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(GMT+08:00) 2005-10-08 11:27:02    
Internationales Bierfestival Qingdao 2005

cri
M: In diesem Sommer findet in Qingdao ein "deutsches Bierfest" statt.

F: Ja, unser deutscher Kollege Herrmann Grunau war dort und wird uns das deutsche Bierfest in Qingdao nahe bringen. OK, Herrmann, bitte.

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Davon später. Meine Frau und ich hegten schon sehr lange den Wunsch, einen Kurzurlaub in Qingdao zu verleben. Während meine Frau - sie ist Chinesin - schon einige Male in Qingdao war, bin ich durch viele Erzählungen von Freunden, Kollegen, meiner großen chinesischen Verwandtschaft und nicht zuletzt von der Schwärmerei meiner Angetrauten neugierig geworden. Und als ich dann in diesem Sommer erfuhr, dass in Qingdao ein 'deutsches Bierfest' stattfindet, war ich praktisch nicht mehr zu halten. Ich habe also für Mitte August - das Bierfest findet traditionsgemäß in der zweiten Augusthälfte statt - einige Tage Urlaub in der deutschen Redaktion von Radio China International angemeldet. Dort allerdings kam man auf die Idee, dass ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden soll: Ich sollte den deutschen Hörerinnen und Hörern von CRI das deutsche Bierfest in Qingdao nahe bringen. Gesagt, getan! Qingdao - ich komme!

Als meine Frau und ich am Freitag, 12. August, in Qingdao landeten, wurden wir von Vertretern des Presseamtes am Airport abgeholt und in das Pressezentrum der Stadt, das sich mitten in der Stadt befindet, gebracht. Dort waren wir auch mit vielen anderen Journalisten sehr gut untergebracht, denn das moderne Pressezentrum ist ganz nebenbei sozusagen ein 'Presse-Hotel'. Um 17.00 Uhr fand in einem großen Saal, der voll besucht war, die gut organisierte Pressekonferenz statt, die das "15. Internationale Qingdaoer Bierfestival" zum Inhalt hatte. Auf der Pressekonferenz merkte ich ziemlich schnell, dass es sich bei dem Internationalen Bierfestival nicht nur um ein großes Trinkgelage handelt, sondern dass sozusagen eine riesengroße Biermesse mit dem Fest verbunden war. Immerhin waren acht der zehn größten Brauereien der Welt in Qingdao vertreten. Neben Politikern aus der Provinz Shandong, in der Qingdao liegt, und Politikern aus Qingdao selbst kamen Vertreter von Brauerei- und Touristikverbänden bei der Pressekonferenz zu Wort und standen Rede und Antwort. Um 19.00 Uhr fand dann der große festliche Abendempfang statt, natürlich verbunden mit einem feudalen Abendessen. Meine Frau und ich waren die einzigen 'Journalisten', die am besonders festlich geschmückten Intendantentisch eingeladen waren, an dem, wie der Name schon sagt, außer uns nur namhafte Leiter verschiedener Medien saßen. Ich zum Beispiel saß neben dem Intendanten eines großen Qingdaoer Fernsehsenders. An neun anderen großen runden Tischen hatte die übrige Journalistenschar - etwa 100 Leute - Platz genommen. Ich entdeckte einige japanische und koreanische Presseleute, ansonsten waren es ausnahmslos chinesische Kolleginnen und Kollegen. Übrigens habe ich anlässlich des Empfangs einige Verantwortlichen der Organisation gefragt, weshalb man hier und da von dem 'deutschen Bierfest' spricht. In der Pressekonferenz jedenfalls ist nicht einmal der Ausdruck 'deutsches Bierfest' gefallen. "Warten Sie es ab, bis Sie da sind", so die lapidare Antwort. Nun, ich werde mal abwarten.

Am Samstag ging es recht früh, nämlich schon um 7.00 Uhr morgens, Richtung Internationales Bierfestival. Alle Straßen rund um das Festgelände waren gesperrt und für die große Parkplatznachfrage reserviert. Unsere Busse jedoch hatten die Genehmigung, bis zur eigens aufgebauten 800 Meter langen Tribüne zu fahren, um uns dort auszuladen. Plätze für uns waren reserviert. Die pünktlich um 8.00 Uhr beginnende Eröffnungszeremonie war wirklich beeindruckend. Dutzende von großen und bunt gekleideten Folkloregruppen zogen an uns vorbei und hatten unmittelbar vor dem Haupteingang zum Festplatz ihre sehenswerten Auftritte. Das Ganze wurde im regionalen Fernsehen live übertragen. Dann erfolgte um 9.15 Uhr der Fassanstich. Ein überdimensionales Bierfass, das in kein Wohnzimmer passt, wurde von irgendeiner Persönlichkeit mit riesigem Jubel angeschlagen. Anschließend begaben sich alle Teilnehmer der Eröffnungszeremonie in einem bunten Zug auf das Festgelände. Die Zeremonie war vorbei. Auch unsere Journalistenschar begab sich auf den großen Platz, immerhin hatten wir etwa zwei Stunden Zeit, ehe wir zum Mittagessen zurückfuhren. Meine Frau und ich begaben uns in das Festzelt 'Münchner Hofbräu', in dem schon reger Betrieb herrschte. Wir genehmigten uns jeder einen halben Liter Bier, der 30 Yuan, rund also 3 Euro, kostete. Es war herrliches Wetter, die Temperatur zeigte 34 Grad, blauer Himmel und Sonne pur. Alle großen Bierzelte, die wir entdeckten, verfügten auch über eine große Außengastronomie, sprich Biergärten, die schon zu dieser Zeit gut besucht waren.

Pünktlich um 12.00 Uhr fuhren wir zurück zum Mittagessen. Nachmittags dann stand etwas anderes auf dem Programm. Wir besuchten das im Bau befindlichen Regattazentrum, das kurz vor der Fertigstellung steht. Bekanntlich werden in Qingdao sämtliche Segelregatten der Olympischen Sommerspiele 2008 ausgetragen. Was da geleistet wurde, ist heller Wahnsinn.

Abends ging es dann wieder Richtung Qingdaoer Theresienwiese. Die Organisation hatte für uns Presseleute in erstbester Zeit einige Tische reserviert. Und an diesem Abend war mir auch klar, weshalb viele Leute vom 'Deutschen Bierfest' erzählen. Überall, wo man hinschaute, Reklame deutscher Brauereien. Und das Festzelt, das wir aufsuchten, hieß "Deutsches Bierdorf". Das Zelt war proppevoll, es herrschte eine unbeschreibliche Stimmung. Ich hatte vor, eine Reportage von irgendwelchen deutschen Besuchern auf die Beine zu stellen. Dieses Unterfangen war ganz unmöglich. Erstens war es in dem Zelt viel zu laut, man verstand sein eigenes Wort kaum. Und zweitens: Wohin man auch schaute - es waren außer meiner Wenigkeit wohl nur Chinesen im Zelt. Nun, heute war ja erst der erste Tag, in den nächsten Tagen werde ich sicher einige Deutsche, auch einen deutschen Kapellmeister, interviewen können, dachte ich mir.

Eine chinesische populäre Rock-Band ließ die überwiegend jungen Chinesen auf Tische und Bänke tanzen. Und es wurde, wie ich beobachten konnte, ziemlich viel getrunken. An unsere drei Tische wurde viel zu viel Bier von der Organisation bestellt, das konnte man unmöglich alles trinken. Vor allen Dingen wusste man nicht, um welches Bier es sich handelte. Da gab es Münchner Hofbräu, Löwenbräu - hell und dunkel - , Bitburger,Pils, Reissdorf-Kölsch und auch noch andere deutsche Biersorten. Also, das war schon zu viel des Guten. Ich habe mich an einem Fässchen 'Löwenbräu', das auch auf jedem Tisch stand, schadlos gehalten. Alle anderen Biere wurden in 2-Liter-Karaffen serviert, von denen schließlich Dutzende auf den Tischen standen. Schade um das schöne Bier!

Gegen 11.00 Uhr fand ein 30-minütiges großes Feuerwerk statt, das wir von unserem Platz aus beobachten konnten, die sämtlichen Zeltwände waren wegen der Hitze 'hochgekrempelt'. Toll. Gegen 23.00 Uhr leerte sich das Zelt, und auch wir sind um diese Zeit per Taxi zurückgefahren.

Es gibt Tage, an denen man die tatsächlich die A-Karte zieht, zu deutsch: An denen man großes Pech hat. Und solch ein Tag war für mich der nächste Tag, nämlich der Sonntag. Ich wachte sehr krank auf. Ich hatte nicht etwa einen Kater oder Katzenjammer, nein, ich war wirklich ernsthaft erkrankt. Also morgens um 8.00 Uhr ruck-zuck ins Krankenhaus. Dort sprach man zwar von einer Operation, die schnellstens durchgeführt werden sollte, aber groß helfen konnten mir die dortigen Ärzte nicht. Ich war nicht fähig, hier in Qingdao noch irgend etwas für CRI zu produzieren und war nur von einem Gedanken getrieben: Zurück nach Beijing. Erst für Montag nachmittags erhaschten wir ein Flugticket. Unwetter in Beijing, Flughafen dicht. Gegen 21.00 Uhr dann endlich doch noch Ankunft in Chinas Hauptstadt. Am Dienstag dann wurde mir endlich in einer Beijinger Klinik geholfen. Die Schmerzen, die ich von Sonntagmorgen bis Dienstag erlitten habe, wünsche ich keinem Menschen. Inzwischen bin ich operiert und mir geht's wieder bestens. Leider aber ist das 15. Internationale Qingdaoer Bierfestival vorbei, von dem ich so viel berichten wollte.

Es bleibt nur zu hoffen, dass ich im nächsten Jahr am 16. Festival eine gelungene Reportage hinkriege.