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Das Schulsystem und die Hochschulaufnahmeprüfung „Gao Kao" in China
  2013-11-24 20:33:15  cri

Herzlich willkommen zum Frageblock „Sie fragen, wir antworten". Heute möchten wir Ihnen auf Wunsch unseres Stammhörers Siegbert Gerhard aus Frankfurt am Main das Schulsystem in China etwas näher vorstellen. Herr Gerhard schrieb uns in seiner E-Mail:

M: „Liebe Freunde von Radio China International,

Das CRI-Panorama mit seiner breitgefächerten Themenvielfalt und bester Musikauswahl ist informativ und unterhaltend und damit bestes Infotainment. CRI-Panorama gehört zu meinen Lieblingssendungen.

Heute habe ich einige Fragen zu Schulen und Bildung:

Wie ist das chinesische Schulsystem aufgebaut? Gibt es Privatschulen? - Kosten sie Schulgeld?

In Deutschland kommt die einheitliche Abiturprüfung. Wie ist das in China geregelt?

Herzliche Grüße aus Frankfurt am Main nach Beijing!"

Ja, liebe Hörer und lieber Herr Gerhard, diese Fragen beantworten wir sehr gern und erzählen daher heute etwas mehr über das Schulsystem bzw. die allgemeine Schulpflicht in China. Zuerst einmal möchten wir darauf hinweisen, dass es in China eine allgemeine Schulpflicht von neun Jahren gibt.

In China leben derzeit rund 1,4 Milliarden Menschen. 300 Millionen davon sind Kinder. Die Älteren zu respektieren und die Jungen zu schützen ist eine Tradition in China und wird als hohe Tugend betrachtet. Daher ist die Fürsorge für die Jugend und die zukünftigen Generationen in China ein stets aktuelles Diskussionsthema.

Seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik in China im Jahr 1978 haben die staatlichen Bildungsausgaben stetig zugenommen. Im Jahr 2012 machten die Ausgaben für das Bildungswesen bereits über vier Prozent von Chinas Bruttosozialprodukt aus und werden noch weiter ansteigen.

Wie bereits erwähnt gibt es in China eine neunjährige Schulpflicht. Im Alter von sechs bis sieben Jahren beginnt in China für alle Kinder der Grundschulunterricht. Die Grundschule dauert sechs Jahre. Danach besucht jedes Kind drei Jahre lang die Unterstufe der Mittelschule. Insgesamt sind also neun Jahre Schulunterricht Pflicht für alle Kinder. Danach müssen sich die Schüler und ihre Eltern entscheiden, ob sie die Oberstufe der Mittelschule oder eine Berufsfachschule besuchen wollen. Eine weitere Alternative sind die vielen Fachoberschulen. Viele Schüler in chinesischen Städten besuchen die Oberstufe der Mittelschule, diese dauert wiederum drei Jahre. Danach können sie an der Hochschulaufnahmeprüfung, dem so genannten „Gao Kao" teilnehmen.

Immer mehr Mittelschulabsolventen besuchen jetzt die Berufsfachschulen oder Fachoberschulen. Sie erwerben also nicht nur Wissen, sondern sammeln auch praktische Erfahrungen. Gerade deswegen zeigen Firmen an diesen Schulabgängern ein immer größeres Interesse. Dementsprechend niedrig ist die Arbeitslosenquote von Abgängern von Berufsfachschulen oder Fachoberschulen.

In den ländlichen Regionen ist die neunjährige allgemeine Schulpflicht seit ein paar Jahren gebührenfrei. Die Schüler, beziehungsweise ihre Eltern müssen während der allgemeinen Schulpflicht nur die Lehrbücher, Arbeitshefte und Schreibutensilien selbst kaufen. Die restlichen Kosten übernimmt der Staat. In den chinesischen Städten aber ist die allgemeine Schulpflicht von neun Jahren noch nicht gebührenfrei. Eltern müssen jedes Schuljahr noch 150 bis 300 Yuan Schulgeld bezahlen. Die Zahl der Kinder, die nicht zur Schule gehen, ist heute in China verschwindend gering. Die Einschulungsrate bei den schulpflichtigen Kindern beträgt rund 99 Prozent.

Die Schulbücher in China wurden vor einigen Jahren auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Kriterien ausgearbeitet. Besondere Beachtung wurde dabei der Förderung der Fähigkeiten der Schüler geschenkt. Das in den Büchern vermittelte Wissen ist praxisbezogener und anschaulicher als noch in der Vergangenheit.

Liebe Hörer und lieber Herr Gerhard, es gibt in China aber natürlich auch Privatschulen, alleine in Beijing gibt es rund 80 bis 90 Privatschulen. Natürlich kosten diese Schulgebühren. Diese sind viel höher als an öffentlichen Schulen und belaufen sich normalerweise auf 15.000 bis 40.000 Yuan RMB pro Jahr, umgerechnet etwa 2.000 bis 5.000 Euro.

Heutzutage wollen viele Schüler nach ihrem Mittelschulabschluss studieren – besonders in den Städten. Einer Statistik zufolge studieren im laufenden Jahr fast 75 Prozent aller Mittelschulabsolventen in China weiter, entweder an Hochschulen oder an Fachhochschulen. In Großstädten wie Beijing oder Shanghai haben sogar über 80 Prozent der Abiturienten die Möglichkeit, an einer Universität zu studieren. Fächer wie Computer-Technik, Biologie, Umweltwissenschaft, Medizin, Architektur, Physik, Finanzwesen, Wirtschaft und Handel, Management, Jura und Soziologie, Kunstdesign aber auch Branchen wie die Hochseeschifferei oder das Zollwesen erfreuen sich bei den chinesischen Schülern wachsender Beliebtheit. Wer in einem dieser Fächer einen Abschluss macht, der hat es auf dem Arbeitsmarkt leichter, einen guten Job zu finden.

Normalerweise dauert ein Studium an einer chinesischen Hochschule vier Jahre. Für den Master-Titel muss ein Student je nach Fachrichtung noch zwei oder drei Jahre dranhängen. Bis es jedoch so weit ist, muss man zuerst die landesweite Hochschulaufnahmeprüfung bestehen. Das ist so ähnlich wie die einheitliche Abiturprüfung in Deutschland. Das sogenannte „Gao Kao" findet jedes Jahr in ganz China an einem Tag im Juni statt. Die Punktezahl im „Gao Kao" entscheidet darüber, auf welche Universität ein Schüler gehen darf.

Chinas Hochschulen sind in drei Klassen unterteilt. Oftmals ist es so, dass die Studiengebühren für die Hochschulen erster Klasse niedriger sind. Gebühren an öffentlichen Universitäten gibt es in China erst seit 1997. Heute variieren die Gebühren je nach Universität zwischen 5.000 und 25.000 Yuan RMB pro Jahr. Die öffentlichen Hochschulen erhalten vom Staat leichter finanzielle Unterstützung. Daher verlangen diese Hochschulen in der Regel niedrigere Studiengebühren als Hochschulen, die ohne staatliche Unterstützung auskommen müssen. Die Studiengebühren von Hochschulen, die privat verwaltet werden, sind oft doppelt oder sogar drei bis vier Mal so hoch wie jene der öffentlichen Hochschulen.

Neben Studiengebühren muss ein Student für seine Lebenskosten pro Monat zusätzlich noch etwa 1.000 bis 2.000 Yuan RMB einplanen. In den meisten Fällen werden die Studiengebühren und die Lebenskosten eines Studenten von dessen Familie getragen. Natürlich gibt es auch Stipendien oder Studienbeihilfen. Ihre Höhe hält sich in der Regel aber in Grenzen. Einige Studenten müssen bei der Bank einen Kredit beantragen, um über die Runden zu kommen.

Soviel, liebe Hörer, zu den Fragen zum chinesischen Schulsystem und die Hochschulaufnahmeprüfung „Gao Kao".

Text und Gesprochen von Lu Shan

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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