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Industrielle Entwicklung in Beijing
   2005-10-13 16:45:38    cri
Anfang der 50er Jahre sprossen in der chinesischen Hauptstadt Beijing zahlreiche Industriezweige wie Pilze aus dem Boden. Dazu zählten vor allem Stahlproduktion, Maschinenbau, Textil- und Chemieindustrie. So strebte man in den 50er Jahren danach, den landesweit größten Industriestandort aufzubauen. Innerhalb von 5 Jahren wurden in Beijing wie aus dem Nichts mehr als 40 Industriezweige aufgebaut.

Der pensionierte Ingenieur Sun Gang war damals ein Facharbeiter, der gerade die technische Fachschule abgeschlossen hatte. Als er uns seine Erinnerungen aus der von Ehrgeiz geprägten Entwicklungsperiode schilderte, war "Eile" das Schlüsselwort, durch das er uns seine Schilderungen veranschaulichte:

"Damals geschah alles in höchster Eile. Die Beijinger Arbeiter strebten nur danach, alle industriellen Branchen so schnell und gut wie möglich zu entwickeln, um das Entwicklungsniveau der Industrieländer einzuholen."

In dieser Begründung fand auch die Eile ihre Rechtfertigung. Genauso wie in anderen Landesteilen lag das wirtschaftliche Niveau der chinesischen Hauptstadt Beijing vor 55 Jahren nahezu am Boden. Das Land hatte Jahrhunderte unter imperialistischen Aggressionen und Plünderungen gelitten. Hinzu kamen langjährige Kriege, die auf nationale Unabhängigkeit und Demokratie abzielten. 1949 verfügte die Volksrepublik nur über eine äußerst schwache industrielle Basis. Zur schnellstmöglichen Verbesserung der wirtschaftlichen Lage und der Lebensverhältnisse der Bevölkerung wurden Anfang der 50er Jahre allein in der chinesischen Hauptstadt mehrere hundert industrielle Projekte initiiert. Die damit einhergehende Vollbeschäftigung kurbelte die wirtschaftliche Entwicklung an. In Folge der von Ehrgeiz geprägten Entwicklung verzeichnete die Wirtschaft in Beijing in der Anfangsperiode jährlich ein durchschnittliches Wachstum von 15%. Allerdings erkannten sowohl die Wirtschaftsexperten wie auch die Facharbeiter hinter der Euphorie die Tatsache, dass fast alle Branchen auf einem schwachen industriellen Fundament basierten. Generell mangelte es an modernen Technologien zur weiteren Ausschöpfung des wirtschaftlichen Potentials.

Gemeinsam mit seinen Kollegen bemühte sich Sun Gang zu jener Zeit, selbstständig Werkzeugmaschinen zu bauen. Dennoch bestand eine große Kluft zwischen ihren selbstgebauten Maschinen und vergleichbaren Produkten aus westlicher Fertigung. Dazu noch einmal Sun Gang:

"Unsere Technik entwickelte sich damals isoliert. Es gab keinen Personal- und Erfahrungsaustausch mit ausländischen Fachkollegen. Wir wussten gar nicht, wie die wissenschaftlich-technische Entwicklung in der Außenwelt wirklich aussah. So konnten wir nicht anders, als bei den eigenen Entwicklungen realitätsfern und isoliert zu arbeiten."

Mehr als zwei Jahrzehnte isolierter Entwicklung nach dem Prinzip der Planwirtschaft bereiteten der auf Schwerindustrie basierenden Wirtschaft in Beijing große Probleme. Viele traditionelle Industriezweige entwickelten sich schleppend, oder die Entwicklung stagnierte ganz.

Dann kam die Kehrtwende Anfang der 90er Jahre. Umstrukturiert wurden im Rahmen der umfassenden Regulierungen zahlreiche traditionelle Branchen, die national und international als nicht konkurrenzfähig galten. Ihre Produktionen wurden entweder geschrumpft oder eingestellt. Statt dessen wurde eine Vielzahl von neuen Branchen wie Automobilbau, Elektronik, Informationstechnologie, Pharmazeutik und Biologie stark gefördert, die mittlerweile als Rückgrat und Entwicklungsschubkraft der Wirtschaft in der chinesischen Hauptstadt gelten. Während die von der Schwerindustrie stark geprägten Wirtschaftszweige in den 50er Jahren pro Jahr nur 200 Millionen Yuan erwirtschaftet hatten, belief sich die Wertschöpfung der technologieintensiven Branchen allein im vergangenen Jahr auf mehr als 300 Milliarden Yuan.

Der Betrieb, in dem Sun Gang gearbeitet hatte, wurde inzwischen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. In derselben Werkstatt von damals sieht man heutzutage ausschließlich digital gesteuerte Werkzeugmaschinen, die man über einen Computer-Bildschirm bedient.

Infolge des wirtschaftlichen Strukturwandels gewinnen die Branchen Informations- und Telekommunikationstechnologie, Automobilbau, Elektronik, Pharmazeutik und Bauwirtschaft zunehmend an Bedeutung. Während der Anteil der traditionellen Industrien am Sozialprodukt der Stadt Beijing im vergangenen Jahr nur bei 20% lag, stieg das Gewicht der Hightech-geprägten, expandierenden Wirtschaftszweige bereits auf 50%. Anstelle der ehemaligen Schwerindustrie-Standorte, die sich außerhalb der dritten Ringstraße der chinesischen Hauptstadt befanden, sind nun Produktionsbasen für Automobilbau, Informationstechnologie und Pharmazeutik angesiedelt.

Chang Qing, Amtsleiterin für industrielle Förderung der Stadt Beijing plädierte für eine rationale Standortverteilung der Grundpfeiler der Beijinger Wirtschaft:

"Genauso wie in anderen Wirtschaftsregionen sollen die Branchen nach realen Gegebenheiten rational oder schwerpunktmäßig verteilt werden. Gemäß unserer Entwicklungsstrategie stellen wir vor allem technologieintensive Branchen in den Vordergrund. Bei der Verteilung der Standorte sollen vor allem die hiesigen Vorzüge von Technologien und Fachkräften voll zur Geltung kommen."

Mit der vergangenen Jahrhundertswende ist die industrielle Entwicklung Beijings in eine neue Phase eingetreten. Zahlreiche weltweit führende multinationale Konzerne haben ihre Produktion und Forschung in die chinesische Hauptstadt verlegt, was sowohl zum Wachstum der wirtschaftlichen Gesamtleistung wie auch zur Erhöhung der Qualifikation der hiesigen Erwerbstätigen beiträgt.

Amtsleiterin Chang Qing zufolge sorgt die städtische Regierung derzeit für die Sicherung der weltweiten technologischen und strukturellen Konkurrenzfähigkeit der Industrie.

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