Bautechnik
Die traditionelle tibetische Baukultur spiegelt die Gesellschaft, Geschichte, Politik, Wirtschaft und das Kulturleben der tibetischen Nationalität wider.
Die traditionellen Bauwerke unterscheiden sich in die für Zivilbedarf wie Wohnhäuser, Gebäude für Behörden und Brücken und in die für Sakralzweck wie Klöster. Die älteren Klöster wurden in den dichter bevölkerten Gebieten gebaut. Später baute man sie auf den steilen Gipfeln. Kleinen Klöster sind kärglich ausgestattet, während namenhafte Klöster und Paläste wie der Potala-Palast reichlich geschmückt sind.
Viele traditionelle tibetische Bauwerke sind Beweis für die zahlreichen wissenschaftlich-technischen Leistungen alter tibetischer Architekten. Auch für heutige Bauten ist da manches zu lernen. Für den Bau der Fundamente und Außenwände, für das Mauern, für die Behandlung der Flachdächer und Böden gilt das ebenso wie für die Reparatur alter Bauwerke und für die richtige Verwendung der Baumaterialien. In der Baustruktur besitzen tibetische Bauwerke je nach den Gegebenheiten hohe Originalität. Auch im tibetischen Brückenbau gibt es einige Besonderheiten zu entdecken. Die Baustruktur und -ausführung von Auslegerbrücken oder Eisenkettenbrücken sind zu bewundern.
Kunstgewerbliche Metallwaren
Die traditionellen tibetischen kunstgewerblichen Metallwaren sind fein und originell gearbeitet und zeigen einen verblüffenden Formenreichtum. Sie sind wichtige Kennzeichen für die Meisterschaft der Tibeter in ihrer traditionellen Kunst. Zugleich sind sie Indiz für den Grad der Beherrschung von Wissenschaft und Technik in der Vergangenheit. Die kunstgewerblichen Leistungen sind zugleich auch Bestandteil der traditionellen Kultur Tibets. Zu den Produktionstechnologien zählen Gießen, Kalt- und Heißschmieden, Ziselieren, Meißeln, Gravieren, Schnitzen, Löten, Nieten, Einfassen, Einlegen, Schneiden, Ziehen, Rollen, Kneten, Pressen, Schleifen, Vergolden und Versilbern. Rohmaterialien sind meist Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Blei und Zinn. Die zahlreichen Produkte werden in verschiedensten Bereichen genutzt. Die Warenpalette reicht von kleinen Geräten und Apparaten, Schmuck für den individuellen wie gesellschaftlichen Bedarf bis hin zu kultischen Artikeln für die Klöster. Für den Alltag brauchen Tibeter viel Schmuck: z. B. Fingerringe, Armreifen, Ohrringe, Halsketten, Gawu (Amulettdosen), Hüftsäbel, Patronenmagezine, Feuerstahl, Silberhelme, Bronzespiegel und Gürtelschnallen. An religiösen Produkten gibt es nicht nur kleine, fein gearbeitete Buddhastatuen und Kultgeräte, sondern auch Kolossalstatuen und dekorative Gestalten. Die frühesten kunstgewerblichen Metallwaren, die bisher gefunden wurden, sind eine Art Schmuck, die man im Volk "von Himmel gefallene Steine" nennt. Die meisten sind aus Kupfer, es gibt aber auch solche aus Eisen. Sie sind mit Blumengravuren verziert oder tragen geometrische Muster wie Dreiecke, Rauten, Kreise; aber auch Tierbilder wie Adler, Tiger und andere, die oft eine geistervertreibende und glückverheißende Bedeutung haben. Auch heute sind diese kleinen Dinge manchmal noch auf den Feldern oder an Flussufern zu finden. Daraus ist zu schließen, dass sie einstmals Schmuckstücke waren, die die Vorfahren der heute auf dem Tibet-Plateau lebenden Menschen trugen.
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