Vor kurzem erregte eine chinesische Landkarte großes Aufsehen in der Netzgemeinde. Auf einer Karte sind umfangreiche Informationen über verschiedene Dialekte in China erfasst. Dazu zählt zum Beispiel die Bezeichnung oder die Verbreitung der Dialekte.

Die Dialekte der chinesischen Sprache kann man hauptsächlich in sieben Hauptkategorien einteilen. Die meisten untergeordneten Sprachen sind in ost- bzw. südchinesischen Provinzen verbreitet. Manchmal liegen die Gebiete, in denen völlig unterschiedliche Dialekte gesprochen werden, nur wenige Kilometer voneinander entfernt.

Zhao Shu aus dem Beijinger Institut für Kultur und Geschichte ist in der chinesischen Hauptstadt geboren und aufgewachsen.

"Ich bin ein Beijinger. Das Wort Gasse zum Beispiel heißt im Beijinger Dialekt 'Hutong'. Wenn Sie vor einem Beijinger das Wort auf Hochchinesisch aussprechen, fällt es ihm vielleicht schwer, das Wort richtig zu verstehen."

Der Charme der Dialekte liegt darin, dass mit verschiedenen Tönen und unterschiedlichen Ausdrucksformen dieselbe Sache beschrieben wird. Zhao Shu sagt, diese Besonderheit sei ein Merkmal der chinesischen Kultur.

"Man kann sagen, ein Dialekt ist wie eine lebende Kultur, die sich im Laufe der Zeit ständig weiterentwickelt. Ohne lokale Sprache kann es auch keine lokale Kultur geben."

Doch die Urbanisierung und damit verbundene Landflucht in China stellt die Zukunft der lokalen Dialekte auf eine harte Probe. Mehrere chinesische Städte haben ihre Bemühungen zum Schutz dieses immateriellen Kulturerbes verstärkt. Dazu zählt vor allem auch die Hauptstadt Beijing.

Dem Beijinger Dialekt ist eines der Markenzeichen Beijings, dem in letzter Zeit immer mehr Aufmerksamkeit zuteil wird. Die Stadt bemüht sich, den Dialekt zu bewahren. Er spiegelt den humorvollen Charakter der Beijinger wieder. Auch der Beijinger Dialekt ist vom Aussterben bedroht. Seit einiger Zeit gibt es Versuche der lokalen Regierung, den Dialekt vor dem Aussterben zu bewahren.

Der 65-jähriger Gao Guosen lebt in einem Hutong in der Nähe von Xuanwumen im Stadtbezirk Xicheng. Seit fünf Generationen lebt seine Familie in Beijing. Daher wurde der waschechte Beijinger als Sprecher für ein städtisches Schutzprogramm ausgewählt. Gao erläutert uns die Notwendigkeit, den Beijinger Dialekt zu schützen.

"Eines Tages hörte ich im Bus wie jemand sagte 'Wir steigen an der Station Qianmener aus'. Aber tatsächlich sprechen wir nur drei Namen aller Tore des antiken Beijings mit einem Auslaut von ‚er' aus, nämlich 'Dongbianmener', 'Xibianmener' und 'Guangqumener'."

Aber als langjähriger Beijinger weiß Gao manchmal auch nicht, wie man jedes chinesisches Wort im Beijinger Dialekt aussprechen soll. Dafür hat er viele Einheimische in Hutongs besucht, um die richtige Aussprache zu lernen.

"Zum Beispiel heißt das Wort Regenwurm auf Hochchinesisch 'Qiuyin'. Aber in Beijinger Dialekt sagt man 'Qushan' und die letzte Silbe muss stimmlos sein. Ehrlich gesagt, konnte ich mich auch nicht an die richtige Aussprache erinnern, bis ein geborener Beijinger mir davon erzählt hat."

Im Zuge der Entwicklung Beijings und dem Zuzug aus anderen Provinzen hört man in Beijing immer öfter Dialekte aus verschiedenen Landesteilen. Daher sprechen Chinesen in Beijinger häufiger Hochchinesisch als den Beijinger Dialekt.

Der Stadtbezirk Xicheng, wo Gao Guosen lebt, zählt zu den ersten Bezirken, am Schutzprogramm für den Beijinger Dialekt teilnehmen. Als Ergebnis des Projektes soll eine umfassende Dialekt-Datenbank erstellt werden. So besteht vielleicht Hoffnung, dass der authentische Beijinger Dialekt nie verstummen wird.

Übersetzt von Zhang Chen

Gesprochen von Yin Fan