Binglingsi – Höhlentempel und Grottenkunst
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Die Provinz Gansu in Nordwestchina ist eine Spitzendestination für Reisende, die sich auf die Spuren der alten Seidenstraße begeben wollen. Gansu beherbergt viele berühmte Poststationen dieser antiken Handelsroute, darunter auch Dunhuang. Dort gibt es viele buddhistische Grotten und den wundervollen Jiayu-Pass. Der Tempel Bingling im Osten der Provinz, wo sich auch zahlreiche buddhistische Grotten befinden, ist eine weitere Sehenswürdigkeit entlang der Seidenstraße.
Eine zweistündige Busreise von Lanzhou, Hauptstadt der Provinz Gansu, bringt Sie zu dem Stausee Liujiaxia. Dort verengt sich der Gelbe Fluss und erzeugt damit genügend Strom für die Mehrheit der nordwestchinesischen Bevölkerung.
Dann steigen Sie in ein Boot ein und fahren von Liujiaxia aus nach Norden. Nach 40 Minuten Fahrt begleitet von den Rotsandstein-Klippen entlang des Gelben Flusses erreichen Sie den Bingling-Tempel.
Zum Bingling-Tempelkomplex gehören 216 Grotten, die mehr als 800 Buddha-Statuen beherbergen. Die Statuen sind in die Rotsandstein-Klippen eingebettet, als ob sie am Ostufer stünden und den Gelben Fluss überschauten. Der größte Buddha ist 27 Meter hoch und geht auf die Tang-Dynastie zurück.
Cao Xuewen, Vizedirektor des Zentrums für Schutz und Erforschung des Bingling-Tempels, erklärt die historische Bedeutung der Grotten:
„Die Bingling-Tempel-Grotten sind die frühesten Felsenhöhlen, die den Gelben Fluss entlang ausgegraben wurden. Außerdem haben die Bingling-Tempel-Grotten die früheste Inschrift von Annalen unter allen Felsenhöhlen Chinas. Sie reflektieren vielfältige Einflüsse von unterschiedlichen buddhistischen Gruppierungen."
Cao fügt noch hinzu, dass im Vergleich zu den anderen chinesischen Grotten die Binglingsi-Shiku innerhalb einer längeren Zeitspanne aufgebaut worden seien:
„Die Bingling-Tempel-Grotten sind innerhalb einer längeren Periode entstanden. Die Statuen der Yungang- und Longmen-Grotten stammen jeweils aus dem 5. beziehungsweise 9. Jahrhundert. In den Bingling-Grotten sind die Figuren vom 4. bis zum 10. Jahrhundert entstanden und haben zehn Dynastien der chinesischen Geschichte erlebt."
Pan Shutang ist Mönch im Bingling-Tempel. Er sagt, die Grotten seien für die Erforschung der Entwicklung des Buddhismus in China von äußerst großer Bedeutung:
„Die Geschichte des Tempels geht fast 1600 Jahre zurück. Und besonders nach der Ming-Dynastie wurden hier Grotten nach dem Stil des tibetischen Buddhismus gebaut."
Die Bingling-Tempel-Grotten sind nicht nur eine Fundgrube für Wissenschaftler. Auch Hobby-Forscher kommen in Gansus beeindruckendstem Grottenkomplex auf ihre Kosten.
Übersetzt von Liu Yuanyuan
Gesprochen von Yu Yue