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Erste Erfahrung mit tibetischem Essen

cri

24. Juni

Eigentlich wollte ich heute mit Kollegen wieder im Imbiss gegenüber unserem Grand Tibet Hotel schnell gezogene Nudeln zu Abend essen, da noch die Pflicht ruft und ich weitere Berichte schreiben muß.

Dann erhielt ich eine SMS meiner Kollegin Zhou Yun aus der englischen Redaktion, die in der Nähe des Klosters Johkang bummelte und mir mitteilte, ein gutes Restaurant für tibetische Speisen gefunden zu haben. Da ich seit meiner Ankunft in Tibet noch nicht ein einziges Mal mit tibetischem Essen in Berührung kam, begab ich mich in Begleitung von Kollegen sofort mit einem Taxi in Richtung Restaurant.

Der Taxifahrer war keine große Leuchte, denn er wusste nicht, wo sich das Restaurant "Makye Ame" befand. Ich sagte ihm, dass das Lokal sich südöstlich des Klosters Johkang befinden muss, obwohl ich selbst noch nie da gewesen bin und die Himmelsrichtungen in Lhasa nicht ganz genau erkennen konnte. Leider durfte das Taxi nicht auf dem Klosterplatz fahren. Wir begaben uns also zu Fuß auf die Suche nach dem tibetischen Restaurant, das mir meine Kollegin nannte.

Nach mehrmaligem Fragen sah ich endlich das Restaurant hinter dem Kloster Johkang. Es handelte sich um ein 2-stöckiges Gebäude im tibetischen Baustil mit einer Dach-Terrasse. Im Erdgeschoss befand sich die Küche. Im 1. Stock nahmen wir an einen Tisch für 4 Personen Platz. Im Nu waren alle Tische - etwa 10 - belegt. Zwar war die Speisekarte nicht sehr umfangreich, dennoch hatten wir etwa 10 Minuten benötigt, um unser Essen zu bestellen. Es gab hier außer typisch tibetischem Essen auch europäisches Gericht, indische und nepalisische Küche. Ich bestellte ein tibetisches Gericht, bestehend aus gebratenem Yaksfilet auf heißem Stein, das 38 Yuan kostete. Dazu gab es noch eine Portion Milchbrot für 12 Yuan. Die anderen beiden Kollegen, einer in Indien als Korrespondent tätig war und die andere in Indien studiert hat, bestellten ein indisches Gericht. Die Kollegin Zhou Yun aus der englischen Redaktion tat sich sehr schwer, für sich ein passendes Gericht auszusuchen und hantierte noch immer mit der Speisekarte. Die Kellnerin schlug vor, zunächst unsere drei Bestellungen weiterzugeben, damit Frau Zhou in Ruhe weitersuchen konnte.

Meine Bestellung kam als erstes auf den Tisch, kurz danach die beiden indischen Gerichte. Mein Yak-Steak roch wunderbar und appetitanregend, auch war es etwas für die Augen, als ich die Alufolie von dem großen Eisenteller entfernt hatte. In Streifen geschnittenes Yaksfilet und Zwiebelstücke waren in Yaksbutter gebraten und dann auf drei schwarzen Steinen in der Mitte des Tellers platziert, so meine Analyse der Zubereitung. "Es schmeckt ganz toll, Du sollst auch ein tibetisches Gericht bestellen", riet ich meiner Kollegin Zhou. Sie bestellte schließlich eine Portion tibetische Nudeln mit einer Schüssel Yaksfleischsuppe.

Obwohl unsere Gerichte wie in Europa auch getrennt bestellt und serviert wurden, schwenkten wir um auf chinesische Tischmanieren und kosteten gegenseitig die Gerichte anderer Kollegen. Mein Yaksfilet wurde am meisten in Mitleidenschaft gezogen und von den drei Tischnachbarn sehr gemocht. Die Yaksfiletstreifen waren sehr zart und fein zubereitet, ebenfalls auch die Suppe und das Nudelgericht meiner Kollegin Zhon. Es waren einfach wunderbare und sehr gut mundende Speisen, dem Koch muss man in höchsten Tönen loben.

Beim Essen schlug ich meinen Kollegen vor, einmal echten Gerstensaft zu probieren. Dieses Bier wurde in einem dicken und schweren Krug aus Keramik serviert. Das Gerstenbier war milchweiß und schmeckte säuerlich, ähnlich wie der Apfelwein im hessischen Frankfurt. Die zwei Damen an unserem Tisch konnten leider Gott sei Dank nicht viel vertragen, so dass die Herrenfraktion sich opfern musste, das Bier der beiden Frauen zu vernichten. Die - langsame - Wirkung blieb nicht ganz aus, ähnlich wie beim Reiswein in Südchina.

Neben uns am Tisch saßen drei deutsche Touristen, die sich über ihre Reiseerfahrungen in Tibet unterhielten. In der Mitte des Raums saßen drei chinesische Touristen, die beim Essen Bücher über Tibet durchblätterten, die vom Haus zur Verfügung gestellt wurden.

Wir fanden zwei dicke Gästebücher, in denen sich Widmungen verschiedener Besucher des Restaurants befanden, geschrieben in Chinesisch, Englisch und auch Deutsch. Meist standen in dem Buch Erfahrungen der Tibet-Touristen und Eindrücke über Tibet. Eines aber war überall vorherrschend, dass nämlich die Besucher Tibet als einen heiligen Ort betrachten, wo sie Ruhe und innere Einkehr suchen und finden können. Hier können sie ihren Kummer und ihre Sorgen vergessen und ihre Seelen baumeln lassen..

Es kamen immer mehr Gäste in das Restaurant, die leider keinen freien Platz fanden und dem Haus deshalb den Rücken kehren mussten. Einige warteten am Eingang auf freie Plätze. Deshalb beeilten wir uns, meine Kollegen und ich, ein bisschen schneller zu trinken - aber nur ein bisschen, denn wir wollten auch den schönen Abend richtig genießen. Und draußen leuchteten die Straßenlaternen rund um das Kloster Johkang.

Es war einmal ein Restaurant, das nicht nur tibetisches Essen zu bieten hatte... In ein paar hundert Jahren vielleicht ist mein Reisebericht ein Märchen, oder leben wir bereits schon in einem Märchen?