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Die vier Schätze der Studierstube (Der Pinsel, Das Papier)

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Der chinesische Literat hat in seiner Schreib- und Studierstube traditionellerweise immer vier Gegenstände bereit, nämlich Pinsel, Papier, Tusche und den Stein zum Reiben der Tuscheblöcke. Zusammen werden sie die vier Schätze genannt. Sie sind die Voraussetzungen für die Veredelung der chinesischen Zeichen zur Kunst der Kalligraphie.

Der Pinsel

In der Kalligraphie ist der Pinsel das wichtigste Schreibgerät. Feine Schafhaare, Haare vom Schwanz von Wieseln oder wilden Hasen bindet man zusammen und befestigt sie an einem Bambus- oder Holzrohr. Weich und elastisch muss er sein, und mit Kapillar- Funktion, wenn man ihn in Tusche getaucht hat: Drückt man ihn fest aufs Papier, rinnt die Tusche nach unten, hebt man den Pinsel ein wenig, bleibt die Tusche im Pinsel. Diese Kapillar-Funktion kommt von den etwa hundert fein zusammengebundenen Haaren.

In China werden Pinsel seit 6000 Jahren verwendet. Die frühesten Schreibgeräte waren primitiv, aber man konnte mit ihnen auf Tonwaren mit dicken und feinen Linien Muster und Formen zeichnen, mit menschlichen Gesichtern, Fischen, Wildtieren oder Pflanzen, außerdem die Schriftzeichen auf Orakelknochen und Tongefäßen. Auf den erhaltenen Orakelknochen gibt es einige Spuren von nicht eingravierten Schriftzeichen in rot und schwarz, mit dicken, dünnen, runden und eckigen Strichen, das sieht sehr nach Pinsel und Tusche aus.

Der früheste Pinsel, den man bisher gefunden hat, wurde ungefähr im 5. Jht. v. Chr. hergestellt. 1958 wurde er zusammen mit einer großen Menge von Bambustäfelchen (Zhu jian) und an die tausend anderen prächtigen Grabbeigaben in zwei Gräbern aus dem Reich Chu entdeckt.

Bis zum 4. Jht. machte die Kunst der Pinselfertigung wesentliche Fortschritte. Der Pinsel war noch mehr geeignet für den Ausdruck der künstlerischen Fähigkeiten des Kalligraphen. Von alters her hat man von einem guten Pinsel vier Dinge verlangt. Eines ist die Schärfe, um die feinsten Veränderungen in den Strichen sichtbar zu machen; das zweite ist Zusammenhalt, d.h. wenn die Haare auseinandergehen, bleiben die Spitzen in einer Linie zusammen, so kann man die Pinselspitze auf dem Papier ausbreiten, für eine kraftvolle Handschrift; das dritte ist die Rundheit, d.h. die Haare bleiben immer in der Form eines langen Kegels, so kann man mit der nötigen FestigKeit in jeder Richtung nach Belieben die Papierfläche berühren; das vierte ist die Kraft, d.h. der Pinsel bleibt dauerhaft elastisch, weich und zäh. Mit dem Pinsel schreibt der Kalligraph Zeichen verschiedener Schrifttypen, verschieden in der Stärke, der Elastizität, im Rhythmus, im Schwung. Es sind nicht einfach nur Punkte und Striche. Die Punkte und Striche haben Fläche, ja sie haben sogar Plastizität, nämlich ein räumliches Gefühl, hervorgerufen durch die Abstufung der schwarzen Farbe.

In den südlichen Provinzen Anhui, Jiangsu und Jiangxi gibt es berühmte Werkstätten für Pinsel, im Norden ist die Provinz He'nan für ausgezeichnete Pinsel bekannt. Der größte Pinsel wurde 1979 in einer Werkstätte in Tianjin angefertigt. Er ist 157 cm lang, mit 20 cm langen Haaren; sein Gewicht beträgt 5 kg, dazu kann er 1 kg Tusche aufsaugen. Am 14. September jenes Jahres schrieb der Pekinger Kalligraph Yang Xuanting mit diesem Riesenpinsel auf einem 100 m langen und 150 m breiten Stück Xuan-Papier die Worte "Es lebe das Vaterland", also "Zu Guo Wan Sui" in vier großen Zeichen zum Anlaß des 30. Jahres der Staatsgründung. Das war damals auch eine Sensation in den Zeitungen.

Von alters her hat man auch die Haare von Neugeborenen für Pinsel verwendet. Vor 1400 Jahren gab es im Süden eine kunstfertige alte Pinselmacherin, welche den Wollhaarflaum von Neugeborenen im Zentrum mit Kaninchenhaaren außen kombinierte. Der Kalligraph Xiao Ziyun soll damals diesen Härte und Weichheit vereinenden Pinsel bevorzugt haben. Auch heute schneiden manche Familien ihren Babies die Haare ab und lassen den Handwerker daraus einen Pinsel machen, allerdings geschieht das nur zur Erinnerung. Das Kind, so hofft man, soll später, wenn es verständig geworden ist, von dem Pinsel zum Lernen angespornt werden.

Das Papier

Das Papier gehört mit dem Buchdruck, dem Kompass und dem Schießpulver zu den vier großen Erfindungen Chinas. Seit mehr als einem Jahrtausend hat man immer Cai Lun (? - 121) aus der östlichen Han-Dynastie als den Erfinder des Papiers bezeichnet, und zwar aufgrund des alten Geschichtswerks "Hou Hanshu", der "Geschiche der späteren Han-Zeit". Dort wird die Erfindung der Kunst der Papierherstellung klar und deutlich dokumentiert. Aber seit der zweiten Hälfte des 20. Jhts. hat man in den westlichen Provinzen Shaanxi und Gansu bei mehreren Ausgrabungen Papier aus der westlichen Han-Zeit (206 v. Chr. - 25 n. Chr.) gefunden. Es ist grob und von loser Struktur, aber es beweist, dass man in China schon vor mehr als 2000 Jahren richtiges Papier aus Pflanzenfasern verwendet hat.

Nach dem Tode von Cai Lun wollte sein Schüler Kong Dan zur Ehre seines Meisters sein Porträt malen und dafür ein noch besseres Papier produzieren, das lange haltbar sein würde. Aber seine Versuche waren nicht erfolgreich. Eines Tages sah Kong Dan am Flußufer einen alten umgestürzten Blauen Sandelholzbaum (Pteroceltis tatarinowii). Durch Sonne und Wasser war die Rinde schon weggefault, sodass die langen Stränge von Fasern im Inneren sichtbar waren. Kong Dan brachte diese Fasern nach Hause und produzierte damit ein sehr feines Papier. Endlich konnte er seinen Traum verwirklichen. Seit damals macht man aus diesen Holzfasern das beste Papier.

Das in der chinesischen Kalligraphie und Malerei verwendete Papier heißt Xuan-Papier, weil es ursprünglich aus der Gegend von Xuancheng und Jingxian in der Provinz Anhui kommt. Außer den Sandelholzfasern kommt noch Reisstroh dazu. Die Fasern werden mit Kalk behandelt, in der Sonne gebleicht, der Brei wird gerührt und dann händisch zu Papier verarbeitet. Xuan-Papier ist reinweiß, fein, weich und elastisch. Es wird nicht leicht von Insekten befallen und ändert auch bei langer Lagerung seine Farbe nicht. Es ist sehr saugfähig, so kann die Tusche auf dem Papier sehr viele verschiedene Formen annehmen. Wenn der Pinsel voll mit dünner Tusche ist und man eher langsam schreibt, ist das Schwarz in der Mitte des Striches dunkler, und auf den Seiten breitet es sich langsam ins Hellere aus, wie ein Wollfaden, dadurch kommt das Gefühl von Abstufung zu Tage. Wenn der Pinsel nur leicht in die Tusche getunkt wurde, besonders wenn die Tusche dicker und trockener ist, und man schneller schreibt, dann kommen Linien mit einem weißen Faden in der Mitte zustande. Das nennt man "Feibai", das "fliegende Weiß". Der letzte vertikale Strich eines Zeichens wird oft absichtlich in die Länge gezogen, und so fließt ein langes "Feibai" gerade hinunter, wie ein brodelnder Wasserfall, welcher der ganzen Kalligraphie noch mehr Schwung und Faszination verleiht.

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