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Deutsches Herzzentrum Berlin hat ein Herz in China
   2005-11-04 16:40:30    cri
Internationale Verbindungen einzugehen und zu pflegen aus Gründen, die öffentliche Gesundheitsversorgung, aber auch Wissenschaft und Forschung zu fördern, ist eine satzungsgemäße Aufgabe der Stiftung Deutsches Herzzentrum Berlin (DHZB). Hierfür hat sich seit einigen Jahren die Volksrepublik China als Schwerpunkt für Kooperationen herausgebildet. Näheres erfahren Sie in einem Telefongespräch, das unsere Kollegin Qiu Jing mit dem Assistenten des ärztlichen Direktors im DHZB, Herrn Dr. Norbert Franz, führte:

Qiu: Herr Dr. Franz, als Organisationsleiter der Deutschen Herzzentrums Berlin (DHZB) sind Sie ja oft in China gewesen. Können Sie uns Ihre Funktion im Haus ja mal verraten?

Franz: Ich bin im Deutschen Herzzentrum Berlin der Assistent des ärztlichen Direktors, und eine meiner Aufgaben ist die Betreuung der Gastärzte, also auch der chinesischen Ärzte, die zu uns nach Berlin kommen.

Qiu: Warum kommen Sie so oft nach China und warum wurden Sie als eine verantwortliche Person speziell für chinesische Gastärzte in Ihrem Haus ausgesucht?

Franz: Nun, unser Haus gibt es seit knapp 20 Jahren. Wir haben eine große Tradition in der Zusammenarbeit mit ausländischen Instituten. Schon 1986, als das Herzzentrum eröffnet wurde, war ein erster chinesischer Gastarzt mit in der Gründungsmannschaft. In unserer Satzung steht, dass wir die Zusammenarbeit international in der Medizin pflegen. Und das tun wir schon seit langem, indem wir unsere Kenntnisse auch an andere Länder vermitteln.

Qiu: Naja, das gilt auch für Ihre Kontakte mit China?

Franz: Das gilt insbesondere für unsere Kontakte nach China, und zwar seit 1986. Es spielt vielleicht auch ein kleines persönliches Interesse mit. Der operative Vertreter des Direktors ist Prof. Weng Yuguo. Er ist in der Provinz Sichuan geboren, hat in Peking und Shanghai studiert und in Amerika. Er hat natürlich große persönliche Bindungen nach China. Und meine Frau kommt aus der Provinz Taiwan.

Qiu: Deswegen haben Sie eine Vorliebe für China?

Franz: Vielleicht haben wir eine besondere Vorliebe für China. Das hat immerhin dahin resultiert, dass wir seit Gründung unseres Herzzentrums 268 chinesische Ärzte zu Besuch gehabt haben, die länger als drei Monate bei uns waren. Und wir hatten 58 chinesische Gäste, die länger als ein Jahr bis zu vier Jahren in Berlin gewesen sind.

Qiu: Seit wann kommen jährlich chinesische Ärzte als Gastärzte zu Ihnen?

Franz: Schon seit 1986. Aber nur im geringen Maße, seit 1991 verstärkt.

Qiu: Und mit welchen chinesischen Institutionen und Krankenhäusern arbeiten Sie zusammen?

Franz: Wir haben neun feste Kooperationen mit regelrechter Kooperationsurkunde oder einem Schild an der Tür. Wir haben eine enge Zusammenarbeit mit 25 weiteren Herzchirurgie-Kliniken. Unsere intensivste Kooperation ist mit dem East Oriental Hospital in Shanghai.

Qiu: Ja, das kenne ich. Es handelt sich um ein Sino-German Herzzentrum?

Franz: Ja, das ist richtig. Wir haben auch mehrere Kooperationen in Beijing, z.B. mit dem Kohlekrankenhaus. Wir haben aber auch Kooperationen mit nahezu allen Provinzen, mit Fujian, Yunnan, Shaanxi, Zhejiang. Unsere Gäste sind nicht unbedingt Gäste aus Häusern, mit denen wir offizielle Kooperationen haben. Wenn ein Krankenhaus aus China Kontakt mit uns aufnimmt und gerne einen Arzt zu uns schicken möchte, der sich in der Herzchirurgie fortbilden will, dann werden wir das arrangieren.

Qiu: Wie lange dauert diese Ausbildung?

Franz: Einen Kurzbesuch, in dem man nicht aktiv wird, sollte man mit höchstens drei Monaten veranschlagen. Wer sich aber richtig fortbilden will, der kann nicht nur zuschauen, sondern der muss mitarbeiten. Zum Mitarbeiten braucht man in Deutschland eine ärztliche Berufserlaubnis.

Qiu: Chinesische Ausbildungsergebnisse werden also auch in Deutschland anerkannt?

Franz: Die werden in Deutschland anerkannt, wenn es sich nicht nur um die Ausbildung in der traditionellen chinesischen Medizin handelt, sondern auch in der Medizin nach westlicher Art. Dann werden ihre Dokumente überprüft und dann wird in der Regel diese Ausbildung anerkannt. Und dann kann man eine Berufserlaubnis bekommen.

Qiu: Dürfen diese Ärzte aus China dann an der klinischen Praxis in Deutschland teilnehmen?

Franz: Ganz richtig. Und das hat dazu geführt, dass in zwei Fällen Ärzte aus China bei uns in Deutschland die Facharztreife in der Herzchirurgie und den Titel Facharzt für Herzchirurgie erreicht haben. Das ist etwas, wofür ein deutscher Arzt mindestens 7 bis 9 Jahre braucht. Hier wurden die Leistungen, die diese Ärzte aus China schon gebracht haben, auch in Deutschland anerkannt. Sie haben bei uns auch eine Anzahl von Operationen selbst durchgeführt und sind dann als Facharzt zugelassen. Nicht nur im chirurgischen ist die Fortbildung erfolgreich, 14 der Ärzte aus China haben bei uns einen Titel erworben ? Dr. med. Sie haben wissenschaftliche Dissertation geschrieben und sind deutsche Doktoren der Medizin. Derzeit habe ich 9 Gäste, die eine Doktorarbeit schreiben. Hier sind die chinesischen Gäste sehr erfolgreich. Es macht viel Spaß, mit Chinesen zusammenzuarbeiten.

Qiu: So, Sie haben einen sehr guten Eindruck von den chinesischen Gastärzten?

Franz: Ja, das liegt auch sicherlich daran, dass die Gastärzte, die zu uns kommen, ja hoch motiviert sind. Und jede Chance ergreifen sie, etwas Neues zu erlernen. Mit ihnen lässt sich sehr gut zusammenzuarbeiten. Das ist der Gewinn, der auf unserer Seite steht. Auf der anderen Seite ist die lang andauernde Beziehung, die sich aus so einer Trainingszeit ergibt - auch menschlich sehr beglückendes!

Qiu: Und kommen die alle nach der Ausbildung, der Promotion oder der Gasttätigkeit in Ihrem Haus wieder nach China zurück?

Franz: Die sind bisher alle nach China zurückgekehrt. Sie haben eine hohe Motivation, in China weiter zu arbeiten. Man knüpft da Beziehungen, die nicht enden werden. Und im Notfall sind wir auch immer bereit, diese Leute auch in China weiter zu unterstützen. Wir haben sehr oft Kontakte mit unseren ehemaligen Gastärzten.

Qiu: Und das Behandlungsniveau im DHZB hat einen sehr hohen Ruf in China. Für chinesische Ärztinnen und Ärzte stellen Sie einen großen Anreiz dar. Werden Sie in Zukunft mehr Ausbildungschancen für chinesische Ärzte anbieten?

Franz: Wir versuchen, die Ausbildungschancen für China auszubauen, soweit das möglich ist. Wir werden die Aktivitäten Richtung China und in der Weiterbildung der chinesischen Gastärzte durchaus verstärken wollen. Wissen Sie, die chinesischen Mediziner sind nicht schlechter als die deutschen. Nur das Spektrum der Behandlung ist anders. Es gibt oder gab in China viel weniger koronare Herzerkrankungen. Die Anzahl der koronaren Herzerkrankung bei uns macht ungefähr zwei Drittel des Patienten aus. Das sind Patienten, die mit Einsatz der Herz-Lungen-Maschine am offenen Herzen operiert werden. Gerade in dieser Richtung möchten unsere chinesischen Gäste viel Wissen erwerben, was in China gebraucht wird. Denn in China verändert sich das Spektrum der Herzerkrankungen. Die Anzahl der koronaren Herzerkrankungen wächst sehr stark. Und folglich wird auch (in China) die Anzahl der Operationen an offenen Herzen wachsen.

Qiu: Genau, genau. Ja, das muss man im Auge behalten. Die Erfahrungen, die man jährlich bei über 50.000 Operationen an offenen Herzen gesammelt hat, machen natürlich auch geschickte Hände.

Franz: Die geschickten Hände bringen die Ärzte aus China mit. Geschickte Hände sind schon da. Nur, was wir auch vermitteln, ist eben die modernste Medizintechnik, die auch in Berlin mitentwickelt wird. Wir haben in Berlin das weltgrößte Programm beim Einsatz von Kunstherzen. Das sind mechanische Blutpumpen zur Kreislaufunterstützung, die in absehbarer Zeit sicherlich als Alternative zur Herztransplantation gesehen werden können. Auch in der Transplantation haben wir eine sehr große Erfahrung. Wir haben Deutschlands größtes Programm. Aber die Transplantation ist ein Verfahren, das einen großen Nachteil hat: Man braucht einen Spender dafür.

Qiu: Man kann oft jahrelang warten.

Franz: Wenn es uns gelingt, das Transplantat, also das menschliche Herz zu ersetzen durch eine Pumpe, dann werden wir von der Organspende unabhängig. Wenn dieser Tag kommt, dann werden auch alle Transplanteure ein großes Fest feiern.

Qiu: Wie lange kann das Leben eines Patienten mit Kunstherzen dauern?

Franz: Ein Patient hat über Tausend Tage mit einer solchen Maschine gelebt. Wir haben zur Zeit schon 38 Patienten, die sich entweder transplantieren lassen wollen, oder bei denen es Kontraindikationen gegen eine Transplantation gibt. Diese Patienten haben sich nach Diskussionen mit uns für ein Kunstherz entschieden und leben mit diesem Kunstherz oder dieser Kreislaufunterstützungspumpe auch zu Hause. Sie kommen regelmäßig in die Klinik. Im Moment ist dieses Verfahren sehr teuer, aber das wird sich ganz sicherlich ändern.

Qiu: Haben Sie auch einmal versucht, bei dem Heilungsprozess der Patienten nach Herzoperationen traditionelle chinesische Mittel einzusetzen?

Franz: Ja, wir sind dabei, gerade in der postoperativen Behandlung, also in dem Heilungsprozess nach der Herzoperation, traditionelle chinesische Medizin einzusetzen. Das hat eine kleine Schwierigkeit, da die in Deutschland nicht gesetzlich begründet ist. Ein Arzt, der in der traditionellen chinesischen Medizin erfahren ist, kann nur dann in Deutschland Patienten behandeln, wenn er auch einen Abschluss, eine Berufserlaubnis in der modernen westlichen Medizin hat. Und solche Ärzte gibt es sehr wenige.

Qiu: Darf man auch als Schulmediziner chinesische Mittel wie Ginseng als Stärkungsmittel verschreiben?

Franz: Ja, selbstverständlich. Auch der Schulmediziner kann das tun, wenn er eine Ausbildung nachweisen kann. Auch niedergelassene Mediziner, die Akupunktur machen, können das tun. Die Akupunktur ist ein in Europa weit verbreitetes chinesisches Behandlungsprinzip.

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