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Formatkreissägenhersteller Altendorf setzt auf Standort China
   2008-01-30 17:24:07    Seite drucken   cri

Große deutsche Unternehmen sind in China bereits seit längerer Zeit tätig. Mittelständische Firmen haben sich vor allem seit den 1990er in den ausgewiesenen wirtschaftlich-technischen Entwicklungszonen niedergelassen. Unweit von Beijing, im Nordosten der Provinz Hebei an der Bohai-Bucht, haben wir vor kurzem die Firma Altendorf in Qinhuangdao besucht. Dabei informierten wir uns über die Arbeit des Unternehmens und seine Erfahrungen mit dem Standort China. Hören Sie dazu unseren folgenden Bericht.

Die Stadt Qinhuangdao im Nordosten der Provinz Hebei ist für gewöhnlich dadurch bekannt, dass sie in der Nähe des beliebten Badeortes Beidaihe liegt. Doch auch die Stadt selbst hat einiges zu bieten, nicht zuletzt durch ihre Entwicklungszone für Wirtschaft und Technik. Im Westen der Stadt gelegen, hat die Zone seit 1985, gerade im Vergleich zu anderen Orten in Nordchina, früh damit begonnen, ausländische Investoren anzuziehen.

Im Jahr 1995 entschloss sich auch das deutsche Traditionsunternehmen Altendorf, sich hier niederzulassen. Seit nunmehr 101 Jahren entwickelt, baut und verkauft das Familienunternehmen auf Grundlage der Ideen des Firmengründers Wilhelm Altendorf so genannte Formatkreissägen. Heute unterhält die Firma ein weltweites Standortnetzwerk und produziert jährlich circa 5.000 Formatkreissägen. Zum Unternehmen Altendorf erklärte Helmut Wenzel, Generalmanager der Niederlassung in Qinhuangdao:

"Die Firma Altendorf selbst, also die Mutterfirma, ist letztes Jahr hundert Jahre alt geworden. Und das interessante an der Firma Altendorf ist, dass der Erfinder der Formatkreissäge, nämlich das, was wir hier produzieren und auch in Deutschland, Herr Altendorf gewesen ist, und zwar der Urgroßvater, und Besitzer der Firma Altendorf ist der Altendorf heute, der Enkel. Noch immer in Familienbetrieb, ja. Aber wenn Sie davon ausgehen, dass es eigentlich keine Schreinerei auf der Welt gibt oder Möbelfabrik, wo es keine Formatkreissäge gibt, das geht einfach nicht. Jede Möbelfabrik, jeder Schreiner hat eine Formatkreissäge. Da würde ich sagen, ist es so eine klein wenig deutsche Industriegeschichte, die die Firma Altendorf geschrieben hat. Und jede Formatkreissäge ist im Prinzip nur die Kopie der Formatkreissäge von Herrn Altendorf."

Das Geschäft des Unternehmens bewegt sich seither mit seinen hoch entwickelten Formatkreissägen auf einem zentralen Gebiet der Holzverarbeitung - einem sowohl technisch spezialisierten, als auch lukrativen Markt.

Diese Art von Sägen kommt mittlerweile in jedem etwas größeren Tischlerbetrieb zum Einsatz. Ohne eine Formatkreissäge sind Millimeter genaue Zuschnitte von Möbelelementen kaum zu schaffen. Gerade beim Sägen laminierter Holzplatten ist eine Formatkreissäge unentbehrlich. Was Formatkreissägen genau sind und wodurch sie sich auszeichnen, das führte uns Helmut Wenzel im Werk in Qinghuangdao vor:

"Das Holzbrett oder das Blatt (wurde früher) einfach so drüber, über den Tisch geschoben. Heute ist das so, wir haben hier einen so genannten Querschlitten, wir haben auch hier einen Anschlag. Diesen Anschlag kann man hier rüberfahren. Dann hat man hier sein Holzbrett. Das wird hier drauf gelegt und dann kann man mit diesem Wagen ganz parallel an der Säge hier vorbeifahren. Hier haben Sie normalerweise das Sägeblatt drinnen, Hauptsägeblatt und Vorritzer und dann können Sie ein auf fast zehntel Millimeter genaues Brett zuschneiden. Möbelindustrie, Küchenindustrie, alles, was irgendwie, jeder, der irgendwas zuzuschneiden hat. Das ist eine Basisausrüstung, fast so was wie das Rad beim Auto. Sie sehen also jetzt, hier einen Schnitt und Sie sehen, wie diese Kanten hier alle ausgebrochen sind. Wenn Sie jetzt ein Möbelstück hätten, ein weißes und hier noch einen Kantenanleimer dranmachen, dann hatten Sie hier überall diese braunen Punkte. Da würde jeder Küchenkäufer sagen: So einen Mist will ich nicht haben! Dafür gibt es den so genannten Vorritzer. Mit diesem Vorritzer werden hier in der Gegenrichtung eine kleine Fuge eingefräst und dadurch kann das Hauptsägeblatt diese Laminat-Schicht nicht mehr treffen und dann ist quasi die Kante ganz glatt. Das ist das Prinzip einer jeden Formatkreissäge."

Die Formatkreissäge ist aus der heutigen Möbelherstellung und anderen Produktionsbereichen, die auf präzise zugeschnittene Holzteile angewiesen sind, nicht mehr wegzudenken. Es ist daher nicht verwunderlich, dass das Unternehmen Altendorf die Sägen vom Produktionsstandort im Entwicklungsgebiet Qinghuangdaos und über den nahe gelegenen modernen Hafen an Kunden in der ganzen Welt verkauft. Zudem produziert die Firma Altendorf je nach handwerklichem Bedarf und Markt verschiedene Sägetypen. Helmut Wenzel erklärte dazu:

"Ja. Und die geht dann auch nach Brasilien. Also, wir liefern die Maschinen nach USA, Südamerika, Kanada, Japan, ganz Südostasien, Australien, Europa, eigentlich überall hin. Ja, und natürlich auch für China. Wir stellen im Grunde genommen drei Maschinentypen her. Sie sehen hier einmal eine WA6. Das ist eine Kleine, die produzieren wir ausschließlich für den Exportmarkt, sehr wenig für China, weil die für China nicht so gebraucht wird. F92, das ist eine Maschine, die wir speziell für den chinesischen Markt entwickelt haben. Das ist eine Maschine, die sehr robust ist, die eine Handbetätigung hat für die Höhen- und die Schwenkverstellung. Und da haben wir noch eine WA8, die ist dann motorisch, das heißt, die Höhen- und Schwenkverstellungen werden dann motorisch gemacht. Die F92 ist für die schweren Holzteile und die WA8 ist eigentlich für den Schreiner, der es bisschen eleganter haben will, der nur auf den Knopf drücken will, und alles betätigt sich dann automatisch."

Doch das Geschäft im Ausland hat auch seine Tücken. Mit der Verlagerung der Produktion ist auch die Wahrscheinlichkeit und Intensität der Konkurrenz gestiegen. Der Druck, sich als deutsches mittelständisches Unternehmen durch Qualitätsprodukte von anderen Herstellern abzusetzen und gegen sie zu behaupten, hat zugenommen. Dennoch sind die Absatz- und Produktionsmöglichkeiten für die Formatkreissägen der Firma Altendorf noch nicht voll ausgeschöpft. Das ist an den nach über zehn Jahren in Qinghuangdao noch immer wachsenden Produktionszahlen abzulesen.

"Wir haben voriges Jahr etwa 1.000 Maschinen gebaut. Wir bauen dieses Jahr 1.700 und nächstes Jahr 2.000. Und das Personal wollen wir auf der Höhe halten, so dass wir nicht mehr Personal brauchen, so dass wir etwas profitabler werden. Konkurrenz ist groß, es gibt unheimlich viele chinesische Firmen, die auch Formatkreissägen bauen. Aber für uns ist die einzige Chance hier zu überleben, dass wir besser sind, und dass wir qualitativ die Nummer eins sind."

Die Firma Altendorf in Qinghuangdao steht jedoch nicht nur repräsentativ für weltweit führende Maschinentechnik, sondern auch für die erfolgreiche Niederlassung eines deutschen mittelständischen Unternehmens in China. Neben der führenden Technik sind es auch die Investitions- und Produktionsbedingungen dieses Standorts im Norden der chinesischen Provinz Hebei, die dem Unternehmen auch weiterhin einen komparativen Vorteil im internationalen Wettbewerb verschaffen. Die Zukunft der Niederlassung der Firma Altendorf in Qinghuangdao, wie auch des mittelständischen Unternehmens allgemein, scheint durch die Entscheidung der Verlagerung eines Teils der Produktion hierher gesichert worden zu sein. Noch einmal Helmut Wenzel:

"Ja, wir werden hier bleiben. Auf jeden Fall! Ich glaube nicht, dass es irgendeinen Plan gäbe, dass wir hier weg gingen. Das Werk ist ja relativ, relativ groß. Altendorf ist ein mittelständisches Unternehmen. Der Schritt, den die gewagt haben, war sicherlich sehr, sehr gewagt für so ein mittelständisches Unternehmen, aber es war der richtige Schritt. Und wir haben den Vorteil, dass wir hier nicht in diesen Ballungszentren wie Shanghai, Beijing oder Guangzhou sind, wo die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter ja wesentlich höher sind, als hier. Also wir können hier auch einigermaßen kostengünstig produzieren. Und die Unterstützung, die wir hier von der Gemeinde haben, auch von der Entwicklungszone, die ist für uns ganz hervorragend. Wir haben überhaupt keine Probleme hier. Wir können hier schalten und walten wie wir wollen und wenn wir irgendein Problem haben, werden wir auch unterstützt. Und das meine ich ehrlich so. Wir sind hier absolut happy und es besteht keine Absicht, dran irgendwas zu ändern. - Nichts zu verändern, nicht zu ändern, nee! Wir bleiben hier!"

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