„Grünes" Gemüse aus Ningbo
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In der ostchinesischen Stadt Ningbo gibt es eine Biofarm, die in der ganzen Provinz Zhejiang bekannt ist. In dem chemiefreien Landwirtschaftsbetrieb wird ohne Pestizide, Kunstdünger, Herbizide oder Hormone gearbeitet…
Auf der von sieben Familien bewirtschafteten Bio-Farm werden Reis, Obstbäume, Bohnen und Gemüse kultiviert. Zhu Shenghai, ein lokaler Bauer, hat den Betrieb vor drei Jahren gegründet. Er wollte Wege erforschen, in Ningbo sichere Lebensmittel anzubieten. Mit 20 Millionen Yuan, also etwa 2,4 Millionen Euro, aus einem von 80 Teilhabern angelegten Fonds wurde der Aufbau finanziert. 2010 hat Zhu dann fast 70 Hektar Land gepachtet.
„Chemiefreie Landwirtschaft spielt bei Lebensmittelsicherheit die bedeutendste Rolle. Wir laden Bewohner von Ningbo ein, sich die Produktion anzusehen."
Zhu erklärt, dass die Farm in einem vollständig abgeschlossenen Öko-Kreislauf funktioniere. Nicht verkauftes Gemüse wird als natürlicher Dünger verwendet oder an die Tiere verfüttert. Gleichzeitig wird mit dem Dung von Hühnern, Enten und Schweinen wieder der Boden fruchtbar gemacht.
Ökologischer Landbau beinhaltet Höhen und Tiefen: Im ersten Jahr hatte Zhu mit einem riesigen Rückschlag zu kämpfen. Die unbehandelten Felder wurden von Schädlingen angegriffen. Die Ernte war fast vollständig verloren. Im folgenden Jahr engagierte Zhu professionelle Landwirtschaftswissenschaftler, um biologische Schädlingsbekämpfungsmethoden zu entwickeln.
„Die Produktion auf der Farm verläuft komplett ohne Chemie. Anstatt mit Pestiziden regulieren wir den Schädlingsbefall mit deren natürlichen Feinden."
Schädlingsbekämpfung sei nicht so einfach, wie man sich das vorstellt, berichtet Zhu weiter. Am einfachsten ist der chemische Ansatz. Immer mehr Forschungen haben aber ergeben, dass Pestizide für Menschen genauso schlecht sein können wie für Schädlinge. Der Bio-Farmer setzt deshalb auf natürliche Methoden: Marienkäfer, Bienen und Milben. Noch in der Experimentierphase hat sich das biologische Verfahren bereits bewährt.
Bei all dem Aufwand ist es nicht verwunderlich, dass biologisch angebaute Lebensmittel teurer sind als herkömmliche. Auch Zhus Produkte kosten mehr, außerdem sehen sie nicht so schick aus wie ihre hochgezüchteten Konkurrenten. Für Zhu ist die beste Verkaufsmöglichkeit der digitale Marktplatz. Mit seinem Onlineshop zielt er auf die Stadtbewohner.
„Die Kunden loggen sich im Internet ein, um in diesem Shop Produkte zu kaufen. Dann werden diese Produkte direkt von der Farm zu den Kunden nach Hause geliefert. Damit ist die Lebensmittelsicherheit garantiert.
Mehr als 2.000 zumeist junge Käufer mit einem ausgeprägten Sinn für Umweltbelange und Lebensqualität sind auf der Webseite registriert.
Unter den verschiedenen Produkten, die zum Verkauf stehen, gibt es sogar Fleisch. Schweine und Hühner, die auf der Farm gezüchtet werden, sind am beliebtesten. Zhu Shenghai:
„Die Schweine sind schlanker, weil sie mit Gemüse gefüttert werden und Gehäckseltem, ohne Chemikalien und Hormone."
Zhus Schweine wachsen langsamer. Zehn Monate dauert es, bis sie 100 Kilo oder mehr erreichen und verkauft werden können. Ein längerer Wachstumszyklus wirkt sich positiv auf die Qualität des Fleisches aus.
Obwohl Zhus Produkte beliebt sind, macht er noch immer nicht viel Profit. Der Bio-Farmer hofft, seine Produktion zu erhöhen und damit Kosten zu senken. Er sagt, er sei auf einen langen Kampf für grüne Lebensmittel vorbereitet.
Übersetzt von Marie Müller-Diesing
Gesprochen von Lü Xiqian