Chinas erstes Tourismus-Gesetz ab 1. Oktober in Kraft
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Chinas erstes Tourismus-Gesetz wird am 1. Oktober in Kraft treten. Es hat zum Ziel, Rechte und Interessen der Touristen weitgehend zu schützen. Doch mit dem neuen Gesetz im Anmarsch haben viele Reisebüros ihre Preise für Ausflüge und Reisen schon kräftig angehoben. Behörden sagen, dass diese Preiserhöhung eine Rückkehr zu vernünftigen Preisen bedeuten würde.
Menschen, die sich für geführte Reisen interessieren, haben sicherlich festgestellt, dass es große Preisunterschiede für Reisen vor und nach dem 1. Oktober gibt. Die Nachfrage nach internationalen Touren ist um 50% gestiegen, während die Preise für Inlandstouren um 20 bis 30 Prozent gestiegen sind. Hat der jüngste Preisanstieg etwas mit dem neuen Tourismusgesetz zu tun? Li Lei, Vize-Chef der Justizabteilung bei der chinesischen Nationalen Tourismusverwaltung CNTA, erklärt es uns:
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Manche Reisebüros locken Touristen mit Preisen an, die viel niedrigerer ausgegeben sind, als die tatsächlichen Kosten. Während der Reisen werden Touristen oft aber veranlasst, in von Reisebüros festgelegten Läden einzukaufen, um die niedrigen Tourgebühren zu kompensieren. Diese Strategie, die auf Profit und Umsatz ausgerichtet ist kompensiert die Kosten, die allgemein als „Gebührenfreie Reisen" bekannt geworden sind. Diese unredliche Strategie verstößt gegen die Gesetze der Marktwirtschaft und wird sich negativ auf Touristen und die Tourismusbranche auswirken."
Li fügt hinzu, dass das Verbot sogenannter „Gebührenfreier Reisen" den Preisanstieg verursacht habe. Jedoch handelt es dabei um die Beseitigung von „verborgenen Regeln" auf dem Tourismus-Markt, daher bedeute der Preisanstieg lediglich die Rückkehr zu einem hochwertigen Reiseangebot mit fairem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Das, was chinesische Touristen am meisten beunruhigt, sind jedoch die verborgenen Kosten, die von erzwungenen Käufen und anderen Zusatzkosten stammen. Es gibt keine wirksamen Stellen, um Beschwerden von Touristen entgegen zu nehmen, die auf solche Probleme gestoßen sind. Liu Xiaojun, Chef der Justizabteilung von CNTA, verweist diesbezüglich darauf, dass Reisekosten mit der Umsetzung des neuen Gesetzes transparenter werden.
„Die versteckten und unfairen Kosten werden nun ans Tageslicht gebracht, und das rechtswidrige Einkommen wird durch gesetzliche Regelungen abgelöst. Verbraucher werden in der Lage sein nachzuvollziehen, wohin ihr Geld fließt. Das ist eine Rückkehr zur Vernunft aber kein ungerechtfertigter Preisanstieg."
Liu schlägt vor, dass Touristen ihr Geld klug ausgeben und nicht mehr auf vermeintliche Schnäppchen hereinfallen oder wegen versteckter Kosten draufzahlen sollten.
Jiang Tianbo, Generalsekretär der chinesischen Verbrauchervereinigung, erklärt uns:
„Touristen sollten günstige Angebote mit Vorsicht genießen. Manche denken 'je preiswerter desto besser' und nehmen Preise als einziges Kriterium für die Auswahl der Reise. Aber es gibt auf der Welt nun mal nichts umsonst. Daher müssen Touristen vorsichtig sein, wenn sie eine Reise buchen. Besser, man liest das Kleingedruckte im Vertrag genau durch."
Angesichts der harten Konkurrenz zwischen sechsundzwanzigtausend Reiseagenturen werden Preisanstiege ohnehin schon den Verlust von Kunden zur Folge haben. Die meisten Agenturen würden sicher auch nicht versuchen, die Situation noch zu verschlimmern, hieß es.
Die Nationale Tourismusverwaltung betonte zugleich, dass sie rechtswidriges Vorgehen untersuchen, und die Abrechnung von Gebühren genauer unter die Lupe nehmen werde.
Gesprochen von: Yan Wei
Übersetzt von: Qiu Jing