 An einem Tag im August dieses Jahres stand ein 37-jähriger chinesischer Unternehmer auf dem Podium der US-Wertpapierbörse NASDAQ und schlug die Glocke zum Handelsschluss. Dass er dort stand, hatte auch seinen Grund. Denn an eben jenem Tag wurde sein Unternehmen Baidu.com an der NASDAQ zum ersten Mal gehandelt. Gleich am ersten Tag stellte das chinesische Internet-Unternehmen einen Rekord auf. Die Aktie stieg an der NASDAQ in ihrem Wert um über 350 Prozent auf den höchsten Aktienpreis, den ausländische Gesellschaften in den vergangenen 200 Jahren an ihrem am ersten Handelstag erzielen konnten. Zudem verzeichnete "baidu.com" das höchste Geschäftsvolumen aller Gesellschaften am ersten Geschäftstag in den vergangenen 5 Jahren. "baidu.com" ist die größte chinesische Suchmaschine und im weltweiten Vergleich die viertgrößte Webseite.
Im Jahre 1987 begann der erst 19 Jahre alte Li Ynahong ein Informatikstudium an der bekannten chinesischen Peking-Universität. 1991 ging er in die USA, wo er weiterstudierte. Im Jahre 1994 bestand er die Vorqualifikation für den Doktorgrad, und vollendete auch beinahe seine Dissertation. Zu jener Zeit aber entschied Li Yanhong, auf den Doktorgrad zu verzichten und stattdessen für das renommierte US-Unternehmen Dow Jones zu arbeiten. Wie Li Yanhong erzählt, sei er nach mehrjährigem Studium plötzlich zur Erkenntnis gekommen, dass er nicht die akademische Forschung, sondern das pragmatische Arbeiten liebe.
"Während meines über zweijährigen Studiums in den USA habe ich entschieden, so bald wie möglich mit der praktischen Tätigkeit zu beginnen. Ich erkannte, dass mich nicht abstrakte Theorien, sondern die praktische Technik, die das Leben der Leute beeinflussen kann, mich am meisten interessiert. Damit wird die Welt verändert werden."
Diese Entscheidung von Li Yanhong war die Grundlage für die Gründung von "baidu.com". Bis es allerdings soweit war, vergingen weitere drei Jahre. In dieser Zeit hat Li Yanhong beim Unternehmen Dow Jones eine Datenbank für Finanzinformationen aufgebaut und ein System für die Online-Ausgabe der bekannten Zeitung "Wall Street Journal" entworfen. Dieses System wird noch heute von allen Webseiten der großen Gesellschaften in der Wall Street verwendet. Gleichzeitig erwarb Li Yanhong ein US-Patent für die Erforschung der Beziehungen zwischen Webseitenqualität und Surfing. Mit seinem erstklassigen Wissen wechselte Li Yanhong später zum weltweit bekannten Suchmaschinenbetreiber INFOSEEK.
Im Laufe der Zeit erfuhr er, dass sich in China ein rasanter wirtschaftlicher Aufschwung vollzog und sich dort das Investierungsumfeld kontinuierlich verbesserte. Die chinesische Regierung hatte bereits Begünstigungen für zurückgekehrte chinesische Auslandsstudenten ausgelobt. All dies förderte in Li Yanhong den Gedanken, nach China zurückzukehren und dort ein Geschäft zu betreiben. Anfang 2000 siedelte er sich gemeinsam mit Freunden im bekannten Beijinger Wissenschaftspark Zhongguancun an und errichtete mit Risikoinvestitionen von 1,20 Millionen US-Dollar das Unternehmen Baidu.com. Von da an war Li Yanhong auf dem Weg zur "Veränderung des menschlichen Lebens durch moderne Technik", wie Li Yanhong selbst sagte:
"In den sechs Jahren meiner Tätigkeit in den USA habe ich allmählich begriffen, dass die Welt nicht allein durch Technik verändert werden könne. Häufig setzen der Markt und Geschäftsentscheidungen den Fortschritten der Technik Grenzen. Die Firma, in der ich damals arbeitete, hatte mehrere Handelschancen verpasst. So entschied ich, selbst ein Geschäft zu führen."
Ein anderer Fakt, der Li Yanhong zur Rückkehr nach China bewog, war die Erkenntnis, dass im Internetmarkt in China großes Potential schlummerte. In den USA hat die Internet-Popularisierungsrate bereits 70 Prozent übertroffen, in China nutzten jedoch bisher nur 8 Prozent das Internet. Darüber hinaus erkannte Li Yanhong, dass er etwas tun konnte, damit man mit der chinesischen Schrift leichter im Internet surfen konnte. All dies gab Li Yanhong Zuversicht bei seiner Entscheidung zur Gründung von "baidu.com".
In der Anfangszeit seines Geschäfts entschied Li Yanhong, mit anderen Webseiten zusammenzuarbeiten und Gewinne je nach der Anklickmenge der Webseiten zu verteilen. Über 80 Prozent der Webseiten, auf denen man mit Chinesisch surfen kann, werden technisch von Baidu.com unterstützt. Das Unternehmen von Li Yanhong zeigte fortan eine Tendenz der stabilen Entwicklung.
Bei den Mitarbeitern von Baidu.com gilt Li Yanhong als ein gewissenhafter und vernünftiger Mann. Alle Anregungen und Vorschläge, die für die Entwicklung von Baidu günstig sind, nimmt Li Yanhong gern an. Wang Mengqiu, die Technikmanagerin von Baidu, beurteilt Li Yanhong mit folgenden Worten:
"Er wird immer mit dir seine Ideen erläutern. Er will nicht dich zwingen. Bei Diskussionen wird er aber auch leicht von dir überredet, wenn du recht hat."
Allerdings ist Li Yanhong hartnäckig mit seiner Entscheidung. 2001 legte Li Yanhong eine neue Idee zur Errichtung einer selbständigen Surfing-Webseite vor. Damals, laut Guo Dan, dem Technikchef der Gesellschaft, war fast niemand mit Li Yanhong einverstanden.
"Am Anfang des Projekts haben Investoren und wir selbst Baidu.com als INKTOMI in China betrachtet. Das Modell war, selbst eine Suchmaschine zu erschaffen und Dienste für andere Webseite anzubieten. Zahlreiche bekannte US-Webseiten, einschließlich "Yahoo", haben auch ihre eigenen Suchmaschinen. Baidu.com ist diesem Modell gefolgt. Damals war Li Yanhong großem Druck ausgesetzt. Alle Leute, darunter auch die Vorstandsmitglieder, haben nicht bemerkt, dass dieses Modell der Entwicklung von Internet nicht entspricht."
Li Yanhong blieb bei seinem Standpunkt, dass es für das Unternehmen nicht befriedigend wäre, lediglich anderen Surfing-Technologien anzubieten. Li Yanhong überredete die Vorstandsmitglieder und teilte auch seinen Mitarbeitern seine Ansicht mit:
"Ich sagte zu ihnen, sie sollten nach vorne sehen. Wenn man nur die gegenwärtige Lage und keine Krise sähe, würde eine Gesellschaft sich nicht entwickeln können. Als ein Internet-Unternehmen von weniger als 2 Jahren würde sie keine mehr Hoffnung haben, wenn ihre Mitarbeiter kein Zukunftsmodell erschaffen würden."
Damit hat sich das Schicksal von Baidu erneut verändert. Heute nach vier Jahren verfügt Baidu.com bereits über die größte Chinesisch- Webseitenbank. Täglich klicken über 100 Millionen Menschen aus mehr als 100 Ländern Baidu.com für ihre Suche an.
Zur künftigen Entwicklung von Baidu.com erklärte Li Yanhong, die Überlegenheit von Baidu.com liege in der Konzentration. Künftig wolle er sich weiterhin auf die Bedürfnisse der chinesischen Internet-Surfer konzentrieren. Über die Entwicklungsperspektive der Suchmaschine baidu.com zeigt sich Li Yanhong sehr optimistisch:
"China hat noch ein großes Potential. Das Geschäft des Internet-Surfens wird jährlich um 100 Prozent wachsen. Die Zahl der chinesischen Internetnutzer nimmt ständig zu. Und nicht zuletzt wird sich auch die Zeit der Internet-Aufenthalte kontinuierlich verlängern. All dies wird dazu führen, dass immer mehr chinesische Netz-Surfer durch unsere Suchmaschine Informationen erhalten."
Als einen wichtigen Faktor der schnellen Entwicklung von Baidu.com bezeichnete Li Yanhong, dass der Wissenschaftspark Zhongguancun großen Wert auf zurückgekehrte chinesische Auslandsstudenten legt. Als ein bekannter chinesischer High-Tech-Park verfügt Zhongguancun über zahlreiche berühmte Hochschulen und Forschungsinstitute mit einer Vielzahl an Fachleuten. Noch wichtiger ist, dass Zhongguancun ein komplettes Dienstleistungssystem für zurückgekehrte chinesische Auslandsstundenten bietet.
Nach Ansicht des Vizedirektors des Wissenschaftsparks Zhongguancun, Xia Yingqi, wurde im High-Tech-Park ein gutes Geschäftsumfeld für zurückgekehrte Auslandsstudenten geschaffen. Hier können sie ihre Kenntnisse umfassend zur Geltung bringen. Die von Li Yanhong errichtete Firma Baidu.com beweist dies deutlich. Die großen Leistungen von Baidu.com werden sicher weitere chinesische Auslandsstudenten zur Rückkehr nach China ermutigen.
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