Der Iran und Indien hatten für Mittwoch und Donnerstag in der indischen Hauptstadt Neu Delhi eine Sitzung auf Vizeministerebene veranstaltet. Dabei wurde eingehend der Bau der Pipeline für Erdgas vom Iran über Pakistan nach Indien erörtert. Obwohl beide Seiten in der Kostenfrage noch keine Einigkeit erzielt haben, sind in der Sitzung große Fortschritte erzielt worden. Europäischen Medien zufolge wird der Iran weiterhin die "Energiekarte" spielen, um seine eigene Lage in der internationalen Gemeinschaft sowie in der Atomfrage zu verbessern. Und diese Methode ist offenbar sehr effektiv.
Man erinnert sich: Indien hat Ende September auf der IAEA-Ratssitzung dafür gestimmt, die EU-Resolution zur Verurteilung des Irans zu unterstützen. Indiens Stellungnahme hatte Unzufriedenheit und Enttäuschung auf iranischer Seite ausgelöst. Meldungen zufolge war zu erwarten, dass der Iran Vergeltungsmaßnahmen gegenüber Indien ergreifen wird - mit anderen Worten: Erdöl-Lieferstopp an Indien von Seiten des Iran.
Indien ist ein ressourcenarmes Land, Erdöl- und Erdgasvorkommen sind kaum nennenswert. Indien benötigt täglich Erdöl in einer Größenmenge von mehr als 2,2 Millionen Barrel. 70 Prozent des benötigten Erdöls müssen importiert werden. Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben Indiens, eine genügende, stabile Energieversorgung zu gewährleisten. Deshalb ist Indien gezwungen, angesichts der harten Stellung des Iran seine Haltung zu ändern. Der indische Präsident hat versprochen, dass nunmehr sein Land die Vorlage der iranischen Atomfrage an den Weltsicherheitsrat in keinem Falle unterstützen wird, egal, welche Scherereien mit den USA Indien dann bekommen wird. Im Juni dieses Jahres haben Indien und der Iran einen Naturgas-Kooperationsvertrag im Wert von 21 Milliarden US-Dollar unterzeichnet. Der Iran wird in den nächsten 25 Jahren jährlich fünf Millionen Tonnen Erdgas an Indien liefern. Darüber hinaus wird sich der Iran am Bau einer 2.775 Kilometer langen Pipeline für Erdgas von Pakistan nach Indien beteiligen.
Die Änderung der harten Haltung des Iran ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Einerseits wird der Energiebedarf von Indien immer größer. Der Iran ist ein Land mit großem Energiepotential, das Land ist reich an Erdöl und Naturgas. Die Erdöl- bzw. Naturgasreserven des Iran liegen weltweit auf Platz zwei. Nach der iranischen islamischen Revolution haben die USA stets eine feindliche Politik gegenüber dem Iran an den Tag gelegt. Seit 1979 haben die USA wirtschaftliche Sanktionen gegenüber dem Iran verhängt. Doch seit langem spielt der Iran durch seine reichen Ressourcen die sogenannte "diplomatische Energiekarte", um die wirtschaftlichen Sanktionen und die feindliche Politik der USA zu durchbrechen. Die EU ist in der iranischen Atomfrage insgeheim der gleichen Ansicht wie die USA, sie agiert jedoch in ihrer Politik weit vorsichtiger, das heißt, sie muss weit vorsichtiger gegenüber dem Iran agieren. Auch Europa ist von iranischem Erdöl abhängig. Die EU ist ebenfall ein großer Energieverbraucher, rund Hälfte der benötigten Energie muss importiert werden. Zur Zeit machen die iranischen Erdöllieferungen 80 Prozent der Gesamtmenge des von der Europäischen Union benötigten und importierten Erdöls aus. Diese "Energie-Diplomatie" nutzt der Iran in der Frage seiner Atom-Aktivität weidlich aus.
Allerdings sucht der Iran in Blick auf die Vergrößerung der Meinungsverschiedenheiten in den Verhandlungen mit der EU neue diplomatische Durchbrüche. Der ständige zunehmende Energiebedarf und die sich immer weiter entwickelnden politischen Einflüsse der asiatischen Länder kommen dem Iran entgegen. Der Iran verstärkt seine Kooperationen mit asiatischen Ländern ständig, darunter auch mit Indien. Die iranische Atomfrage hat nicht nur die Nahost-Gebiete, sondern auch die sensiblen Nerven der großen Länder der Welt stark beeinflusst. Alle Seiten müssen in dieser Frage sorgfältig vorgehen. Dies ist auch das Ziel des Iran durch seine "Energie-Diplomatie".
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