Michael Mwalupindi

Es ist ein ganz normaler Arbeitstag für Michael Mwalupindi. Zurück von einer Dienstreise aus Hangzhou ist er gerade erst in sein Büro in Yiwu eingetreten, als seine beiden Handys zu schrillen beginnen. Der geschäftige Unternehmer nutzt das laufende Telefongespräch mit dem Kunden, um seinen PC einzuschalten und das Faxgerät nach neuen Benachrichtigungen zu checken.

Seit der Gründung seines Unternehmens Anfang dieses Jahres hat sich der afrikanische Kaufmann bereits an seinen Full-Time-Job gewöhnt.

Michael Mwalupindi wurde in Mbeya, im Süden Tansanias geboren. Der 31-Jährige kam 2005 nach China um an der Zhejiang Universität Internationalen Handel zu studieren.

Schon als kleines Kind hatte er den großen Traum eines Tages ein erfolgreicher Unternehmer zu sein. Doch dass er sich gerade in Yiwu niedergelassen hat, um sein Geschäft aufzubauen, hat einen weiteren, ganz besonderen Grund.

"Meine jetzige Frau war meine Kommilitonin an der Universität Zhejiang. Sie ist Chinesin, und wir leben zusammen in Yiwu. Die Stadt liegt in der Nähe von Hangzhou und verfügt über günstige Verkehrsverbindungen. Außerdem wird Yiwu von vielen als das ‚Paradies' für StartUp-Unternehmer bezeichnet."

Obwohl Michael jahrelang in China gelebt hat und fließend Chinesisch spricht, wusste er dennoch, dass es nicht einfach ist, ein Geschäft im Ausland zu betreiben. Als seine Frau ihm offenbarte, dass sie nicht in einem gemeinsamen Familienbetrieb arbeiten wolle, begann er zu zweifeln. Doch dann lernte er Huang Jianqiang, einen geschickten und vertrauenswürdigen Unternehmer. Der in Yiwu geborene Huang wollte mit Michael ins Geschäft steigen.

"Ich bin in Yiwu geboren und aufgewachsen. Es gibt viele afrikanische Unternehmer in meiner Stadt. Ich habe Michael auf dem Begräbnis einer gemeinsamen Freundes kennen gelernt. Unsere Beziehung wurde immer enger und vertrauensvoller, so dass wir uns schließlich entschieden, zusammen ein Unternehmen zu starten."

Offiziellen Angaben zufolge machen mehr als 380.000 Unternehmer aus über 100 Ländern ihre Geschäfte in Yiwu. 80.000 davon kommen aus Afrika. Dank ihrer niedrigen Preise und guter Qualität lassen sich die in Yiwu hergestellten Kleinartikel wie Handwerkskunst, Schmuck, Kosmetikartikel usw. in vielen afrikanischen Ländern sehr gut verkaufen. Gleichzeitig sind afrikanische Produkte wie Bronzewaren aus Benin, Ebenholz aus Tansania, südafrikanische Diamanten, Steinskulpturen aus Simbabwe und Musikinstrumente aus Mosambik auf dem chinesischen Markt heiß begehrt.

Nach einer umfangreichen Marktanalyse und längerer Vorbereitung konnte Michael im November 2012 in Yiwu sein Im- und Export-Unternehmen eröffnen. Doch es gibt noch einen Dritten im Bunde: Ombeni Nanyaro, der ebenfalls aus Tansania stammt, ist zuständig für den Einkauf in Afrika. Die Zusammenarbeit zwischen den dreien laufe so gut, dass fast ein Brüdergefühl aufkommt, so Huang Jianqiang.

"Michael und Ombeni konzentrieren sich auf die Geschäftspartner in Afrika, während ich mich mit Kunden in China beschäftige. Ich habe die beiden nie als Ausländer betrachtet. Wir sind so eng, fast wie eine Familie. Ich bin der jüngste, wenn ich persönliche Probleme habe, dann frage ich meine älteren Brüder oft um Rat. Die Zusammenarbeit macht uns großen Spaß."

Dank des guten Teamworks hat Michaels Unternehmen bereits eine Vielzahl von Kunden gewonnen und zahlreiche Bestellungen bekommen. Die Geschäfte haben sich bereits auf die Region der Großen Seen Ostafrikas und sogar bis auf einige westafrikanische Staaten ausgebreitet.

Nach einem geschäftigen Arbeitstag geht Michael oft gegen 20:00 Uhr mit seinem chinesischen Partner Huang Jianqiang zu Abend essen.

Das ist eines der populärsten arabischen Restaurants in Yiwu, das bei afrikanischen Unternehmern sehr beliebt ist. In lockerer Atmosphäre und bei leckeren Gerichten ist das Restaurant eine ideale Plattform, um Information auszutauschen und persönliche Kontakte zu knüpfen. Michael ist überzeugt, dass jeder ausländischer Unternehmer in Yiwu seinen Traum verwirklichen kann, wenn er nur hart genug dafür arbeitet.

"Unser Plan ist es, ein zweites Büro in Guangzhou zu eröffnen. Aber wir wollen vorsichtig sein und erst expandieren, wenn sich alles stabil entwickelt hat. Mein jetziger Traum ist, ein Auto und ein eigenes Haus in China zu kaufen. So wie sich unser Unternehmen vergrößert, bin ich guter Dinge, dass es irgendwann so weit sein wird."

Übersetzt von Zhang Chen

Gesprochen von Xiao Lan