"Unsere Generation litt häufig an Hunger. Das war für uns eine schwierige Zeit. Damals war das Nahrungsmittelangebot nicht ausreichend. Deshalb kochten und aßen wir meist Kürbis. Bis heute fühle ich mich noch unwohl, wenn ich den Geschmack von Kürbis rieche."
China ist sehr deutlich von der Landwirtschaft geprägt. Der Großteil der Chinesen ist direkt oder indirekt in der Landwirtschaft beschäftigt. In den 1940er Jahren, als Long Yongtu geboren wurde, waren die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft noch sehr rückständig. In dieser Zeit wurde China auch mehrmals von Naturkatastrophen heimgesucht, etwa von Dürren oder auch Hochwassern. Dies führte wiederum zu einer Knappheit an Agrarprodukten. Auch die Kriegswirren in dieser Zeit haben die Situation weiter verschlimmert. Viele Menschen konnten nicht ausreichend mit Kleidung und Nahrungsmitteln versorgt werden. Der Getreideverbrauch pro Landwirt etwa betrug 1949 in China nur 180 Kilogramm.
Im Oktober 1949 wurde die Volksrepublik China gegründet. In den darauffolgenden drei Jahren wurde auf dem Land eine Bodenreform durchgeführt. Dadurch erhielten Bauern Ackerflächen, Agrargeräte und auch Nutztiere. Diese politische Maßnahme wurde von den Landwirten natürlich umfassend begrüßt. Die Landwirtschaft sollte dadurch möglichst bald wieder aufgebaut und deren weitere Entwicklung ermöglicht werden. Die jährliche Menge an Getreide und Baumwolle nahm beträchtlich zu. 1952 wurde der Aufbau der Infrastruktur für landwirtschaftliche Arbeiten sowie der Bau von Bewässerungsanlagen beschleunigt. Gleichzeitig wurde die wissenschaftlich-technische Unterstützung für die Landwirtschaft ausgebaut. Damit wurden die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft erheblich verbessert. Gleichzeitig stieg der erwirtschaftete Ertrag an Agrarprodukten. Ende der 1970er Jahre war beispielsweise der Ertrag von Getreide und Baumwolle doppelt so hoch wie 1952.
Verbunden mit einem schnellen Bevölkerungsanstieg herrschte jedoch weiterhin eine Knappheit an Agrarprodukten. Yang Jiliang, der in dem Dorf Bisheng nahe der Stadt Chizhou in der ostchinesischen Provinz Anhui lebt, denkt an die Zeit zurück. Er sagt, es sei immer eine wichtige Aufgabe der Dorfverwaltung gewesen, die Dorfbewohner mit ausreichend Nahrungsmitteln versorgen zu können.
"In den 60er beziehungsweise 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatten wir nicht genügend Lebensmittel. Damals aßen wir oft einfach nur Wildgemüse."
1978 wurde im Dorf Xiaogang in der Provinz Anhui ein neuer landwirtschaftlicher Kurs eingeschlagen. In einem Pilotprojekt wurde dort ein neues Wirtschaftssystem erprobt, welches das persönliche Einkommen der Bauern mit der Ertragsmenge der Ackerfläche verband. Dieses System hat die Arbeitsproduktivität der Bauern in dem Dorf deutlich beeinflusst. Es folgte eine rasante Steigerung des Getreideertrags. 1978 war dieser Ertrag rund vier Mal so hoch wie das durchschnittliche Jahresproduktionsvolumen in den vergangenen zehn Jahren. 1980 beschloss die chinesische Regierung schließlich, dieses System im ganzen Land anzuwenden. Gleichzeitig wurde dafür ein neuer Begriff ersonnen: vertragsgebundenes Verantwortlichkeitssystem auf der Basis der Haushalte in Verbindung mit dem Ertrag.
Einer Statistik zufolge ist der jährliche Produktionsertrag der chinesischen Landwirtschaft von 1978 bis 1984 kontinuierlich um rund acht Prozent gestiegen. Seit dieser Zeit wird in China ein ständiges und stabiles Wachstum der Getreideproduktion aufrechterhalten. Allein 2008 wurden in China mehr als 500 Millionen Tonnen Getreide geerntet.
Liu Dongzhu, Mitarbeiterin des Staatlichen chinesischen Büros für Getreidereserven, erklärt dazu, seit dieser Zeit könnten alle chinesischen Bürger mit ausreichend Nahrungsmitteln versorgt werden. Auch verfügten sie über genügend warme Kleidung. Es sei aber nahezu ein Wunder, 22 Prozent der Weltbevölkerung mit nur sieben Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Fläche ernähren zu können:
"Die chinesische Regierung strebt an, die Getreideversorgung der Bevölkerung eigenständig gewährleisten zu können. In den vergangenen Jahren konnte der jährliche Ertrag den Getreideverbrauch im Wesentlichen decken. Mittlerweile werden rund 95 Prozent des benötigten Getreides in China selbst erwirtschaftet."
Die chinesische Regierung erhöht seit Jahren die Subventionen für die Landwirtschaft. Die bereitgestellten Gelder fließen hauptsächlich in den Getreideanbau und in den Kauf von landwirtschaftlichen Geräten. 2007 betrugen die Subventionen aus dem staatlichen Haushalt für die Landwirtschaft mehr als 60 Milliarden Yuan RMB. Gleichzeitig wurde auch die weitere Unterstützung der Landwirtschaft in großem Maße verstärkt. So wurden beispielsweise die Ankaufspreise für Getreide weiter erhöht. Gleichzeitig wurden die Reserven an Getreide, Speiseöl und Schweinefleisch ausgebaut. Die Getreideanbaugebiete wurden zusätzlich unterstützt. Ziel ist es, ein Einkommenswachstum der Landwirte gewährleisten zu können. Zudem hat die chinesische Regierung weitere Maßnahmen zur Förderung der Beschäftigung und der wirtschaftlichen Entwicklung in ländlichen Gebieten ergriffen. Dazu zählen unter anderem die tatkräftige Unterstützung von Unternehmen auf dem Land und ein erhöhter Einsatz zur Förderung der Beschäftigung von ländlichen Wanderarbeitern in Städten. Vor acht Jahren begann die chinesische Regierung zudem, die Landwirtschafssteuer allmählich zu reduzieren, bis sie schließlich im Jahr 2006 komplett erlassen wurde. Eine historische Maßnahme, wurde die Landwirtschaftssteuer schließlich mehr als 2.600 Jahre lang erhoben! Seitdem wird die chinesische Bauernschaft jährlich um mehr als 130 Milliarden Yuan RMB entlastet.
Gleichzeitig wurde das vorhandene Modell zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft entsprechend der aktuellen Situation angepasst. So wurde auch die moderne Landwirtschaft verstärkt gefördert. Die Modernisierung der landwirtschaftlichen Maschinen und die Einsparung von landwirtschaftlichen Ressourcen werden tatkräftig unterstützt. Mehr als 60 Prozent der Ackerflächen in China werden aktuell maschinell genutzt. Dabei werden in einigen Regionen auch fortschrittliche Bewässerungsmethoden wie etwa das Wassersprengen und die Rieselbewässerung angewandt.
Angaben zufolge soll bis zum Jahr 2020 das Nettoeinkommen der Landwirte gegenüber 2008 verdoppelt werden. Gleichzeitig soll das Konsumniveau in den ländlichen Gebieten auf ein höheres Niveau gebracht werden. Dadurch soll das Vorkommen von extremer Armut im Großen und Ganzen beseitig werden. Die chinesische Regierung und die chinesische Bevölkerung bemühen sich gemeinsam darum, diese Ziele zu erreichen.