Das Leben der Ausländer in Harbin
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„Ich komme aus Sevilla. Dort ist sehr ähnlich wie hier in Harbin. In der einen Stadt ist es oft 40 Grad, in der anderen minus 40."
Der Spanier Jose Veroz ist Manager der Harbin Hafei Airbus Firma. Im Gespräch lässt er gerne seinen spanischen Humor erkennen. Veroz kam vor vier Jahren nach Harbin, eine Stadt, von dem er damals noch gar nichts gehört hatte. Als er zum ersten Mal in der Stadt ankam, hat ihm vor allem die Kälte Schwierigkeiten bereitet.
„Der erste Winter hier war total furchtbar. Einmal als ich nach draußen ging, war die Temperatur bei Minus 25 Grad. Plötzlich erhielt ich einen Telefonanruf. Ich zog den Handschuh aus und nahm den Anruf entgegen. Schon nach fünf Minuten fühlte ich mich, dass ganz Harbin bereits an meiner Hand festgefroren war."
Neben der „Eiseskälte" gibt es noch andere Schwierigkeiten für Veroz, zum Beispiel bei der Arbeit. Was ihm zu Beginn Schwierigkeiten machte, waren die Kulturunterschiede und die andere Denkweise der Chinesen.
„Anfang gab es oft Differenzen zwischen mir und meinen Kollegen wegen der verschiedenen Denkweise. Aber wenn man die Meinungen der anderen geduldig anhört, und versucht sie zu verstehen, sind die Differenzen nicht mehr so groß. Wir haben alle ein gemeinsames Ziel."
Obwohl die Arbeit in Harbin nicht einfach ist, haben sich viele Ausländer bereits in die Stadt verliebt. Für Kim Nam Il, ein Kosmetikhändler aus Südkorea, ist Harbin bereits zu einer zweiten Heimat geworden.
„Ich habe mich schon an das Leben hier gewöhnt. Wegen des Geschäfts muss ich noch oft nach Südkorea zurückfliegen, wo ich mich schon nicht mehr wohl fühle. Ich habe das Gefühl, dass ich schon in Harbin integriert bin. Hier ist meine zweite Heimat."
Auch für Veroz ist die Kälte der Stadt auch nicht mehr so schrecklich.
„Wenn meine Frau in Spanien den Urlaub macht sagt sie immer, dass sie Harbin vermisst. Viele Spanier verstehen das nicht. Obwohl wir kein Chinesisch sprechen, genießen wir das Leben hier."
Masataka Minemura kommt aus Japan. Er ist als Manager einer Niederlassung der Handelsfirma Ito Chu in Harbin tätig. Vor dem Hintergrund der komplizierten chinesisch-japanischen Beziehungen glaubt er immer daran, dass Freundschaft das Wichtigste ist. Sein Sohn ist das beste Beispiel, weil er von klein auf in China aufgewachsen ist und jetzt nach Japan zurückkehrt, um die Mittelschule zu besuchen.
„Als er zum ersten Mal in Japan war, fühlte er sich wie ein Ausländer. Zwar ist er ein Japaner, aber nun hat er einen ganz anderen Blickwinkel auf Japan und sieht Japan objektiver. Für ihn ist es nicht immer einfach aber ich freue mich, das zu sehen."
Jose Veroz denkt, oft, dass die Welt nun in das chinesische Zeitalter eingetreten ist. Vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklung des riesigen Landes mahnt er oft dazu, die guten Traditionen des Landes nicht zu vergessen.
„Von der Entwicklung Chinas kann die ganze Welt profitieren, das ist sicher. Ganz wichtig für China ist es, den falschen Weg der Vergangenheit, den die Industrieländer beschritten haben, nicht erneut zu gehen. Vor vierzig oder fünfzig Jahren arbeitete man in Spanien sehr fleißig. Es gab einen ausgeprägten Sinn für die Familie. Heute ist davon fast nichts mehr zu sehen. China hat heute ein ähnliches Problem. Viele Kinder, vor allem aus den reicheren Familien, haben gar keine Lust zu arbeiten und leben nur auf Kosten ihrer wohlhabenden Eltern."
Nächstes Jahr endet der Arbeitsvertrag von Jose Veroz. Der Japaner Minemura hält weiter fest an seinem Traum. Der südkoreanische Händler Kim Nam Il hat sich in Harbin niedergelassen. Egal, ob die Stadt nur eine vorübergehende Etappe oder die Endstation in ihrem Leben ist, haben die Ausländer mit ihren Bemühungen schon fleißige Spuren in der Stadt hinterlassen.
Übersetzt von: Liu Xinyue
Gesprochen von: Liu Xinyue