Es hat sich im Jahr 2004 in Beijing viel getan, was die Olympischen Sommerspiele 2008 betrifft: Mit Bau der olympischen Sportstätten wurde begonnen, das Marketingprogramm geht zügig voran, die Ausschreibung der Olympia-Maskottchen und eines Slogans für die Sommerspiele hat weltweit für ein lebhaftes Echo gesorgt. Noch wichtiger ist aber, dass Beijing die mannigfaltigen Erfahrungen der erfolgreichen Olympiade in Athen heranziehen kann und sein Konzept für die Sommerspiele 2008 noch vernünftiger gestalten will.
Nach den Sommerspielen in Athen ist die Olympiade in den "Beijinger Zyklus" eingetreten. 400 Mitarbeiter des Beijinger Olympischen Organisationskomitees (BOCOG) haben sich an Ort und Stelle in Athen davon überzeugen können, wie die Griechen trotz Kritik und Zweifel des IOC und der Öffentlichkeit im Vorfeld seiner Olympiade es doch schafften, die Vorbereitungsarbeit rechtzeitig vor Beginn der Sommerspiele zu beenden und der Welt eine "traumhafte" Olympiade zu bieten. Im Kontrast dazu drängt sich Beijing nach Superlativen: Es soll in Beijing eine noch bessere Olympiade geben als in Athen, hieß es. Auch das IOC geizte nicht mit Lob für die Vorbereitungsarbeiten in Beijing, was zu großen Erwartungen für die Sommerspiele 2008 berechtigte. Doch es wurden noch größere Anforderungen an Beijing gestellt, um Athen zu übertreffen. Dazu sagte Prof. Sun Jian von der chinesischen Volksuniversität:
"Der Riesenerfolg der Sommerspiele in Athen hat das BOCOG unter Druck gesetzt. Beijing muss sich große Mühe geben, um mit Athen Schritt halten zu können. Bei den Beijinger Vorbereitungen ist es am wichtigsten, einen kühlen Kopf zu bewahren und den wissenschaftlichen und vernünftigen Geist zu verfolgen".
Erst einige Tage vor der Eröffnung der Sommerspiele in Athen waren zum Teil Olympiabauten unter Dach und Fach. "Es ging zwar schleppend voran", rechtfertigte sich das Athener Olympische Organisationskomitee, "wir konnten dadurch aber eine große Summen für die Unterhaltung und Instandhaltung der Sportstätten einsparen". Offenkundig will auch Beijing von den Athener Erfahrungen profitieren: Die Stadt hat seit dem Spätsommer die Fertigstellung ihrer 37 olympischen Anlagen, von denen 18 neu gebaut werden, mit Einsparvorgaben bis zu 20 Prozent belegt. Die neuen Sportstätten sollten auch erst 2007, ein Jahr später als geplant, fertig werden, kündigte das BOCOG auf der 116. IOC-Plenarsitzung in Athen an. Es sei klar, dass eine zu frühe Fertigstellung der Bauvorhaben die Kosten für die Instandhaltung der Sportstätten enorm erhöhen und die Austragungsstadt finanziell stark belasten wird. Dazu sagte Shao Shiwei, Vizeleiter der Presseabteilung des BOCOG:
"Im vergangenen Jahr haben sich die Stadtregierung von Beijing und das BOCOG um eine Rationalisierung aller olympischen Bauvorhaben in Beijing bemüht. Entsprechend dem Leitgedanken "praktisch und einfach" wirkt sich diese wichtige und vernünftige Regelung bereits positiv aus."
Statistiken zufolge haben die Sommerspiele in Athen beispiellose neun Milliarden Euro gekostet. Nach den Spielen wurden die Sportstadien und -hallen zum Teil brach gelegt, und die griechische Regierung wurde finanziell schwer belastet. Daraus hat Beijing seine Lehre gezogen und will nun bei der Finanzierung der Olympiade den Pfennig zweimal umdrehen: So wurde das Baukonzept für das Nationalstadion, das "Vogelnest" genannt wird, geändert, um die hohen Kosten zu reduzieren. Für die verflochtene Stahlkonstruktion mit einem hydraulischen Schiebedach hätten 50 000 Tonnen Stahl verbaut werden müssen - doch wegen verschiedener Sicherheitsprobleme und zu hoher Stahlpreise wird dieses Projekt überarbeitet. Im Dezember wurde der Bau nach zwischenzeitlicher Pause wieder in Angriff genommen. Auch die Bauvorhaben für weitere fünf Sportstätten kamen auf den Prüfstand und werden nun anders gebaut als ursprünglich geplant, teilte das BOCOG mit.
Also, Schnellschüsse bedeuten nicht immer Treffsicherheit, und ein vernünftigeres und angepassteres Konzept für die Olympiade ist sicher der richtige Weg für Beijings Olympiade.
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