Der Bezirk Nyingchi liegt im Südosten Tibets, am Mittel- und Unterlauf des Yarlung Zangpo. Im Osten grenzt es an Qamdo, im Norden an Nagqu, im Westen an die Stadt Lhasa, im Südwesten an Shannan und im Süden an Indien und Myanmar. Dem Bezirk Nyingchi unterstellt sind sieben Kreise: Nyingchi, Medog, Mainling, Gongbo'gyamda, Zayu, Bome und Nangxian. 137 500 Menschen bevölkern die 99 700 qkm. Hier leben Angehörige von zehn ethnischen Gruppen miteinander, darunter Tibeter, Han, Moinba und Lhoba. Die Verwaltungsbehörde des Kommissars für lokale Angelegenheiten liegt im Marktflecken Bayi.
Die besondere topographische Lage der herrlichen Landschaft und sein spezielles Klima haben eine reiche Vegetation hervorgebracht. Kennzeichnend sind blauer Himmel und weiße Wolken, Schneeberge und Gletscher, reißende Ströme und Wasserfälle, Regen und Nebel, tausendjährige Zypressen, alte Klöster, seltsam geformte Berggipfel, heilige Berge und Seen.
Durch den Monsuneinfluss vom Indischen Ozean ist Nyingchi im Sommer nicht zu heiß und im Winter nicht zu kalt. Die reichen Niederschläge bringen feuchte Luft; ansonsten wird das Klima von langen Sonnenscheinperioden und relativ kurzen Frostabschnitten bestimmt. Der niedrigste Punkt liegt 1000 m über dem Meeresspiegel. In vielen Gebieten werden Reis, Erdnüsse, Äpfel, Orangen, Bananen und Zitronen kultiviert. Darum wird Nyingchi auch als "Jiangnan von Tibet" bezeichnet.
Bome, Zayu und Lhoyu sind für ihre reiche Flora bekannt. Im so genannten Waldmeer wachsen viele 200-jährige, hoch aufragende Fichten. Manche sind 80 m hoch und haben einen Stammdurchmesser von 2,5 m. Ein einziger Baum kann 60 Kubikmeter Holz liefern. Der Zypressenwald im Kreis Nyingchi wird von Wissenschaftlern als "ein Wald lebender Fossilien" bezeichnet, die älteste Zypresse im Wald ist etwa 2500 Jahre alt. Im Gebiet wachsen über 2000 Arten höherer Pflanzen, darunter mehr als 100 Arten von Hölzern, 165 Arten von Heilpflanzen und Pilzen. An Wildtieren sind Tiger, Leopard, Bär, Stumpfnasenaffe, Antilope und Kleiner Panda zu nennen.
In Nyingchi befindet sich die größte Schlucht der Welt, die Große Schlucht des Yarlung Zangbo mit vielen Naturschutzgebieten und zahlreichen seltenen Tieren und Pflanzen. Die wichtigsten Landschaften und Sehenswürdigkeiten in Nyingchi sind: das Landschaftsgebiet Namjagbarwa; das Landschaftsgebiet Basum-See und das Landschaftsgebiet Nyangbo, der Gyaxing-Wasserfall, der heilige Bumri-Berg mit den Steinstatuen des Kreises Gongbo'gyamda; der Zypressenwald, der Maulbeerbaumkönig, das Landschaftsgebiet des Bayi-Marktfleckens, der Buqu-Wald und das Landschaftsgebiet Serkyim La-Berg des Kreises Nyingchi; der Zarisarba-Berg und die Gruppengräber Lainshan des Kreises Nangxian; das Landschaftsgebiet Yarlung Zangbo, das Lhoba-Dorf in Namyi und das Namyi-Landschaftsgebiet des Kreises Nyingchi; der Yi'ong-See und die Yi'ong-Teeplantage des Kreises Bome; Wasserfälle und aus Rotang geflochtene Brücken des Kreises Medog; die subtropische Landschaft in Zayu.
Nyingchi hat ein reiches Angebot an Agrarprodukten. Wichtige sind Heilkräuter und Pilze sowie Orangen, Apfelsinen, Zuckerrohr, Pfirsiche, Äpfel, Birnen und Weintrauben. Weithin bekannt sind außerdem tibetische Hüte und Holzschalen aus dem Kreis Nangxian, der "heilige Tee Qomolangma" und tibetische Messer aus dem Kreis Bome und Bambusflechtwerk sowie Holzschalen aus dem Kreis Zayu.
Der Marktflecken Bayi liegt am nördlichen Ufer des Nyang-Flusses, eines Nebenflusses des Yarlung Zangbo, 50 km vom Zusammenfluss des Nyang und Yarlung Zangbo entfernt. Es gibt dort flaches Gelände, gemäßigtes Klima, viele Niederschläge und noch intakte Urwälder. Bayi liegt immerhin etwa 3000 m über dem Meeresspiegel.
Der junge Marktflecken Bayi ist der Sitz der Verwaltungsbehörde des Kommissars für lokale Angelegenheiten des Bezirks Nyingchi. Er ist 8 qkm groß und hat 16 000 sesshafte Einwohner und einige tausend nomadisierende. Der Marktflecken hieß früher Lharingo und bestand nur aus einigen zerstreuten Dörfern. Seit 1960 haben die Menschen dort in harter Arbeit einen Marktflecken aufgebaut. Vor allem in den letzten 20 Jahren hat sich Bayi stark verändert. Früher war Bayi ein großes Dorf mit nur zwei Landstraßen. Heute ist Bayi eine kleine Stadt; die Einrichtungen für die Strom- und Wasserversorgung wie auch für die Kanalisation sind bereits fertig gestellt. Der Stadtausbau schreitet voran. Die mit Unterstützungen anderer Provinzen und Städte gebaute Guangdong-Straße, die Hongkong-Straße und der Xiamen-Platz verleihen der Stadt ein neues Gesicht.
Im Marktflecken Bayi und seiner Umgebung sind die Zeichen der industriellen Erfolge des neuen Tibet deutlich zu sehen. Es gibt viele Industriezweige, die Bayi charakterisieren: Elektrizitätserzeugung, Textilien, Papierherstellung, Baumaterialien, Druckerei, landwirtschaftliche Maschinen, Holz-, Getreide- und Ölverarbeitung. Der Marktflecken Bayi ist eine wichtige Basis für Tibets Kultur, Bildung und wissenschaftliche Forschung. Seit 1970 wurden viele Hochschulen wie die für Land- und Viehwirtschaft Tibets, wissenschaftliche und technische Forschungseinrichtungen wie das Institut für Hochland-Ökologie sowie zahlreiche Mittel- und Grundschulen gegründet.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind "Wasserfälle im Sommer und Eis im Winter", der Rigyimo-See und die Himalaya-Zypressen. Im Bangne-Dorf, 40 km südöstlich vom Marktflecken Bayi entfernt, gibt es einen 1600 Jahre alten "Maulbeerbaum-König". Der Baum ist sehr hoch. Der Überlieferung nach wurde der Maulbeerbaum von Songtsan Gampo und Prinzessin Wencheng gepflanzt. Im 10 km vom Marktflecken entfernten Pagqi-Dorf wachsen auf einem 10 Hektar großen Gebiet kostbare tibetische Zypressen. Eine davon wird als "Königin der Himalaya-Zypressen" und "lebendes Kulturzeugnis" bezeichnet. Der Baum ist 2500 Jahre alt, über 50 m hoch und hat einen Durchmesser von 5,8 m.
Vom Marktflecken Bayi aus kann man nach Osten fahrend Purlag, den Regierungssitz des Kreises Nyingchi, erreichen. Fährt man nach Süden, kommt man zum Zusammenfluss von Nyang und Yarlung Zangbo. Der Fluss ist dort breit und still; man kann auf ihm mit Schiffen fahren. 50 km stromabwärts liegt die Pai-Gemeinde des Kreises Mainling, dort beginnt die berühmte Große Schlucht des Yarlung Zangbo.
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