt. Dadurch wurden die Beziehungen zwischen Frankreich und Großbritannien deutlich belastet. Zwar strebten beide Länder im Anschluß daran eine Aufwertung der Beziehungen an, doch wegen großer Kontroversen hinsichtlich des Wiederaufbaus des Irak und des Aufbaus einer eigenständigen Verteidigung Europas schritten die bilateralen Beziehungen kaum voran. Auch konnte das gegenseitige Vertrauen in letzter Zeit nicht wiederhergestellt werden. Nicolas Sarkozy rief aus diesem Grund beide Seiten zur Ignorierung der Streitigkeiten der Vergangenheit und zur Gestaltung eines Kooperationsmodus auf. Dieser soll ähnlich wie der Modus zwischen Deutschland und Frankreich wirken, aber gegenseitig ergänzend ausfallen.

Sarkozy rief Großbritannien zudem zur tatsächlichen Integration in die EU auf, um darin gleichzeitig auch eine wichtigere Rolle zu übernehmen. Weiter sagte er, die Europäische Union und Großbritannien seien eng miteinander verbunden. Derzeit erlebten die Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU verschiedene Herausforderungen. Das britische Parlament überprüfe gegenwärtig die Lissabon-Strategie, gleichwohl gebe es in Großbritannien auch sehr laute und skeptische Stimmen gegen die EU. Sarkozy sagte weiter, Politiker, einschließlich seiner selbst, die den EU-Prozess positiv vorantrieben, würden ein Scheitern der vereinfachten Lissabon-Strategie nur ungern eingestehen müssen. Nachdem Frankreich ab Juli dieses Jahres die EU-Ratpräsidentschaft innehaben werde, wolle das Land auch Großbritannien in die Kernaufgaben der EU miteinbeziehen und damit die wechselreichen Beziehungen zwischen beiden Seiten beenden. Frankreich hoffe zudem noch auf verschiedene Durchbrüche in den Bereichen Immigration, Energiepolitik und Mittelmeerunion. Auch bei diesen Themen sei man auf die Unterstützung Großbritanniens angewiesen, so Sarkozy.

Großbritannien und Frankreich sind ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrates. Beide Länder haben in einigen Fragen durchaus auch gemeinsame Interessen. Daher wollte man den Besuch Sarkozys dazu nutzen, darüber Meinungen auszutauschen und die jeweilige Stellungnahme dazu zu koordinieren. Der britische Premierminister Gordon Brown sagte zu diesem Thema am Mittwoch, Großbritannien und Frankreich sollten bezüglich einer Reform der Vereinten Nationen sowie der Reform der G-8-Gruppe, der Weltbank und des Weltwährungsfonds enger zusammenarbeiten. Dies wurde auch von Sarkozy in seiner Rede vor dem Parlament erwähnt. Weiter sagte der französische Staatspräsident, einige internationale Organisationen seien im letzten Jahrhundert gegründet worden und hätten sich den Bedürfnissen des neuen Jahrhunderts nicht anpassen können.

Ein weiteres wichtiges Thema der Zusammenkunft der Spitzenpolitiker beider Länder ist die Afghanistan-Frage. Anläßlich des fünften Jahrestages des Ausbruchs des Irak-Krieges kam es in Großbritannien zu Massendemonstrationen gegen den Krieg. Dabei forderten die Demonstranten auch den Abzug der Truppen aus dem Irak und aus Afghanistan. Sarkozy sagte nun vor dem britischen Parlament, dass Frankreich weitere 1.000 Soldaten nach Afghanistan entsenden werde. Nach Ansicht politischer Experten hat dies unweigerlich die in dieser Frage festgefahrene Brown-Regierung deutlich erleichtert.

     mehr zum Thema
     Ihr Kommentar

Not Found!(404)

Not Found!(404)