Online-Service für Alterspflege erregt Kontroverse
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Eine von Chinas größten Shopping-Seiten, Taobao.com, bietet auf seiner Webseite immer Alterspflege-Services zum Kauf an.
Diese Dienstleister bieten zum Beispiel gegen Bezahlung Besuche bei den Eltern an, erledigen Einkäufe oder plaudern einfach mit ihnen. Die Frage, ob kommerzielle Anbieter die Rolle von Kindern älterer Menschen ersetzen können, erregt in China die Gemüter.
In China trat zum 1. Juli das Gesetz für den Schutz der Rechte und Interessen der Älteren in Kraft. Das Gesetz fordert Kinder dazu auf, die alternden Eltern regelmäßig zu besuchen. Mittlerweile wurden bereits mehr als 100 neue Online-Dienstleister registriert, die entsprechende Besuchsdienstleistungen anbieten.
Solche Dienstleistungen bieten den Chinesen eine Alternative für die Pflege ihrer Eltern, wenn sie zu beschäftigt sind, um ihrer Verpflichtung nachzukommen. Die Kosten reichen von 10 bis 2.000 Yuan.
Jedoch bezweifelt Sun Chunchen, ein Experte der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, das Marktpotential des neuen Geschäfts. Er meint, wesentliche Grundlage für die Beziehung zwischen Eltern und Kindern sei der persönliche Respekt. Dieser lasse sich nicht kommerziell handeln.
„Für manche gilt es als gewinnbringendes Geschäft, die Eltern von Fremden gegen Bezahlung zu besuchen. Wir müssen jedoch erst einmal abwarten, ob sich das Geschäft auf dem Markt behaupten kann. Meiner Meinung nach fordern solche Dienstleistungen unsere traditionellen Moralvorstellungen heraus. Mit dem Respekt vor den Eltern lassen sich keine Geschäfte machen."
Der neue Alterspflege-Service stößt zwar auf reges Interesse, jedoch haben bisher nur wenige den Dienst auch tatsächlich in Anspruch genommen. Laut einem Online-Shop-Betreiber fragen zwar viele nach, bestellt haben den Service aber bisher nur wenige.
Zu dem kuriosen Service äußerten die Menschen unterschiedliche Ansichten.
„Meiner Meinung nach ist es die persönliche Verpflichtung der Kinder, die Eltern regelmäßig zu besuchen. Das kann man nicht einfach an Fremde delegieren."
„Ich sehe darin kein Problem. So ein Service kann den Besuch der Kinder natürlich nicht ersetzen, aber zumindest gibt es den Eltern ein wenig Trost, wenn die Kinder keine Zeit haben."
Der Rechtsanwalt Tian Maotong weist außerdem darauf hin, dass dieses Geschäft auch rechtliche Probleme zwischen Kunden und Betreibern des Online-Shops aufwirft.
„Wenn der Dienstleister die Eltern seiner Kunden bei der Durchführung des Vertrages aus Versehen verletzt, sollte Taobao dafür die Verantwortung übernehmen. Taobao muss auch haften, wenn während des Besuchs ein Unfall passiert."
Ein Bericht chinesischer Forschungszentren zur Alterung der Bevölkerung prognostiziert, dass die Zahl der über 60-jährigen in China zum Ende des Jahres 202 Millionen erreichen wird. Dies entspricht 14,8 Prozent der Gesamtbevölkerung. Gleichzeitig geht die Zahl der Berufstätigen weiter zurück.
Viele ältere Menschen sind einsam und leiden an Depressionen. Vielleicht einfach deshalb, weil ihre tatsächlichen Bedürfnisse - der Kontakt zu den eigenen Kindern-, vernachlässigt wird.
Übersetzt von Liu Yuanyuan
Gesprochen von Li Yanping