20130911-ball
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Als ich beim Interview erfahren habe, dass die chinesische Mannschaft vergangenes Jahr in Mannheim den Meistertitel gewonnen hat, konnte ich das kaum glauben. Doch Lukas Eichler, der letztes Jahr mitgespielt hat meinte, die chinesische Mannschaft wäre gar nicht so schlecht wie manche Leute denken.
"Die chinesische Mannschaft ist sehr laufstark, sehr zweikampfstark, die geben keinen Ball verloren, rennen hin und her. Technisch sind sie auch sehr gut. Ich habe keine Schwächen entdeckt. Die chinesische Mannschaft wird sehr früh auf Technik geschult. Ich würde sagen, die chinesische Mannschaft ist nicht viel schlechter, man könnte sogar sagen ebenbürtig."
Wie Lukas berichtet, ist die chinesische U-16-Mannschaft so gut wie die deutsche. Aber die Erwachsenen-Mannschaft Chinas zählt noch nicht einmal zu den besten zehn in Asien, obwohl schon Asien verglichen mit dem Rest der Welt nicht besonders stark im Fußball ist. Mit dieser Frage habe ich Herrn Schlappner konfrontiert, er war vor 20 Jahren Trainer der chinesischen Nationalelf. Seiner Meinung hat die Leistung der Nationalmannschaft nachgelassen.
"Und ich sage stetig: Die Chinesen können Fußball spielen. Aber sie müssen ihre eigene Identität berücksichtigen. Man kann nicht den spanischen Fußball, den englischen Fußball oder den deutschen Fußball komplett transferieren. Man kann Teile daraus verwenden, aber die Grundlage ist das chinesische Spiel. Das kann schnell sein, sehr beweglich, hat gute Dribblings und was die anderen besser können, wie Konstitution, Zweikampfstärke, das lernt man dazu. Das ist aber nur ein Mosaik. Die Grundlage muss die chinesische Identität sein. Man muss die Spieler auch dazu erziehen, mit Patriotismus ins Spiel zu gehen. Sie sind Chinas Fenster in die Welt, das Fenster des chinesischen Sports."
CRI-Korrepondenten Yan Wei (l.), Kong Jie (r.) und Schlappner
Beim zweitägigen Jugendturnier hat eine Mannschaft aus der Provinz Jiangsu endlich den Meistertitel gewonnen, und die Mannschaft aus Mannheim den zweiten Platz. Die chinesischen Spieler haben vieles von den Gegnern gelernt, die Trainer und die Lehrer für Schulsport haben beim Unterricht vom Herrn Schlappner auch gelernt, wie man den Jungendfußball noch besser fördern kann. Ob es inakzeptabel ist, zweimal in Folge keinen Titel zu bekommen? Schlappner hat über diese Frage gelacht. Für ihn und seine Mannschaft ist das Ergebnis nicht das Wichtigste.
"Durch die Weltsprache Fußball entwickelt sich ganz schnell Freundschaft und Sympathie. Mir kommt es darauf an, dass die deutschen Jungs China kennen lernen. Ich kenne mich in China aus. Die deutschen Politiker kennen China nicht so gut wie ich. Ich ärgere mich, dass über China viel Quatsch geredet wird. Die Jugendlichen die hier dabei sind, sind ja von der Schule freigestellt. Und schon am zweiten Tag sagen die Jugendlichen, 'Das haben wir uns ganz anders vorgestellt. China ist ja ganz anders als wir zu Hause berichtet kriegen. Die Leute sind freundlich, das Stadion ist toll...'
Das ist genau das was ich will. Und das ist für mich wichtig. China und die Menschen kennen zu lernen, Freundschaften zu schließen, Sympathien zu gewinnen, als das Spiel zu gewinnen. Dieses Spiel wird benutzt, um zwischen China und Deutschland Freundschaften zu aktivieren, vor allem unter jungen Leuten. Ich kenne China ja schon, ich bin zu Hause hier. Das ist hier meine zweite Heimat und ich fühle mich wohl hier und meine Familie fühlt sich wohl, wenn wir gemeinsam in China sind."
Erfasst und Gesprochen von Kong Jie