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Lenovo entwickelt sich weltmarktorientiert
   2005-10-13 16:48:51    cri
Vor kurzem erregte eine Schlagzeile die Weltöffentlichkeit: Chinas größter Computerhersteller Lenovo übernimmt die PC-Sparte des Weltmarktführers IBM. Das Geschäft mit Desktop- Rechnern und Notebooks von IBM ging für 1,75 Milliarden Dollar an das chinesische Unternehmen, das damit zur weltweiten Nummer drei auf dem PC- Markt aufsteigt. IBM plante mit dem Verkauf, sich künftig auf Server und Unternehmenslösungen zu konzentrieren. Mehr zu diesem aufsehenerregenden Ereignis erfahren Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, in unserem folgenden Beitrag.

In einer gemeinsamen Presseerklärung sprachen Lenovo und IBM von einer langfristigen strategischen Kooperation bei Verkauf, Dienstleistungen und Finanzen. Lenovo darf der Übereinkunft zufolge fünf Jahre lang den Markennamen IBM nutzen und erhält auch die Rechte an den Serien "Thinkpad"- und "ThinkCenter", die Laptops und Tischrechner schmückt. Damit werde der chinesische PC-Hersteller zum weltweit drittgrößten Computerkonzern, sagte Lenovo-Chef Liu Chuanzhi in Beijing. Seiner Einschätzung nach werde der Umsatz von Lenovo auf jährlich über zehn Milliarden Dollar steigen. Das neue Unternehmen soll etwa 19 000 Mitarbeiter zählen und seinen Sitz in New York haben. Produziert wird in Beijing und in Raleigh im US- Bundesstaat North Carolina. Rund 4000 der derzeit weltweit 10 000 IBM-Beschäftigen sind bereits heute in China tätig.

Mit dem Kauf der PC-Sparte von IBM wurde der weltweit noch wenig bekannte chinesische Computerhersteller Lenovo zum globalen Mitspieler. Lenovo gehört zu den Erfolgsgeschichten der chinesischen Reformpolitik. Im Jahre 1984, da nahm die Reform- und Öffnungspolitik gerade ihren Anfang, gründeten einige Akademiker mit 25 000 US-Dollar Startkapital von der Akademie der Wissenschaften in Beijing das Unternehmen Lenovo. Beim Handel mit Computern verkauften die Geschäftsgründer schon damals auch IBM-Computer. 1990 begannen die Pioniere mit der Produktion eigener Computer, die unter dem Namen Legend auf den Markt kamen. Mittlerweile ist Lenovo mit einem Marktanteil von 27 Prozent in China die Nummer eins. Zur Steigerung seines Bekanntheitsgrades tritt das Unternehmen auch als Sponsor der Olympischen Winterspiele in Turin 2006 und der Sommerspiele in Beijing 2008 auf. Der Computerkonzern ist seit 1994 an der Hongkonger Börse notiert.

Dass IBM- Computer jetzt "chinesisch" werden, scheint eine logische Konsequenz. "Die Idee ist gut", sagte auch der deutsche Unternehmensberater Roland Berger unlängst in Beijing. "Die beiden Marken passen zusammen." IBM habe Probleme auf der Kostenseite, weniger mit der Technik. Lenovo wiederum kann sich auf eine günstige Produktionsbasis in China stützen.

In China hat Lenovo zunehmend mit heimischer und ausländischer Konkurrenz zu kämpfen und wollte deswegen in obere Marktsegmente vorstoßen, wo die Gewinne größer sind. "Eine weltbekannte Marke wie IBM ist die Eintrittskarte, um dieses Ziel zu erreichen," meinte Niki Chu von der Wertpapierfirma Sun Hung Kai. Mit dem Deal hat Lenovo, was es wollte: eine weltweite Präsenz, ein Vertriebsnetz, Technologie und einen Markennamen, der vielen Kunden etwas bedeutet. IBM wiederum ist sein wenig profitables PC-Geschäft los. Ohnehin ließ IBM seine Hardware längst in China fertigen.

Doch alles hat auch seinen Preis. Mit dem Verkauf der Personal-Computer-Sparte an Lenovo setzt der Chef des IBM- Konzerns, Sam Palmisano, auf die wachstumsträchtigen und viel lukrativeren IBM-Sparten. Er will mit der Betonung des Dienstleistungsgeschäfts mit Servern und Großrechner sowie mit Software und Chips mehr Geld verdienen als mit dem PC. Im PC-Geschäft sieht Sam Palmisano ein Massengeschäft, das sich mehr und mehr an einzelne Käufer richtet und damit zunehmend den Charakter von Verbraucherelektronik erhält. Nach Ansicht des IBM-Chefs haben auf dem PC-Markt nur noch Großproduzenten mit entsprechend kostengünstiger Fertigung eine Chance.

Da Lenovo schon jetzt kostengünstiger produziert, sind die Manager optimistisch, ihren Effizienzvorteil auf IBM übertragen zu können. Schließlich geht es dem chinesischen PC-Hersteller vor allem um den Zugang zu Technologien und neuen Vertriebswegen. Zudem soll die "Hebelkraft der Marke IBM" den internationalen Bekanntheitsgrad Lenovos stärken. Lenovo zählt zu den Pionieren chinesischer Schrifterkennungs-Software. Zuletzt spürte der PC-Hersteller auf seinem Heimatmarkt jedoch starken Gegenwind vom global operierenden US-Konkurrenten Dell. Gerade der scharfe Wettbewerb zwingt Lenovo, sich neue Absatzfelder zu suchen. Nach Meinung von Branchenkennern sei es dabei vorteilhaft, den Kampf in die Heimat ihrer internationalen Konkurrenten zu tragen.

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