Ob es im Himmel regnet? Selbst wenn, möchte ich dort hin. Wenn das nicht möglich ist, dann eben nach Chengdu. Die wunderbare Luft in den Bambuswäldern am Rande der Stadt zu genießen und dabei den Riesenpandas bei ihrer Lieblings-Beschäftigung zu beobachten: dem Knabbern an Bambussprossen und Abhängen in Baumästen. 1.600 von ihrer Art soll es weltweit nur mehr geben. Die meisten hier in der Provinz Sichuan. Ein Glück für die beliebten Knuddelbärchen. Hier werden sie liebevoll gehegt und gepflegt und es wird für ihren Fortbestand gesorgt. Ob wohl sonst jemand aus China so bekannt ist im Rest der Welt wie die schwarzweiß gefleckten Faulenzer? Vielleicht der Gründer der Volksrepublik Mao Zedong oder der Vorzeige-Gelehrte Konfuzius. Obwohl, ganz sicher bin ich mir da nicht. Ach ja, da ist noch die Sichuan-Oper. Einen kleinen Ausschnitt davon konnten wir während des Essens auf einer kleinen Bühne in der Altstadt von Chengdu bewundern. Ein Feuerwerk an Musik, Kostümierung und Gesang auf den Höhen und Tiefen von Liebe, Hass und Versöhnung aufwallend. Oder habe ich die künstlerische Darbietung falsch verstanden? Fassungslos waren alle, Journalisten wie Begleiter, bei der letzten Vorstellung: dem Tanz der Wesen, die ihre Gesichter wechseln. Die Masken wurden wie von Zauberhand so blitzschnell ausgewechselt, dass uns die Luft im Halse steckenblieb. Allen blieb die Frage ins Gesicht geschrieben: Wie haben sie das wohl zustande gebracht?
Das Essen habe ich ob der großen künstlerischen Leistungen wohl übersehen. Dabei hatte es den Reiz des noch nie Gegessenen: Die Neugier, wie der erste Bissen wohl schmecken wird. Das noch einmal Probieren, weil man nicht wahr haben will, dass etwas so umwerfend schmecken kann. Doch dann auch wieder der Schock: Wie kann etwas nur so scharf sein?
Mit einem leicht scharfen Gefühl findet man sich dann wieder auf der Vergnügungsmeile von Chengdu, der Kuan-und Zhai-Straße. Hier reiht sich Haus an Haus, frisch revitalisiert und aufgeputzt, belebt von Einheimischen und Touristen, die das bunte Angebot an Restaurants, Bars, Kaffee- und Teehäusern genießen. In die 200 Jahre alten chinesischen Wohnhäuser ist die moderne westliche Welt eingezogen. Ein selbstverständliches Nebeneinander der Lebensstile wie auf der Kuan- und Zhai-Straße.
Edith Bachkönig