Dr. Zbigniew Brzezinski, hochrangiger Berater des US-Zentrums für Strategie und internationale Studien und Professor am Institut für Internationale Studien der John Hopkins Universität war von 1977 bis 1981 Sicherheitsberater des damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter. In dieser Zeit und auch später traf er mehrmals den chinesischen Spitzenpolitiker Deng Xiaoping. Zum 100. Geburtstag von Deng Xiaoping interviewte unser Korrespondent in Washington Li Yongjing Dr. Brzezinski.
Brzezinski erinnert sich sehr gern an die erste Zusammenkunft mit Deng Xiaoping im späten Frühjahr 1978. Dieses Treffen hinterließ bei ihm einen bleibenden Eindruck:
"Er war sehr intelligent, er sprach immer mit einem tiefgreifenden und folgerichtigen Gedankengang. Deng Xiaoping beobachtete die Welt sehr genau und war davon überzeugt, dass der gemeinsame Kampf Chinas und der USA gegen die sowjetische Hegemonie für beide Länder nützlich war."
Brzezinsi sagte weiter, dass Deng Xiaoping beim ersten Treffen noch Vizeministerpräsident war und dass damals beide Länder noch nicht bereit waren, unverzüglich diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Ziel seines China-Besuches war es aber, diesen Prozess in Gang zu setzen, um möglichst schnell die diplomaischen Beziehungen aufnehmen zu können.
"Deng Xiaoping und ich haben eine Geheimvereinbarung getroffen, und wir waren uns schnell einig, Verhandlungen über die diplomatischen Beziehungen unverzüglich aufzunehmen. Diese Verhandlungen waren schließlich erfolgreich. Ende 1978, genauer gesagt am 15. Dezember, erklärten beide Seiten: Die VR China und die Vereinigten Staaten von Amerika werden diplomatische Beziehungen aufnehmen".
Brzezinski verschweigt nicht, dass die Verhandlungen auch manchmal ins Stocken gerieten, weil es zwischen ihm und Deng Xiaoping auch Differenzen zu einigen Fragen, insbesondere zur Taiwan-Frage, gab. Beide Seiten debattierten heftig und umfassend darüber.
Es gab aber auch viele interessante und amüsante Stunden bei den Treffen mit Deng Xiaoping, so Brzezinski. Als er zum ersten Mal mit Deng Xiaoping in Beijing zu Abend aß, lud er Deng Xiaoping, wenn er die USA besuchen sollte, zum Essen nach sich zu Hause ein. Als Deng Xiaoping dann Anfang 1979 mit seiner Frau die USA besuchte, waren Deng und seine Frau bereits am ersten Abend private Gäste in Brzezinskis Haus. Es war ein zwangloser Abend. Brzezinski erinnerte sich:
"Wir haben über Vietnam, über die Aggressivität der Sowjetunion und natürlich auch über unsere bilateralen Beziehungen geredet. Deng hat mir von seinen Erlebnissen und dem Leiden von ihm und seinen Familieangehörigen während der Kulturrevolution erzählt. Unsere Gespräche berührten viele Themen".
Während seiner Amtszeit traf Brzezinski Spitzenpolitiker aus vielen Staaten. Als unser Korrespondent ihn fragte, wie er Deng Xiaoping einschätzte, antwortete Brzezinski: "Deng Xiaoping war einer der hervorragendsten Staatsmänner".
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