„Für unser Unternehmen ist die Guangzhouer Exportmesse die wichtigste Ausstellung, der sowohl die Unternehmensführung wie auch normale Mitarbeiter große Aufmerksamkeit schenken. Schließlich ist es eine Verkaufsmesse, auf der man wirklich etwas erreichen kann. Da wir zu den sogenannten OEM- Herstellern gehören, müssen wir möglichst viele Kunden kennen lernen, um unsere Vertriebsmöglichkeiten zu erweitern und somit unseren Marktanteil zu erhöhen. Hinzu kommt, dass wir jedes Jahr zahlreiche neue Produkte auf den Markt bringen. So ist es für uns äußerst notwendig, dieses wichtige Schaufenster auszunutzen."

Die Galanz- Gruppe produziert Mikrowellenherde verschiedener Typen und gilt in China landesweit als Branchenführer. Allein im vergangenen Jahr hat das Unternehmen 16 Millionen Mikrowellengeräte hergestellt, ein Drittel der Weltproduktion. Vor acht Jahren, als sich die Firma zum ersten Mal auf der Guangzhouer Handelsmesse präsentiert hatte, konnte sie pro Jahr lediglich 1 Mrd. Yuan erwirtschaften, mittlerweile sind es 10,5 Mrd. Yuan.

Seit 1957 findet die Guangzhouer Handelsmesse - früher Kantoner Messe genannt - zweimal jährlich statt. In der südchinesischen Stadt soll die größte Exportausstellung Chinas die Erfolgsgeschichte der Boomregion Guangdong fortschreiben, die Messe gilt als Gradmesser für die Leistungskraft der chinesischen Wirtschaft.

Auf der unlängst beendeten 95. Guangzouer Messe gab es mehr als 27.000 Stände, bei denen die Aussteller rund 150.000 Produkte feilboten. So wurden zunächst vom 15. bis 20. April Rohstoffe, Maschinen, Textilien, Nahrungsmittel und Gesundheitsprodukte angeboten. Vom 25. bis zum 30. April präsentierten sich dann chinesische Hersteller von Heimmöbeln, Büroausstattungen, Geschenken und Dekorationen. Und an jedem Messetag bildeten sich am Eingang des Messegeländers bereits am frühen Morgen lange Schlangen. Ein Mitarbeiter sagte uns, dass er innerhalb einer Stunde mehr als 100 potentielle Kunden fotografieren musste, damit er ihnen Dauerkarten ausstellen konnte.

Die Firma Binlong gehört zu den Unternehmen, die zum ersten Mal auf der Guangzhouer Exportmesse präsent waren. Das im ostchinesischen Ningbo ansässige Unternehmen hat sich vor allem auf die Anfertigung von Daunenjacken spezialisiert. Seit der Unternehmensgründung im Jahr 1991 hat sich das Geschäft der Firma ständig vergrößert. So wurden im vergangenen Jahr mehr als 6 Millionen US-Dollar erwirtschaftet. Yu Juxian ist Generaldirektorin der Firma Binlong. Dass die erste Präsentation ihres Unternehmens auf der Guangzhouer Handelsmesse so erfolgreich sein würde, hat sie überrascht, und natürlich vor allem gefreut:

„Ich habe nicht erwartet, dass so viele Käufer zu Gesprächen in unseren Pavillon kommen. Schließlich sind wir im Vergleich zu anderen Ausstellern eher fremde Gesichter. Bereits am zweiten Tag hatten wir mit mehr als 50 Käufern gesprochen. Am dritten Tag war die Situation noch besser. Binnen eines Tages haben wir dann 10 Geschäfte abgeschlossen."

Im Unterschied zum Daunenjacken-Hersteller Binlong ist die Unternehmensgruppe Greencool ein Stammaussteller bei der größten Exportmesse Chinas. Schon an dem 460 qm großen Pavillon in Form eines Schiffes sieht man, dass es sich um ein großes Unternehmen handelt. Dabei symbolisiert das Schiff sowohl die Fahrt zum weiteren Erfolg, wie auch die landesweit führende Position des Unternehmens als Hersteller von elektrischen Haushaltsgeräte und Heimelektronik.

Bei der Messe war nicht nur die Dachgesellschaft Greencool selbst präsent, sondern auch einige ihrer Tochtergesellschaften. Dazu gehört die Firma Kelong Elctronics, und Firmenvertreter Gao Qiang erklärte uns die werbewirksame Funktion der Guangzhou- Exportmesse:

„Die Guangzhou- Exportmesse gilt als bestes Schaufenster zur Außenwelt. Davon profitieren insbesondere Unternehmen unserer Größe. Es handelt sich schließlich um Chinas größte Handelsmesse seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Auch im Ausland hat sich die Messe einen Namen gemacht. Die werbewirksamen Faktoren wirken sich sehr positiv auf die Produkte aller Aussteller aus."

Auch die wachsende Zahl der Aussteller zeigt, dass zahlreiche chinesische Unternehmen der Beteiligung an der Guangzhouer Exportmesse große Bedeutung beimessen. Und den Einkäufern bietet die Messe wiederum eine Plattform, sich über chinesische Unternehmen und deren Produkte zu informieren.

Muhanmmad Ahsan Khan ist Textilhändler aus Pakistan. Er hat bereits mehrfach die Guangzhouer Messe besucht, und jedes Mal mit gewissen Ergebnissen:

„Ich war inzwischen vier Mal auf der Guangzhou- Messe. Für ausländische Einkäufer ist es eine gute Gelegenheit für Geschäfte mit einem vielfältigen Angebot. Hier findet man alles, was es gibt."

Huang Shiqiang ist Obst-Großhändler aus Malaysia. Bereits seit Anfang der 80er Jahre kommt er nach Guangzhou zur Messe. Zu seinen Eindrücken über die Veränderungen der größten Handelsmesse Chinas in den letzten Jahrzehnten sagte er:

„Im Vergleich zur Ausstellung vom 1983 hat sich die Exportmesse mittlerweile um das 3- bis 4 Fache vergrößert. Besonders erwähnenswert ist die Qualitäts-Verbesserung der chinesischen Waren."

Aus Angst vor Ansteckung SARS waren im vergangenen Jahr viele Ausländer der Messe fern geblieben. Im Vergleich zum Rückschlag der letzten Frühjahrsmesse erbrachte die diesjährige Ausstellung nun ein großes Wachstum der Geschäftsabschlüsse. Dabei gab es nicht nur direkte Gespräche zwischen Ausstellern und Käufern, sondern darüber hinaus auch Geschäftsverhandlungen per Internet, die am Rande der Messe parallel verliefen.