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(GMT+08:00) 2005-06-03 16:53:51    
Die Kanzleischrift und ihre Nachfolger (Gras-Siegelschrift, Guli und Lishu)

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Nach der Errichtung des großen Qin-Reiches vermehrte sich zusehends der Schriftverkehr zwischen der Zentralregierung und den lokalen Verwaltungen. Kultur und Information standen in lebhaftem Austausch. Die Menschen stellten neue Anforderungen an die Schrift. Jetzt ging es hauptsächlich um praktikable Schnelligkeit, und nicht in erster Linie um die Regelmäßigkeit der Form oder um die Vereinheitlichung der Dicke, Länge, Krümmung oder Geradlinigkeit der Striche. Auch die ästhetischen Kriterien veränderten sich. Saubere, gleichmäßig proportionierte, einheitliche Linien und Zeichen waren weniger gefragt als eine zweckmäßige Unebenheit, Streuung, oder Veränderung. Kraft, Rhythmus und Bewegung galten jetzt als schön. Und so kamen auf der Basis der Kleinen Siegelschrift verschiedene Konzeptformen oder volkstümliche Formen auf, die man später Cao Zhuan oder Gras-Siegelschrift nannte.

Die Gras-Siegelschrift entfernte sich immer mehr von der Kleinen Siegelschrift, bis sie gar nicht mehr als solche zu erkennen war und immer mehr in Richtung der späteren Lishu, der Kanzleischrift, tendierte. Diese Prä-Lishu erhielt in späteren Generationen den Namen Guli, also die alte Lishu.

Im Zuge einer weiteren Desintegration der Siegelschrift wurde die einheitliche Dicke und Länge der Striche beim freien Schreiben durchbrochen. Manche betonten den Strich nach rechts unten, andere verlängerten senkrechte Striche und Haken, oder sie gingen sogar noch weiter und führte einen neuartigen waagrechten Strich ein, mit can tou yan wei "Seidenraupenkopf und Wildgansschwanz": Wenn es im Zeichen nur einen waagrechten Strich gab, schrieb man den Anfang des Striches fest und dick wie einen Seidenraupenkopf; gleichzeitig stieg das Ende des Striches nach oben, wie der Schwanz einer Wildgans. Hatte ein Zeichen zwei oder drei waagrechte Striche untereinander, wurde nur der unterste ein Seidenraupenkopf mit Wildgansschwanz, die übrigen schrieb man etwas kürzer und mit konventionellen Enden. Diese Versuche erhielten immer mehr Beifall und Zustimmung unter den Schreibern, und endlich wurde daraus ein neuer Stil, nämlich die jetzt erstmals sogenannte Lishu oder Kanzleischrift. Die Shichen-Stele bietet ein repräsentatives Beispiel für die damalige Lishu. In der Mitte der Han-Dynastie (im 1. Jahrhundert n.Chr.) war sie ausgereift und festgelegt als die zweite Normschrift nach der Siegelschrift.

Der eben erwähnte Entwicklungsprozess "Zhuanshu - Guli - Lishu" ist uns erst in den letzten Jahrzehnten klar geworden. In den 2000 Jahren davor konnte man zwischen der Siegelschrift und der in Stelen gravierten Kanzleischrift der Han-Dynastie keine Verbindung oder Entwicklungslinie entdecken. Wie die erstere schließlich zu der völlig anders aussehenden letzteren wurde, war all die Zeit ein ungelöstes Rätsel.

Glücklicherweise wurden seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in verschiedenen Provinzen und autonomen Gebieten wie Xinjiang, Innere Mongolei (Nei Menggu), Gansu, Qinghai ebenso wie in Hu'nan, Hubei, Shandong und He'nan eine große Anzahl von Bambus-und Holztäfelchen aus der Qin- und aus der Han-Dynastie gefunden. Die Holz- oder Bambusstreifen (zhujian und mujian) mit Kalligraphie sind ungefähr 20-30 cm lang und 1-5 cm breit. Insgesamt wurden ca. 100 000 gefunden. Man kann darauf viele unterschiedliche Varianten der alten Kanzleischrift sehen, ganz verschieden von der Lishu auf den Stelen der östlichen Han, wie Siegelschrift und doch anders, oder wie Kanzleischrift und doch noch keine, eben die typischen Übergangsformen zwischen den beiden. Endlich war das Rätsel gelöst.

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