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(GMT+08:00) 2003-12-21 15:07:12    
Bestattungen in China

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Chen: Liebe Hörer! Geburt, Kindheit und Jugend, die sogenannten besten Jahre, dann das Alter und damit verbunden oft die verschiedensten Leiden und Beschwerden ? und schließlich der Tod ? das ist der Kreislauf des menschlichen Lebens. Im heutigen Fragenblock möchten wir über das Thema Bestattungen in China reden. Damit beantworten wir zugleich auch die Fragen von Frank Bresonik aus Gladbeck in Deutschland. Er fragte uns nämlich dies: Sun: ?Wie sehen eigentlich chinesische Friedhöfe aus und in welcher Art und Weise finden in China Beerdigungen statt?? Chen: Gegenüber unserem Funkhaus gibt es einen Friedhof, einen recht großen sogar. Und er ist landesweit bekannt, weil hier viele verstorbene Politiker und Prominente ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Und wie Friedhöfe beispielsweise in Deutschland, so herrscht auch auf diesem Friedhof würdevolle Atmosphäre der Ehrfurcht, es gibt viel schattenspendendes Grün. Sun: Eigentlich sind in China Erdbestattungen Tradition, und diese Tradition begann sich erst vor rund 50 Jahren zu verändern. Damals und heute sehen Sie noch, wenn Sie mit dem Zug über Land fahren, entlang der Bahnstrecken oder mitten auf den Feldern oder auch in schattigen Hainen zahlreiche Grabhügel. Chen: Um viel Ackerböden sowie Holz zu sparen - und auch, um den traditionell tiefverwurzelten Aberglauben zu überwinden, wird seit den 50er Jahren die Einäscherung propagiert und gefördert. Damals haben viele führende Politiker testamentarisch verfügt, dass sie nach ihrem Tod verbrannt werden sollten. So wurden Urnenbeisetzungen populär. Sun: Seitdem werden die Erdbestattungen allmählich durch Urnenbestattungen ersetzt ? zumindest in den chinesischen Großstädten sind Urnenbeisetzungen heute die Regel. Aber auf dem Lande lehnen immer noch viele Bauern eine Einäscherung ab. Sie halten sich nach wie vor an die alte Sitte ? ?Ewige Ruhe erst nach der Beerdigung?. Chen: Dies betrifft die Han-Chinesen, und daneben gibt es natürlich zahlreiche weitere spezielle Beerdigungsformen der nationalen Minderheiten. Diese Traditionen werden respektiert. Zum Beispiel werden die Stätten für die himmlische Bestattung der tibetischen Nationalität, wobei die Leichen den Raubvögeln zum Fraß überlassen werden, geschützt. Sun: Zurück zur Beerdigung der städtischen Einwohner. Nachdem die Leichen eingeäschert werden, wird die Asche auf verschiedene Weise behandelt. Die meisten Leute lassen die Urne ihrer Verwandten in Urnenhallen der Friedhöfe aufbewahren. Chen: Jedes Jahr am Qingming-Fest gedenkt man der Verstorbenen. So kommen die Leute innerhalb der zwei Wochen um den 5. April zu Friedhöfen. Früher zündete man Weihrauch an und brachte die Opfergaben mit, beispielsweise Lebensmittel. Inzwischen werden die Lebensmittel-Opfer normalerweise durch Blumen ersetzt. Sun: Neben der Aufbewahrung der Urnen mit der Asche der Verstorbenen auf den Friedhöfen gibt es inzwischen auch andere Formen: In den letzten Jahren entstand zum Beispiel die See-Bestattung ? hier wird die Asche ins Meer gestreut. Chen: Pionier der See-Bestattung war übrigens der langjährige chinesische Ministerpräsident Zhou Enlai. Als er 1976 starb, wurde seine Asche, mit Blumen vermischt, ins Meer gestreut. Damals war diese Tat sehr beeindruckend. Sun: Genau. Aber inzwischen akzeptieren immer mehr Leute diese Art der Bestattung. Nehmen wir mal die Hauptstadt Beijing als Beispiel: Seit See-Bestattungen 1994 allgemein möglich wurden, hat es mittlerweile über 3500 derartiger Bestattungen gegeben. Chen: In der nordchinesischen Küstenstadt Dalian fand vor kurzem eine See-Beerdigung statt, und Li Yuanzhi, der an der Zeremonie teilnahm, hält diese Form der Bestattung für würdevoll und zeitgemäß: ?Meiner Meinung nach verkörpert eine See-Bestattung zuerst die moderne Zivilisation. Zugleich ist sie würdevoll. Außerdem kommt sie der Umwelt zugute, denn wenn die Asche verstreut wird, vermeidet man all die Nachteile der traditionellen Beerdigungen wie Flächenverbrauch oder Grundwasserprobleme.? Sun: Und Li Yuanzhi hat seinen Familienangehörigen deutlich gemacht, dass nach seinem Tod seine Asche ebenfalls ins Meer gestreut werden soll. Neben dem Ausstreuen der Asche auf dem Meer gibt es weitere Formen ? beispielsweise die sogenannte Baum-, Gras- und Blumen-Bestattung. Chen: Ja. Bei diesen Formen wird die Asche direkt bestattet oder in einer Urne beigesetzt. Darauf werden Bäume, Blumen oder Gräser gepflanzt. Und auf einem Schild steht dann einfach ein Name. Sun: Die Friedhöfe für Baum-, Gras- und Blumenbestattungen in China sehen alle wie schöne Gärten aus. Auch diese Form wird von immer mehr städtischen Einwohnern gewählt. Dazu Wang Yeyong von der Friedhofsverwaltung in Beijing: ?Zur Zeit gibt es in Beijing drei sogenannte Aschenwälder extra für die Baum-Beerdigungen. Viele Einwohner kommen, um sich über die Baum-Beerdigungen zu informieren.? Chen: Nicht nur die Beerdigungsformen, auch die Trauerrituale und die Formen des ehrenden Gedenkens an die Verstorbenen verändern sich. So gibt es mittlerweile auch sogenannte Online-Gedenkstätten ? und die sind Ihnen vielleicht noch unbekannt. Sun: Kurz vor dem diesjährigen Qingming-Fest am 5. April wurden auf dem Platz vor einem Friedhof südwestlich von Beijing einige Computer aufgestellt: Und das war der Beginn der Online-Gedenkstätten. Chen: Die Familienangehörigen von 20 Verstorbenen haben online je eine ?Gedenkstätte? aufgebaut. Darin werden Photos und Lebensläufe der Verstorbenen sowie Traueransprachen aufbewahrt. In der Zukunft, wenn sich die Familienangehörigen und Freunde nach den Verstorbenen sehnen, können sie per Internet ihr Gefühl ausdrücken. Sun: Die Online-Gedenkstätten bieten denjenigen, die zeitlich oder räumlich nicht zum Friedhof können, die Gelegenheit, verstorbener Verwandter oder Freunde zu gedenken. Auch für das Gedenken an Verstorbene, deren Asche beispielsweise in Meer gestreut wurde, bietet sich hier ein Ort.