Die am höchsten gelegene und längste Hochlandeisenbahnlinie der Welt, die Qinghai-Tibet-Eisenbahn, wird in der nächsten Woche ihren Betrieb aufnehmen. Damit endet die Geschichte, dass das Autonome Gebiet Tibet mit keiner Eisenbahn zu erreichen ist. In den folgenden Minuten werden wir Sie darüber unterrichten, warum man trotz zahlreicher Schwierigkeiten diese Eisenbahn quer durch das Qinghai-Tibet-Plateau bauen wollte und was die Eisenbahn für die Bewohner der Region bedeutet.
Sun Yongfu, der Vize-Eisenbahnminister Chinas, sieht den Grund für Bau dieser Eisenbahn darin, dass die äußerst ungünstigen Verkehrsverhältnisse in Qinghai und Tibet die wirtschaftliche Entwicklung der beiden Provinzen schon seit langem behindern. Insbesondere Tibet war bisher die einzige Region in China, die mit keiner Eisenbahn glänzen konnte.
"Durch diese Eisenbahn wird es möglich, Güter und Personen zwischen Tibet und der Außenwelt zu transportieren, was für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in Tibet von sehr großer Bedeutung ist. Die Eisenbahn wird nicht nur die industrielle Entwicklung in Tibet fördern, sondern sie wird auch der Erschließung der gesamten Region zugute kommen. Tibet ist zum Beispiel reich an Sehenswürdigkeiten, ganz sicher ist die Eisenbahn für viele Touristen aus der ganzen Welt interessant. Die Eisenbahn ist geeignet, viele Touristen nach Tibet beziehungsweise nach Lhasa zu transportieren."
Vor über 50 Jahren begannen die Chinesen schon mit dem Bau der Qinghai-Tibet-Eisenbahn. Jedoch wurden wegen fehlender finanzieller Mittel und auch wegen des Fehlens der benötigten Technik die Bauarbeiten eingestellt, nachdem die Eisenbahn von Xining bis in die Stadt Golmu in der Provinz Qinghai fertig gebaut war. Erst in den letzten Jahren wurde, nachdem man sicher war, die Technik für den schwierigen Streckenbau im Griff zu haben, über den Ausbau der Qinghai-Tibet-Eisenbahn nachgedacht. Das Vorhaben wurde wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Die chinesische Regierung hat schließlich beschlossen, 33 Milliarden Yuan RMB in den Bau der Eisenbahn zu investieren. Die Arbeiten an der neuen Eisenbahnstrecke begannen am 29. Juni 2001. Die neue Strecke beginnt im Norden in der Provinz Qinghai und erstreckt sich über 1.142 Kilometer in das südlich gelegene Lhasa, Hauptstadt des Autonomen Gebiets Tibet.
Der Bau der Strecke verlief völlig nicht reibungslos. Für Probleme wie extrem kaltes Wetter, Sauerstoffmangel, Permafrostboden und eine ökologisch sehr anfällige Umwelt wurden Lösungen gefunden. Das Projekt konnte termingerecht fertig gestellt werden. Insbesondere war der Bau der Qinghai-Tibet-Eisenbahn unter strenge Umweltschutzauflagen gestellt worden. Und nicht zuletzt war der Sauerstoffmangel nicht nur eine Herausforderung für die Bauarbeiter, sondern er stellt auch Sicherheitsrisiken für die Fahrgäste dar.
Trotzdem haben die Chinesen alle diesen Schwierigkeiten beigelegt. Nach fünfjähriger harter Arbeit ist der Gleisbau der Qinghai-Tibet-Eisenbahn abgeschlossen. Tibet ohne Eisenbahn - das war einmal. Zwischen dem asiatischen und dem europäischen Kontinent ist nun durch die Qinghai-Tibet-Strecke ein kürzerer Weg geschaffen worden. Was wird die Eisenbahn den Bewohnern auf dem Plateau bringen? Herr Nima wohnt in einem Dorf in der Nähe von Lhasa. Früher musste er sich für den Kauf von chemischen Düngemitteln oft den Kopf zerbrechen.
"Früher müssten wir uns bei jeder Frühjahrsbestellung um Dünger sorgen. Aus verschiedenen Gründen, etwa durch starken Schneefall, wurden die Straßen geschlossen und der Dünger konnte uns nicht erreichen. Jetzt müssen wir uns deswegen keine Sorgen mehr machen, denn es gibt Eisenbahn. Übrigens, früher wurden Düngemittel mit Lastkraftwagen, jetzt aber mit Zügen transportiert. Beim Preis gibt es bestimmt Unterschiede, ich denke aber zu unseren Gunsten."
Der Personenverkehr auf der Qinghai-Tibet-Eisenbahn wird nun bald eröffnet, was das Leben der Bevölkerung auf dem Plateau ganz sicher in großem Maße verändern wird.
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