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(GMT+08:00) 2005-04-11 09:35:48    
Das ruhige Leben des Groß-Mullahs Sherefcan in Xinjiang

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Diesmal werden wir Ihnen einen religiösen Führer im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang vorstellen. Es handelt sich um den Groß-Mjullah Sherefcan.

Jeden Tag um halb fünf morgens, wenn die westliche Stadt Urumqi sich noch im Tiefschlaf befindet, steht der 98jährige Groß-Mullah Sherefcan schon auf und eilt in seine Moschee, um dort den Gottesdienst abzuhalten.

"Mullah" ist die Anrede der uigurischen Nationalität für einen Imam. Ein Mullah wird von den Glaubensanhängern "Groß-Mullah" genannt, wenn er von profundem Wissen und Anstand ist. Der islamische Glaube sieht vor, dass die Moslems jeden Tag fünf mal zum Gottesdienst erscheinen oder in sich gehen und in Richtung der heiligen Stadt Mekka beten. Am Freitag sollen sie auf alle Fälle in der Moschee erscheinen. Der fast 100jährige Groß-Mullah Sherefcan hält jedoch jeden Tag einen Gottesdienst in der Moschee ab - ein Zeichen seiner Frömmigkeit und Lebenseinstellung.

Sherefcan wurde in einer religiösen Familie in dem Gebiet Turpan in Xinjiang geboren. Seine Vorfahren waren ausnahmslos berühmte Groß-Mullahs. Als Sherefcan sieben Jahre alt war, besuchte er die Religionsschule in seiner Heimat. Später studierte er in der Stadt Kasch. Nach dem Abschluss wurde er Mullah in seiner Heimat. In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist er Imam in einer großen Moschee in Urumqi, der Hauptstadt des Uigurischen Autonomen Gebietes Xinjiang geworden. Imam ist ein hoher Religionsbeamter des Islams, der für Religionsangelegenheiten auf einem bestimmten Gebiet zuständig oder für eine Moschee verantwortlich ist. Sherefcan arbeitet gegenwärtig in der berühmten Moschee in Urumqi, die Yanghang-Moschee heißt und eine Geschichte von über 100 Jahren hat.

Vor über 10 Jahren war die Moschee Yanghang baufällig. Sherefcan hatte den festen Willen, dass er die Renovierung seiner Moschee noch miterlebt. Er legte diese Bitte der Regierung vor und bekam sofort eine Antwort, schneller als er gedacht hatte. Die Regierung stellte Sondermittel zur Verfügung, damit die Moschee Yanghang renoviert werden konnte. Der alte Sherefcan war sehr glücklich und beobachtete jeden Tag die Fortschritte des Bauprozesses, egal ob es regnete oder stürmte. Nach der Renovierung hat die Moschee Yanghang nun eine Fläche von 3000 qm, über 1.000 Menschen können gleichzeitig den Gottesdienst besuchen.

Wenn arme Familien Hochzeiten oder Trauerfeiern veranstalten, laden sie ihn ein, Sutras dabei zu rezitieren. Der Groß-Mullah Sherefcan verlangt prinzipiell kein Geld für seine Dienste. Jährlich verschenkt er auch Kohle, die die Moslems der Moschee schenkten, an arme Leute. Er hat auch Dutzende arbeitslose junge Leute in der Moschee untergebracht, die hier als Gelegenheitsarbeiter arbeiten. Seiner Meinung nach werden die jungen Leute mit Arbeit nicht auf die schiefe Bahn geraten. Wenn irgend ein Gebiet von einer Katastrophe getroffen ist, appelliert er an seine Glaubensbrüder, Geld und Hilfsgüter zu spenden.

10 der 13 in Xinjiang lebenden Nationalitäten sind islamischen Glaubens. Die meisten Moslems, und zwar über 10 Millionen, leben in dem Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Seit dem 1. März ist eine neue Bestimmung für Religionsangelegenheiten in China in Kraft gesetzt worden. Ziel ist es, die Konfessionen aller Nationalitäten zu schützen. Der Groß-Mullah Sherefcan sagte uns:

"Die Religionsausübung ist gesetzlich garantiert. Es sind alle religiösen Angelegenheiten standardisiert. Ich halte die gegenwärtige Gesellschaft für zivilisiert, legal und demokratisch."

Vor der Gründung der Volksrepublik China gab es etwa 50 Moslems, die jährlich ihr Heiligtum, nämlich die Stadt Mekka, besuchten. Gegenwärtig begeben sich jährlich über 1.000 Moslems zur Audienz nach Mekka. Der Groß-Mullah Scherefcan selbst hat schon Nigeria, Frankreich und Saudi-Arabien für Religionsstudien und Religionsaustausch besucht. Er ist der Ansicht, dass diese Möglichkeit der chinesischen Politik und dem lockeren Umgang mit dem religiösen Umfeld in China zu verdanken sei.

Das Xinjianger Islam-Institut ist eine Schule, in der religiöse Führer für Moscheen in allen Gebieten Xinjiangs ausgebildet werden. Der Groß-Mullah Scherefcan wird oft von dem Institut eingeladen, Unterricht zu erteilen. Er ist durch sein profundes Wissen und seine enorm großen Lebenserfahrungen für diese Aufgabe wie geschaffen und bei seinen Studenten sehr beliebt. Der Vize-Leiter des Instituts, der Groß-Mullah Abdulrekip, sagte:

"Sein ganzes Leben hat er der Religion gewidmet. Er handelt streng nach dem Koran und verletzt nie die Glaubensartikel im Koran. Er vermittelt den Leuten die wahren, guten und schönen Haltungsprinzipien im Koran und beeinflusst die Leute mit seiner eigenen schlichten und gutherzigen Haltung. Er ist ein reiner und von anderen Leuten verehrter Mensch."